European Song Contest Null Publikumspunkte für deutsches Duo "S!sters"

Tel Aviv/Köln · Trotzdem war es eine Überraschung: Das deutsche Duo "S!sters" ist bei den ESC-Zuschauern durchgefallen, obwohl es sich seit dem Vorentscheid deutlich verbessert hat. Die Niederlande feiern ihren Sieg.

Es war ein langer Abend – und es war eine extrem spannende Punktevergabe: Erst mit der Verkündung der 93 Zuschauerstimmen für den Schweden John Lundvik ist klar: Die Niederlande gewinnen die 64. Ausgabe des Eurovision Song Contest in Tel Aviv.

Der Sieger: Man gönnt es ihm einfach: Duncan Laurence, 25 Jahre jung, sympathisch, mit einem Lied, das ohne großes Brimborium auskommt – sieht man mal vom Videoclip ab, in dem Laurence nackt unter Wasser taucht.

Und man gönnt es den Niederlanden: Wie Deutschland von Anfang an dabei, bislang dreimal gewonnen: 1957, 1969 und zuletzt 1975 mit der Band Teach-In und „Ding-A-Dong“. Lange war man erfolglos, schickte zuletzt konsequent eigenwillige, aber musikalisch hochwertige Beiträge. Etwa die Common Linnets, deren „Calm after the Storm“ 2014 zwar hinter Conchita Wurst landete, sich aber besser verkaufte als deren „Rise like a Phoenix“.

Unsere „S!sters“:Man kann es nicht anders sagen: Was für eine Überraschung, was für eine Verbesserung seit dem Vorentscheid. Laurita und Carlotta schmissen sich förmlich in ihren Song, ihre Stimmen harmonierten – und trotz all der düsteren Prognosen behielten sie die Nerven und verströmten jede Menge Energie. Dafür gab es von der Jury 32, aber von den Zuschauern nur null Punkte – Platz 24.

Die anderen Kandidaten:Viele ordentliche Songs gingen an den Start: Es gab lässigen Rap aus Italien (Platz zwei), tanzbaren Pop mit Luca Hänni aus der Schweiz (Platz vier) und ein Balladen-Drama aus Serbien (Platz 17) oder Albanien (Platz 18). Es gab natürlich wieder richtig viel zu gucken: die Australier auf hohen Stangen (Platz neun), die Lack-Leder-Latex-Fraktionen aus Island (Platz zehn) und Zypern (Platz 15).

Die meisten Stimmen der Zuschauer erhielt Keiino aus Norwegen mit dem Song „Spirit in the Sky“, die Jury hatte die Band nur auf Platz 15 gesetzt, zusammengenommen ergab das Ergebnis dann schließlich für die Norweger „nur“ den fünften Platz.

Die Show:Hier wurde viel ESC-Historie beschworen: Von der Eröffnung mit Vorjahressiegerin Netta über Auftritte früherer israelischer Teilnehmer wie Dana International (1998), Ilanit (1973) oder Gali Atari (1979, „Halleluja“) bis hin zum Medley, in dem etwa Conchita oder Måns Zelmerlöw ihre Songs tauschten. Dazwischen lieferte das Moderatoren-Quartett, zu dem Model Bar Refaeli gehörte, eine muntere, nicht zu geleckte Leistung ab. Doch mit weit über vier Stunden Laufzeit war der Abend viel zu lang. Vor allem den Auftritt von Madonna hätte man sich gut sparen können.

Madonna:Nach dem Hickhack, ob sie überhaupt auftritt, enttäuschte der Superstar auf ganzer Linie: Sie recycelte ihren „Like a Prayer“-Auftritt von der New Yorker Met-Gala 2018, versemmelte praktisch jeden Ton, legte ein lahmes neues Lied nach – und blieb ein überflüssiger Fremdkörper.

Im nächsten Jahr:Während sich in den Niederlanden die ersten Städte von Amsterdam und Rotterdam bis Maastricht als Austragungsort ins Rennen werfen, meldet sich hierzulande Thomas Schreiber, NDR-Unterhaltungschef und somit der ESC-Verantwortliche, zu Wort: „Für 2020 werden wir den Weg, auf dem Deutschland sein Lied und seine Künstler sucht, überdenken.“

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