Geschenktipp Niklas Liepes „Goldberg Reflections“
Special | Bonn · Das Weihnachtsfest naht und damit die Qual der Wahl. Die Feuilleton-Redakteure geben in einer Geschenktipp-Serie bis zum 23. Dezember Hilfestellung. Teil 2.
Die Geschichte um die Entstehung der Bach’schen Goldberg-Variationen, wie sie der frühe Bach-Biograf Johann Nikolaus Forkel berichtete, ist zwar erfunden, aber zu gut, um nicht immer wieder erzählt zu werden: Demnach soll der Graf Hermann Carl von Keyserlingk Bach beauftragt haben, ein paar Variationen für seinen Hofcembalisten Johann Gottlieb Goldberg zu schreiben, damit er ihn in seinen langen, schlaflosen Nächten ein wenig aufheitern möge. Wäre es tatsächlich so gewesen, hätte Bach den Auftrag schlecht erledigt. Denn als Sedativum taugt diese „Aria mit verschiedenen Verænderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen“, wie Bach sie titelte, nicht. Um diese 30 Variationen, deren hochkomplexer Bauplan Bach auf dem Höhepunkt seiner Kompositionskunst zeigt, zu erfassen, braucht es einen hellwachen Geist. Und um sie zu spielen erst recht. Kaum vorstellbar also, dass Goldberg, der zu der Zeit der angeblichen Auftragsvergabe erst 13 Jahre alt war, das Werk mitten in der Nacht buchstäblich im Schlaf hätte spielen können.