Kölner Musikfestival "Acht Brücken" Komponistin Rebecca Saunders steht im Mittelpunkt

Köln · „Musik oder Nichts“ lautet das Motto des diesjährigen Musikfestivals „Acht Brücken“ in Köln. Vom 28. April bis 7. Mai erklingen dann in der Philharmonie und an vielen anderen, oft ungewöhnlichen Orten der Stadt zumeist taufrische Werke zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten.

 Die britische Komponistin Rebecca Saunders.

Die britische Komponistin Rebecca Saunders.

Foto: Astrid Ackermann

Zu Beginn der Pressekonferenz lenkte Kölns Philharmoniechef Louwrens Langevoort die Blicke seiner Gäste im Foyer des Konzerthauses auf die frisch gedruckte Programmbroschüre zur 13. Ausgabe des Musikfestivals „Acht Brücken“. Das Heft würde ausschließlich Porträts lebender Komponisten zeigen, sagte er. Es gebe nur zwei Ausnahmen: ihn selbst als Leiter des Festivals und Samuel Beckett weiter hinten im Heft. Das Festivalmotto erklingt denn auch im typischen Beckett-Sound: „Musik oder Nichts“ heißt es.

Musik nach Beckett

Das Werk des irischen Autors sei Inspirationsquelle für die Programmierung, führte Langevoort aus – und spielt auch in der Musik der britischen Porträtkomponistin Rebecca Saunders eine große Rolle. „1997 hat eine Freundin von mir ‚Stirrings Still‘ in die Hand gedrückt“, erinnert sie sich im Foyer der Philharmonie, wo sie neben Langevoort Platz genommen hatte. „Ich war jahrelang davon besessen.“ Als direkter Reflex auf diese Begegnung entstand ihre Komposition „Stirrings Still“, die am 30. April im WDR Funkhaus am Wallrafplatz durch das Ensemble 201 aufgeführt wird. Wie Komponisten mit den Texten Becketts umgehen sollten, beschreibt sie so: „Es ist unsere Aufgabe, das Abwesende aus der Stille zum Vorschein zu bringen.“

Die Erkundung der Musik von Rebecca Saunders beginnt allerdings schon weit vor dem offiziellen Festivalstart. Ab dem 19. April ist in der Kunst-Station Sankt Peter die aus 2462 streng symmetrisch angeordneten Spieluhren bestehende Installation „Myriad“ zu bestaunen.  Am 28. und 29. April wird das Klingen der Spieluhren zu einer Art Triptychon ergänzt, indem das Ensemble Mosaik live zwei Schwesterstücke spielt. Weitere Werke der in Berlin lebende Komponistin kommen am 1., 3. und 5. Mai in der Philharmonie sowie am 6. Mai in der Musikhochschule und in den Sartory-Sälen zu Aufführung. Karnevalsveranstaltungen habe sie dort zwar noch nicht besucht, räumt Saunders ein, „aber ich habe Gerüchte gehört“.

Das Musikfestival lebt traditionell von der kreativen Spannung zwischen der Philharmonie als Zentrum und den 12 weiteren, sehr unterschiedlichen Veranstaltungsorten. Erfahrbar wird dies auch beim traditionellen Freihafen am 1. Mai, wo das Publikum einen Tag lang Musik bei freiem Eintritt erwartet. Für die diesjährige Ausgabe haben unter anderem fünf Komponistinnen und Komponisten 15 Stücke geschrieben, die sich unter dem Titel „KonSequenzen“ an das Konzept von Luciano Berios „Sequenze“  anlehnen. Der Italiener hatte sich in seinem Zyklus diversen Soloinstrumenten gewidmet, deren Ausdrucksmöglichkeiten er durch seine Arbeit erweitern wollte.

Eine Choroper nur für männliche Stimmen

Spannend verspricht auch ein Werk der italienischen Komponistin Lucia Ronchetti zu werden, die nach philosophischen Texten von Giacomo Leopardi die Einsamkeit der Männer zum Thema macht. Ihr e Choroper wird – und das ist in Zeiten von Diversität schon wieder mutig – ausschließlich von Männerstimmen vorgetragen. Am 30 April singen in der Kölner Philharmonie Männer und Knaben dess Kölner Domchores, des Kölner Männer-Gesang-Vereins und des Bach-Vereins Köln.

Zu den Höhepunkten der 50 Festival-Veranstaltungen mit ihren insgesamt 36 Uraufführungen zählen auch die Konzerte der beiden Hausorchester. Das WDR Sinfonieorchester gestaltet am 28. April unter Leitung seines Chefs Cristian Macelaru das Eröffnungskonzert, das Gürzenich-Orchester tritt am letzten Festivaltag unter der Leitung von François-Xavier Roth auf.

Infos, Tickets und spezielle Festival-Pakete gibt es hier. Der Vorverkauf beginnt ab sofort.

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