Talk bei „Markus Lanz“ Laschet hat alle Chancen – „wenn er denn will“

Düsseldorf · Für Fehler gerade stehen, mehr als nur Empörung bieten, den Umgang mit dem Osten ändern: Bei „Markus Lanz“ prasseln Forderungen auf die CDU ein. Die Talkrunde diskutiert den angekündigten Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer, die AfD und die Zukunft der CDU.

 Die Talkrunde bei Markus Lanz.

Die Talkrunde bei Markus Lanz.

Foto: ZDF

Der 5. Februar 2020 ist zu einem historischen Datum geworden. Nun dominiert die Talkshows die Frage, wie eine politische Zukunft aussehen kann. Bei „Markus Lanz“ konzentriert sich das Gespräch immer wieder auf die CDU.

Darum ging’s:

Der überraschende Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer von Montag beschäftigt die Talkrunde bei „Markus Lanz“ am Dienstagabend. Dabei muss sich der Gast von der CDU besonders vielen Fragen stellen.

Die Gäste:

  • Tobias Hans, CDU, Ministerpräsident des Saarlandes
  • Lars Klingbeil, SPD-Generalsekretär
  • Eva Quadbeck, stellvertretende Chefredakteurin der Rheinischen Post
  • Lothar Probst, Politikwissenschaftler
  • Anja Maier, Parlamentsredakteurin der „taz“

Der Talkverlauf:

Zu Beginn der Runde fragt Moderator Markus Lanz zunächst nicht direkt bei einem CDU-Vertreter, sondern beim Generalsekretär der SPD nach Reaktionen auf den Rückzug der CDU-Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer. Lars Klingbeil berichtet, er habe sofort nachgefragt, wie es ihr gehe. Seine Haltung jenseits persönlicher Fragen ist aber: „Wenn wir politische Fehler machen, müssen wir dafür geradestehen.“ Dieser Gedanke zieht sich in vielerlei Hinsicht durch den Rest der Sendung – und ab und an gleitet die Diskussion dabei in Schuldzuweisungen ab.

Eva Quadbeck meint, Kramp-Karrenbauer habe sich nicht nur wegen Thüringen zurückgezogen. Auch Anja Maier sieht etwa in der mangelnden Kommunikation des Thüringer CDU-Politikers Mike Mohring einen Ausdruck von Kramp-Karrenbauers „wackliger Stellung in der Partei“.

CDU-Politiker Tobias Hans mag die Verantwortung für die Lage in Thüringen nicht allein auf den Schultern seiner Partei sehen. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es ein FDP-Kandidat war“, sagt er. Doch damit lässt der Rest der Runde die CDU nicht davonkommen. Daraufhin führt Hans das Saarland an, in dem die CDU sowohl mit der AfD als auch mit der Linken rein rechnerisch auf eine Mehrheit käme – aber das käme nicht in Frage. Doch auf seinen Schluss, deswegen hätte das Saarland eben eine Große Koalition, schallt ihm ein Chor entgegen: „Weil Sie die Wahl hatten!“ Auch sein Versuch wenig später, dem Thüringer Kandidaten der Linken, Bodo Ramelow, eine Teilschuld in die Schuhe zu schieben, hat keine Chance in der Runde.

Dem Politikwissenschaftler Lothar Probst gefällt an der ganzen Debatte nicht, dass die AfD dabei zu gut wegkomme. Mit ihrem „zynischen Machtspiel“ habe sie erreicht, dass die anderen Parteien mit Schuldzuweisungen übereinander herfielen. Dabei lenke diese Partei nicht nur inhaltlich vom demokratischen Grundkonsens ab: „Die AfD hat unter Beweis gestellt, dass sie die parlamentarischen Regeln ver- und missachtet.“

Daraufhin entbrennt die Frage, ob auch Kramp-Karrenbauer ein Opfer dieser Strategie geworden sei. Hans lehnt diese Lesart ab. Sie sei nicht wegen der AfD zurückgetreten. „Das ist eine Führungsfrage innerhalb der CDU.“

Klingbeil will stattdessen über das große Ganze sprechen. Es sei doch der demokratische Konsens, Faschisten nicht die Hand zu reichen. Doch die Bürger bekämen Zweifel, ob Parteien es noch in der Hand haben, eben jene davon abzuhalten, an die Macht zu kommen. Seiner Ansicht nach erwarten die Bürger nun ein Zeichen von der CDU – „und das muss mehr sein als Worte und Empörung, das muss konkret sein.“ Hans verbittet sich daraufhin Belehrungen. Die Debatte um die Werteunion tut er als „Quisquilien“ ab. Sie speise sich nur aus der Ablehnung von Angela Merkel und werde mit deren Amtszeit ihr Ende finden.

Quadbeck sieht Eigensucht, gnadenloses Durchdrücken der eigenen Kandidaten und das Motiv, unbedingt dem Gegner eins auszuwischen als Teil des Problems. „Solange Demokraten sich so aufführen, sind sie nicht wehrhaft genug gegen die Rechtsradikalen.“ Maier erinnert daran, dass Abgeordnete ihren Wählern gegenüber verantwortlich sind.

Diskussion kommt auf den „rechten Rand“ zu sprechen

Beim Thema Wähler kommt die Diskussion auch auf den „rechten Rand“ zu sprechen. Quadbeck meint, die Union habe diese nicht ernst genug genommen und brauche Ideen, sie einzubinden. Doch Probst sieht die AfD und ihre Wähler nicht allein als Problem der CDU. Alle Parteien bräuchten eine Strategie; das seien längst nicht mehr nur Protestwähler.

Als Maier auf die schwierige Beziehung der Bundes-CDU zu ihren Ablegern in Ostdeutschland zu sprechen kommt, fühlt sie Lanz nach einer Zwischenbemerkung auf den Zahn. „Wissen Sie, wie Sie schon immer ‚die Menschen dort‘ sagen – als ob es Ausland wäre.“ Sie erinnert daran, dass es die CDU auch schon zu DDR-Zeiten im Osten gab, nach der Wende aber Politiker aus dem Westen die zentralen Rollen bekamen – auch Merkel sei damals übergangen worden. Probst findet in diesem Zusammenhang noch einen Gesprächspunkt: „Eigentlich hätte man annehmen können, dass CDU und Linkspartei gut miteinander können – wie früher in der Nationalen Front.“

Schließlich wendet sich die Talkrunde der Frage zu, wie lange sich die CDU nun für die Suche nach einem Kanzlerkandidaten Zeit nehmen soll. Quadbeck meint, das solle spätestens vor der Sommerpause geklärt sein, sonst höre der CDU niemand mehr zu. „Da können Sie sich tatsächlich Rat von Herrn Klingbeil holen.“ Doch Hans stellt „Grundsatzprogramm vor Kanzlerfrage“ und mauert ebenso wie bei der Frage, wer denn nun der chancenreichste Kanzlerkandidat wäre. Da sieht Quadbeck die „Fäden in NRW zusammenlaufen“. Ein Kanzler könne in einer Koalition allerdings auch von einer anderen Partei kommen. Die größten Chancen, sich als CDU-Kandidat durchzusetzen, hat Quadbecks Ansicht nach Armin Laschet, „wenn er denn will“. Da stimmt ihr auch Maier zu. Die Frage sei allerdings, welche Rollen dann Jens Spahn und Friedrich Merz zufriedenstellen könnten.

Dieser Text ist zuerst bei RP Online erschienen.

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