Mit 103 Jahren Künstler Karl Otto Götz gestorben

Wolfenacker · Seine Bilder wirkten bis zuletzt ultramodern und avantgardistisch, nun ist der abstrakte Nachkriegskünstler Karl Otto Götz gestorben. Als Lehrer unterrichtete er etwa Gerhard Richter.

 Karl Otto Götz 2014 in Niederbreitbach-Wolfenacker vor einem seiner Bilder. Der Künstler starb im Alter von 103 Jahren.

Karl Otto Götz 2014 in Niederbreitbach-Wolfenacker vor einem seiner Bilder. Der Künstler starb im Alter von 103 Jahren.

Foto: Oliver Berg

Der Maler Karl Otto Götz ist tot. Der Pionier der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit starb am Samstag im Alter von 103 Jahren, wie der Geschäftsführer der K.O. Götz und Rissa-Stiftung, Joachim Lissmann, am Montag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Der als K.O. Götz bekannte Maler starb demnach in seinem Haus in dem kleinen Ort Niederbreitbach-Wolfenacker im Westerwald in Rheinland-Pfalz. 20 Jahre bis 1979 lehrte Götz als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Schüler Gerhard Richter und Sigmar Polke wurden weltberühmt.

K.O. Götz sei in seinem Bett friedlich eingeschlafen, sagte seine 79 Jahre alte Frau Rissa der "Rheinischen Post". "Es war ein Tod in Würde." Der Maler solle in aller Stille auf eigenen Wunsch bei einer Seebestattung seine letzte Ruhe finden.

Der Direktor des Duisburger Museums Küppersmühle für Moderne Kunst, Walter Smerling, würdigte Götz als entscheidend für die Entwicklung der deutschen Nachkriegskunst. Er habe "unserem Land nach 1945 die kulturelle Würde wieder zurückgegeben", sagte er nach Angaben der Stiftung für Kunst und Kultur. Von den Kunstsammlungen Chemnitz hieß es, Götz habe ein vielfältiges Werk geschaffen, das von "unbändiger Neugier und Experimentierfreude geprägt" sei.

Geboren wurde K.O. Götz am 22. Februar 1914 in Aachen, noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Unter den Nazis hatte er Malverbot. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte K.O. Götz die deutsche Kunst mit seiner abstrakten Malerei wieder international hoffähig. Er war als einziger Deutscher Mitglied der internationalen Künstlergruppe CoBrA.

Götz war einer der wichtigen Maler des deutschen Informel, der abstrakten Nachkriegskunst, auch Gerhard Hoehme, Bernard Schultze oder Fred Thieler zählten dazu. Zu seinem 100. Geburtstag war er mit großen Ausstellungen geehrt worden, unter anderem in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Berühmt wurde er mit großformatigen gestischen Schwarz-Weiß-Kompositionen, die in vielen Museen und politischen Machtzentren hängen, etwa im Bundestag.

"Mit Karl Otto Götz verliert unser Land eine ungewöhnliche Künstlerpersönlichkeit - einen großen, begnadeten und im besten Sinne eigensinnigen Maler", schrieb Bundestagspräsident Norbert Lammert an Götz' Ehefrau. Er habe sich um die bildende Kunst in Deutschland verdient gemacht. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) würdigte Götz als "Jahrhundertmaler". Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte: "Götz bleibt in seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen unvergessen."

Noch mit über 100 Jahren hatte der fast erblindete Götz mit Hilfe seiner Frau Rissa gemalt. Grundprinzipien der Technik von K.O. Götz waren das sekundenschnelle Malen. Er trug mit breiten Pinseln Farbe auf die verkleisterte Leinwand auf und zog dann blitzschnell einen Gummischaber (Rakel) über die Fläche. Die stilistischen Anfänge des Biennale- und documenta-Teilnehmers lagen nah bei den Surrealisten und Miró.

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