Schauspiel-Legende Michel Piccoli ist tot Schauspiel-Legende mit „Vorliebe für das Abenteuer“

Paris · Michel Piccoli gehörte zu Frankreichs bedeutendsten Charakterdarstellern. In seiner langen Karriere ist der Schauspieler in so ziemlich jede Rolle geschlüpft. Er starb im Alter von 94 Jahren.

 Der französische Schauspieler Michel Piccoli, hier beim Filmfestival in Cannes 2007, ist im Alter von 94 Jahren gestorben.

Der französische Schauspieler Michel Piccoli, hier beim Filmfestival in Cannes 2007, ist im Alter von 94 Jahren gestorben.

Foto: AP/Andrew Medichini

Hätte der kleine Michel auf seine Eltern gehört, wäre er Musiker geworden. Sein Vater war Violinist, seine Mutter Pianistin. Doch Michel Piccoli wollte nicht werden wie seine Eltern, mit schmalem Einkommen, ambitioniert, aber frustriert und künstlerisch ohne Horizont. „Ich habe mich dieser Monotonie verweigert“, erinnerte sich Piccoli einmal in einem Interview, „und ich hatte eine Vorliebe für das Abenteuer.“

So fand der junge Mann schnell den Weg ans Theater, es war in Frankreich die kreative Zeit der 1950er Jahre. Piccoli: „Ich bin auf einer Art kulturellem Nährboden gelandet, ich hatte Glück.“ Von der Bühne ging es für den Schauspieler dann rasch auf die Kinoleinwand.

Mehr als 60 Jahre lang stand Michel Piccoli vor der Kamera und auf der Bühne. Er hat in mehr als 220 Filmen mitgewirkt, darunter in Klassikern wie „Tagebuch einer Kammerzofe“, „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ und „Das große Fressen“. Nun ist die Schauspiel-Legende gestorben.

Piccoli starb im Alter von 94 Jahren am 12. Mai an den Folgen eines Schlaganfalls, wie seine Familie am Montag mitteilte. Michel Piccoli war ein Schauspieler, der sich kaum festlegen ließ. Das Spektrum der von ihm gespielten Charaktere reichte vom leidenschaftlichen Liebhaber über den romantischen Verführer, den kalten Zyniker oder den verzweifelten Künstler in „Die schöne Querulantin“ und den Papst in „Habemus Papam“ von Nanni Moretti.

Michel Piccoli spielte in vielen gesellschaftskritischen Filmen, in denen Machtmissbrauch, politische Korruption, Geldgier und die Intrigenspiele der bürgerlichen Klasse angeprangert wurden. „Ich verkörpere gerne einen Charakter, den ich mag“, beschrieb Piccoli seine Herangehensweise an die Rollen. Es sind auf den ersten Blick ehrenwerte und angesehene Männer mit einem soliden sozialen Leben. Doch dann wird der Zuschauer allmählich gewahr, dass es sich nur um eine bloße Fassade handelt, die langsam Risse bekommt und schließlich in sich zusammenstürzt.

Michel Piccoli trat an der Seite von zahlreichen großen Schauspielern des Weltkinos auf. Regisseure wie Alfred Hitchcock, Luis Buñuel, Jean-Luc Godard, Claude Sautet und Costa-Gavras holten ihn vor die Kamera. Zu seinen Partnerinnen gehörten berühmte Leinwandstars wie Brigitte Bardot, Catherine Deneuve, Sophia Loren und Jeanne Moreau. Häufig spielte er mit Romy Schneider. Mit ihr zusammen drehte er „Trio Infernal“, „Die Dinge des Lebens“ und „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“. Piccoli war mehrmals verheiratet, unter anderem mit der französischen Chansonsängerin Juliette Gréco.

Dabei ist Michel Piccoli sein ganzes Leben lang ein Suchender geblieben. Man müsse sich mit ganzem Eifer auf eine Sache stürzen, beschrieb er einmal sein Leben, aber sobald man sich langweile, müsse man weiterziehen. Deshalb habe es ihm immer besonderen Spaß gemacht mit Menschen zu arbeiten, die voller Elan, frei und erfinderisch waren. Dann konnte er beobachten, zuhören und lernen. „Ich bin wie ein Kind“, sagte Michel Piccoli gerne, frei und neugierig.

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