Musik Kabarettist Hans Scheibner feiert 80. in Hamburg

Hamburg · Seinen 80. Geburtstag feiert der Kabarettist Hans Scheibner in seiner Heimatstadt Hamburg mit einer Mischung aus Lesung und Liederabend. Mit viel spitzzüngigem Humor zeigt der Jubilar, dass er nur auf dem Papier zum alten Eisen gehört.

 Hans Scheibner hat nichts von seiner Energie verloren.

Hans Scheibner hat nichts von seiner Energie verloren.

Foto: Daniel Bockwoldt

Die Luft im kleinen Saal der Laeiszhalle ist stickig, doch Hans Scheibner ist bestens aufgelegt, als er am Samstag - seinem 80. Geburtstag - vor das Hamburger Publikum tritt. Er trägt schwarze Jeans, weißes Hemd und Hosenträger und strotzt nur so vor Energie.

Statt sich an seinem runden Ehrentag in den Schaukelstuhl zu setzen und auf Erfolge zurückzublicken, teilt er sie lieber von der Bühne aus mit seinen Gästen - zu denen auch die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin Dagmar Berghoff, der Musiker Achim Reichel sowie Survival-Experte Rüdiger Nehberg gehören.

"Ich habe meine Biografie veröffentlicht", sagt Scheibner mit Blick auf sein gerade erschienenes Buch "In den Himmel will ich nicht!". "Schon 24-jährige Sportler schreiben ja heutzutage ihre Biografie. Bei mir ist es allerdings etwas dringlicher." Die ersten Lacher hat er damit auf seiner Seite. Sein Programm, mit dem er vom 14. September an auf Deutschland-Tournee ist, nennt er "Skandale und Liebe - Das Beste und Neueste aus 80 Jahren".

Es ist Lesung und Liederabend zugleich. Als Antwort auf ein Kapitel des Buches hat er immer ein Lied. Mühelos bringt er so die Dekaden zusammen. Man erfährt in den zweieinhalb Stunden viel über das Leben und Wirken, die Höhen und Tiefen des beliebten Satirikers. Er erzählt von seinen ersten Lebensjahren, in denen er mit seiner Familie in der Garage wohnen musste, wo es zu einem Plumpsklodrama kam. Er erzeugt Bilder im Kopf, wenn er die Zuschauer teilhaben lässt, wie er seinerzeit den staubsaugenden Intendanten einer Hamburger Avantgarde-Bühne mit den Zersägungsfantasien aus seinem ersten selbst geschriebenen Bühnenstück von seinem Talent überzeugte.

Und natürlich darf auch die Story nicht fehlen, wie aus dem Lästerlyriker eher zufällig der Mann mit dem Hit "Ich mag so gern am Fließband stehn" wurde, den er mit seiner vierköpfigen Band dann auch prompt darbietet. Scheibner schrieb sogar ein Stück deutsche Geschichte, als sein Lied "Achterndiek" 1977 unverhofft zur Anti-Atomkraft-Ballade bei den Demonstrationen in Brokdorf wurde. "Wir haben den Bau des Werks nicht verhindern können, aber wir waren dabei", sagt er mit geballter Faust. Und weil der Song satte neun Minuten dauert, rät er den Anwesenden: "Sie sollten sich bequem hinsetzen, damit Sie das auch durchstehen."

Sein Humor ist herrlich doppelbödig und listig - ohne sich an Prominenten abzuarbeiten. Was für ein begnadeter Texter Hans Scheibner immer noch ist, merkt man bei dem Stück "Im freien Fall" von seinem neuen Album "Und plötzlich ist der Himmel wieder offen". Es ist ein bittersüßes Lied über die Vergänglichkeit des Lebens. "So lange du fällst und fällst, ist es noch nicht vorbei", resümiert er darin.

Mit der Fernsehmoderatorin Sandra Maahn kramt er in gemeinsamen Erinnerungen. Altersmilde zeigt er sich beim Liebeslied "Diese Frau", in dem er seiner Schauspieler-Gattin Petra Milchert huldigt. Und natürlich darf auch sein Satire-Hit "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner" nicht fehlen, in dessen überarbeiteter Version nun auch das Volkswagen-Management sein Fett weg kriegt. Lauten Jubel gibt es am Ende für das Geburtstagskind. Ein schöneres Geschenk hätte sich Hans Scheibner nicht machen können.

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