„Raum ist Partitur“ - Ausstellung zum Beethoven Jubiläum im Künstlerforum Klänge suchen Bilder

Der Raum, seine jeweilige Eigenart und Gestaltung, seine „Raumparameter“, all das spielt im Werk des Komponisten und Klangkünstlers Johannes S. Sistermanns eine zentrale Rolle.

 Geiger Albrecht Maurer in der Ausstellung „Raum ist Partitur“ im Künstlerforum.

Geiger Albrecht Maurer in der Ausstellung „Raum ist Partitur“ im Künstlerforum.

Foto: Jo Hempel

Denn „einen Klang gibt es nicht ohne Raum. Ein Klang braucht Raum und kreiert ihn gleichzeitig“, wie es in den Erläuterungen zu einem seiner Projekte heißt.

Die Räume des Künstlerforums Bonn kennt Sistermanns dank einer Gruppenausstellung aus dem Jahre 2016 sehr gut. Jetzt sind diese Räume bis Anfang November gleichzeitig Aufführungs- und Ausstellungsort, denn in ihnen gehen die Komposition und die Ausstellung „Raum ist Partitur“ eine äußerst agile und assoziative Beziehung ein. Dass diese Beziehung intensiv erfahrbar ist, liegt an der konsequenten Verquickung der räumlichen Gegebenheiten samt Einbeziehung der präsentierten künstlerischen Arbeiten und der dort entstandenen Klänge.

Die von Sistermanns für dieses Projekt erstellte Komposition erklang erstmals zur Ausstellungseröffnung. Die Musiker Maria Jonas (Sopran), Bassem Hawar (irakische Djoze) und Albrecht Maurer (Fidel, Bratsche) hatten alle dieselbe dreisätzige grafische notierte Vorlage und spielten zusammen sowie gleichzeitig, aber nicht synchron. Sie begannen auf verschiedenen Positionen in Korrespondenz zu den künstlerischen Arbeiten und bewegten sich dann weiter durch den Ausstellungsraum.

Per Loop sind die Klänge der Uraufführung nun permanent in den Ausstellungsräumen zu hören. Je nach Zeitpunkt, Position und Wahrnehmung des Ausstellungsbesuchers übernehmen sie unterschiedliche Funktionen. Mal sind sie nur Hintergrundgeräusch, dann wieder untermalender Begleitklang, irritieren als akustischer Kontrapunkt oder erschließen sich intuitiv als kongenialer Kommentar zu den präsentierten Kunstwerken.

Mit den Arbeiten der bildenden KünstlerInnen Ulrike Arnold, Ingo Bracke, Rosa M Hessling, Gudrun Kemsa, Jochen Kitzbihler und Norvin Leineweber ist eine große Bandbreite zeitgenössischer Kunst vertreten. Sie reicht von Zeichnung, Malerei und Fotografie über Plastik, Performance und Installation bis zu Videokunst.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist Mauricio Kagels Beethovenzimmer, eine Leihgabe des Kunstmuseums Bochum. Die von Kagel mit Partituren Beethovens beklebte Filmkulisse entstand 1970. Damals drehte Kagel den Film „Ludwig van“ zum 200. Geburtstag des Komponisten.

Ein Bezug zu den Leitthemen der Beethoven Jubiläums GmbH – ­BTHVN 2020, die das Projekt fördert, war den Kuratoren der Ausstellung, Sistermanns und Susanne Grube, wichtig. So lassen sich in den Ausstellungsobjekten, aber auch in der Herangehensweise, Anknüpfungspunkte zum Tonsetzer, Visionär und Naturfreund Beethoven erkennen.

Der Klang der Uraufführung wird außerdem auf die Eingangs-Glasfront des Künstlerforums nach außen in die Stadt übertragen. Das schafft eine akustische Verbindung zwischen Innenraum und äußerer Umgebung. So entsteht ein erweiterter Klangraum mit suggestiver Wirkung.

Das Konzert „Raum ist Partitur“ wird in geänderter Besetzung am Sonntag, 25, Oktober, im Künstlerforum Bonn um 17 und um 18 Uhr wiederholt. Die Ausstellung und Komposition „Raum ist Partitur“ ist noch bis Sonntag, 8. November, im Künstlerforum Bonn zu erleben.

Rex-Kino zeigt „Dialogue Earth“

Das Rex-Kino zeigt im Rahmenprogramm der Ausstellung am Sonntag, 11. Oktober, 11 Uhr, den Film „Dialogue Earth“ über die Künstlerin Ulrike Arnold. Dazu ist ein Gespräch mit der Filmcrew geplant.

Das im Künstlerforum ausgestellte Bild „Full Moon/High Noon“ befand sich im Besitz von Dennis Hopper, der in dem Film des gebürtigen Bonner Regisseurs Hank Levine auch über das Werk spricht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Museumsraum mit Rebecca Horns Flügel-Installation „Concert
Beethoven trifft bildende Kunst
Große Beethoven-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum WienBeethoven trifft bildende Kunst
Im Bann des Titans
Ausstellung in der Bundeskunsthalle Im Bann des Titans
Aus dem Ressort
Die Oscars setzen auf Quote
Kommentar zu Diversität in Hollywood Die Oscars setzen auf Quote