CD-Tipp: Marius Neset Jazz trifft moderne Klassik

Bonn · Der junge norwegische Saxofonist Marius Neset spielt mit dem Ensemble London Sinfonietta die eigene Komposition "Snowmelt": Ein Stück aus einem Guss.

Cover der neuen CD

Foto: ACT

Als talentiertester norwegischer Saxofonist seit Jan Garbarek ist Marius Neset bezeichnet worden. Mit seinem neuesten Musikprojekt kommt für den 31-Jährigen ein neues Attribut hinzu: der Unberechenbarste. Bewegte er sich bei der exzellenten Vorgänger-CD „Pinball“ auf den Spuren von Michael Brecker und Garbarek, öffnet er sich mit „Snowmelt“ nun der modernen Klassik, die er mit Jazz verschmilzt.

Zusammen mit seinem Jazz-Quartett und dem renommierten Klassikensemble London Sinfonietta hat er seine elfteilige Komposition eingespielt, die Hörerlebnisse Nesets verarbeitet. Im Mittelpunkt steht die wunderbare siebenteilige Suite „Arches of Nature“, die unter anderem Gustav Mahler und Igor Strawinsky zitiert. Béla Bartóks Musik klingt im elfminütigen Titelstück „Snowmelt“ an, in dem London Sinfonietta alsbald vom Kammermusikensemble zur strahlenden Big Band mutiert.

Die Stärke der CD ist der durch Nesets Spiel und Sound gewährleistete Fluss der Komposition. Ein Stück geht ins andere über, mutiert vom lyrisch hingetupften, quasi sinnierenden Werk zur rockig zupackenden, aggressiven Nummer. Ein Spiel mit Kontrasten, Temperamenten, Klangfarben und einem Saxofonisten, der schlichtweg begeistert.

Marius Neset, London Sinfonietta: Snowmelt (ACT)