Neues Album von Jake Bugg Neues vom jungen Meister

Nashville · Jake Buggs neues Album „Hearts That Strain“ erscheint am Freitag. Er hat es in Nashville aufgenommen. Mit 17 Jahren trat er erstmals auf der Bühne der BBC beim Glastonbury Festival auf.

 Früh vollendet: Jake Bugg steht am 3. Juni 2017 in Nürnberg beim Musikfestival Rock im Park auf der Bühne.

Früh vollendet: Jake Bugg steht am 3. Juni 2017 in Nürnberg beim Musikfestival Rock im Park auf der Bühne.

Foto: picture alliance / Daniel Karman

Jake Buggs Karriere begann früh. Mit 17 Jahren trat er 2011 auf der Bühne der BBC beim Glastonbury Festival auf. Im August des Jahres unterschrieb er einen Plattenvertrag über vier Alben beim Musikkonzerngiganten Universal Music.

Bugg, der mit bürgerlichem Namen Jacob Edwin Kennedy heißt und am 28. Februar 1994 in Nottingham geboren wurde, bewies dann mit seinem Debütalbum „Jake Bugg“ (2012), dass er die Popgeschichte seit den 1950er Jahren verinnerlicht hat, sich aus ihrem Fundus bedient, in seinen Songs aber eben nicht epigonal erscheint, sondern originell, frisch, abenteuerlustig, unverwechselbar: ein junger Meister.

In seinem Klangkosmos findet man Spuren vom jungen Bob Dylan, von Simon & Garfunkel und Donovan, von Marc Bolan und Oasis. Aber Bugg, der aussieht wie ein junger Keith Richards, bleibt immer Bugg. Mit seiner Selbstsicherheit und lässig inszenierten Frühreife gebührt ihm im Pop der Gegenwart eine Sonderstellung. Herzen brechen kann er natürlich auch, der Song „Broken“ vom Debütalbum hat es bewiesen.

Danach kamen das schwierige zweite Album und das noch schwierigere dritte Album. Viele Kollegen Buggs hat nach einem glanzvollen Debüt die Inspiration verlassen. Bugg ging seinen Erfolgsweg einfach weiter. Ende 2013 kam Jake Buggs zweites Album auf den Markt: „Shangri La“, produziert vom legendären Nick Rubin.

Seine Songs schreibt Buggs selber

Die zwölf Songs des Albums sind seelen- und stilverwandt mit Oasis, den Beatles und Gitarrengott Jimi Hendrix. Bugg bewegt sich traumwandlerisch sicher durch die verschiedenen Genres, großartig klingen Balladen wie „A Song About Love“. Der junge Musiker entwickelte sich in Rubins Obhut nicht auf explosive Weise weiter, sondern Schritt für Schritt. Er erforschte komplexere Song-Strukturen, ohne sich zu verzetteln. Er betrat Neuland, ohne sich gleich darin zu verlieren.

„On My One“ war der Titel seines dritten, 2016 erschienenen Albums. Alle Songs stammten aus Buggs Feder. Stilistisch erschien er breiter aufgestellt als bei den ersten beiden Alben. Er kriegte alles hin: Balladen, Pop, Hip-Hop und Folk.

In dem Song „Put Out The Fire“ schmückte er sich mit einem Cowboyhut und setzte seine Stimme fast schon parodistisch ein: „When you tryyyyyyy to get too close ...“ Herzzerreißende Beziehungsballaden bot das dritte Album auch. Ja, das mit der Liebe gelingt offenbar nicht. Davon kündete ein Song mit dem programmatischen Titel „Love, Hope And Misery“. Gibt es denn keine Hoffnung? Doch, aber auch „The Love We're Hoping For“kam zu einer deprimierenden Erkenntnis: „And the love we're hoping for / is dying / Just like this city / That we're all in.“ Von amerikanischen Städten wie Memphis, Nashville, New York und Los Angeles erzählte er auch in seinen Songs die Rede. Er war offenbar herumgekommen in der neuen Welt.

Das Album wurde in Nashville aufgenommen

Nicht überraschend also, dass Album Nummer vier, „Hearts That Strain“, das am Freitag erscheint, in Nashville entstanden ist. Gemeinsam mit den Produzenten und Grammy-Gewinnern David Ferguson und Matt Sweeney sowie namhaften Musikern nahm Jake das Album in der amerikanischen Musikmetropole auf. Gene Chrisman und Bobby Woods, Mitglieder der Memphis Boys, haben an Meilensteinen wie „Dusty In Memphis“, „In The Ghetto“, „Suspicious Mind“ und „Dark End Of The Street“ ihren kreativen Anteil. Zudem waren sie mit Wilson Pickett, Aretha Franklin und Dionne Warwick im Studio.

„Sie sind alte Kerle, aber einfach großartig“, sagt der 23-jährige Bugg. „Es ging von zehn bis fünf Uhr, und das war’s. Sie packten wieder zusammen und wir hatten zwei, drei Songs gemacht. Es war eine verrückte Stimmung, aus England zu kommen und diese absoluten Legenden zu treffen und mit ihnen Songs aufzunehmen.“

Dan Auerbach von den Black Keys hat an den Songs „How Soon The Dawn“, „I Can Burn Alone“ und „In The Event Of My Demise“ mitgearbeitet. Noah Cyrus, die jüngere Schwester von Miley, veredelt im Duett mit Bugg das im souligen 60er-Sound auftretende und mit subtiler Bläser- und Streicherunterstützung angereicherte Lied „Waiting“.

Kein Song dauert länger als vier Minuten

Mit „How Soon The Dawn“ und „Southern Rain“ eröffnet das neue Album und entführt den Hörer in ein entspanntes Popuniversum. Dieser Regen schmeichelt sich regelrecht beim Publikum ein. „In The Event Of My Demise“ hingegen verpackt Bugg die Botschaft – „im Fall meines Todes“ – in ein charmantes, sich sanft entfaltendes Retrogewand. Die zwei Minuten und 54 Sekunden hätten auch in die 60er und 70er Jahre gepasst. „This Time“ transportiert mit Nashville-Gitarren-Akzenten viel Gefühl.

In den elf Songs, von denen keiner länger dauert als vier Minuten, mischt Bugg lieblich sich einschmeichelnde Töne mit verhaltener Melancholie. „The Man On Stage“ und der Titelsong erzählen in jeweils gut drei Minuten traurige Beziehungskurzgeschichten. Bugg und Kollegen finden eine wunderbare Balance zwischen Emotion und musikalischem Ausdruck. Die Intensität der Songs resultiert aus einem ausgeklügelten stilistischen Minimalismus. Die Akustikgitarre spielt eine Hauptrolle.

Bewegte Country-Rhythmen beherrschen Bugg & Co. natürlich auch. Ganz bei sich ist der Musiker, in dessen Körper eine alte Seele wohnt, jedoch in Balladen wie „Indigo Blue“ und „Every Cloud In The World“. Sie spiegeln eine hoch entwickelte Empfindsamkeit.

Jake Bugg: Hearts That Strain. Universal. Am Montag, 30. Oktober, tritt Jake Bugg in der Kölner Kulturkirche auf.

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