Letzte Ton erklingt in Halberstadt im Jahr 2640 Nach sieben Jahren erfolgte 14. Klangwechsel beim Cage-Orgel-Projekt

Halberstadt · Seit September 2001 läuft das Musikprojekt des 1992 verstorbenen Avantgarde-Komponisten John Cage in der Burchardikirche in Halberstadt in Sachsen-Anhalt. Nun fand nach sieben Jahren wieder ein Klangwechsel statt.

 Blick auf die Orgel der John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt im Inneren der Burchardi-Kirche. Die Orgel spielt seit dem Jahr 2001 ununterbrochen das Musikstück «ORGAN2/ASLSP» von John Cage. Es soll 639 Jahre dauern. Jetzt, nach sieben Jahren wieder, ist der nächste Klangwechsel beim John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt vollzogen worden.

Blick auf die Orgel der John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt im Inneren der Burchardi-Kirche. Die Orgel spielt seit dem Jahr 2001 ununterbrochen das Musikstück «ORGAN2/ASLSP» von John Cage. Es soll 639 Jahre dauern. Jetzt, nach sieben Jahren wieder, ist der nächste Klangwechsel beim John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt vollzogen worden.

Foto: dpa/Matthias Bein

Nach sieben Jahren hat es beim Orgelstück „Organ2/ASLSP“ (As Slow aS Possible) von John Cage in Halberstadt am Samstag wieder einen Klangwechsel geben. Die Spieldauer des gesamten Musikstücks des US-amerikanischen Komponisten und Avantgardekünstlers Cage (1912-1992) ist auf 639 Jahre angelegt und soll im Jahr 2640 enden. In der Burchardikirche wird die Komposition von Cage seit September 2001 ohne Unterbrechung gespielt.

Mit dem 14. Klangwechsel ende der längste ununterbrochene Klang des ersten, auf 71 Jahre angelegten Teils, teilte die John-Cage-Orgel-Stiftung in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) mit. Zu den seit dem 5. Oktober 2013 erklingenden fünf Pfeifen, c' (16'), des' (16'), dis', ais' und e'', kommen den Angaben zufolge zwei neue Pfeifen gis und e' hinzu. Den Klangwechsel unter der Leitung des Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung, Rainer Neugebauer, vollzogen die Sopranistin Johanna Vargas und der Komponist Julian Lembke. „Es ist vollzogen. Seit 15.09 Uhr erfüllt der neue Klang den Raum der Burchardikirche“, erklärte die Stiftung am Samstag.

Hinter dem Projekt steht ein zen-buddhistischer Gedanke

Laut dem Kuratoriumsvorsitzenden steckt hinter dem „so langsam wie möglich“ auch ein zen-buddhistischer Gedanke, die Dinge erst einmal so zu nehmen wie sie seien. Er habe selbst auch „ganz neu hören gelernt“ durch dieses Konzert, sagte Neugebauer. Für manche sei es „eine Ewigkeitserfahrung“. Die eigens für das Projekt konzipierte Orgel „wächst“ mit der Aufführung.

Wegen der Corona-Einschränkungen war die Zahl der Zuschauer in diesem Jahr erstmals begrenzt. Nur 200 Menschen konnten den Klangwechsel direkt in der Kirche erleben. Vor der Burchardikirche wurde eine Videoübertragung angeboten.

Nächster Klangwechsel soll am 5. Februar 2022 erfolgen

Die Orgeltöne werden durch einen elektrisch betriebenen Blasebalg Tag und Nacht gehalten. Der nächste und 15. Klangwechsel soll am 5. Februar 2022 über die Bühne gehen. Finanziert wird das auch international beachtete Projekt über Spenden und Eigenmittel der Stiftung. Das Spendenaufkommen sei aber rückläufig, hieß es.

Nach Angaben der John-Cage-Orgel-Stiftung wurde in Halberstadt im Jahr 1361 die erste Großorgel der Welt, eine Blockwerksorgel, gebaut. Diese Orgel stand im Dom und hatte zum ersten Mal eine zwölftönige Klaviatur. „Die Wiege der modernen Musik stand damit in Halberstadt“, hieß es.

Die romanische Burchardikirche, um 1050 errichtet, ist eine der ältesten Kirchen der Stadt. 1810 wurde sie säkularisiert und diente 190 Jahre lang als Scheune, Lagerschuppen, Schnapsbrennerei und Schweinestall. Eigens für das John Cage-Projekt wurde sie saniert.

(epd)
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