Britisch-französische Filmkomödie Stalin als Komödie? Njet!

Moskau · Kurz vor der Filmpremiere hat die Zensur zugeschlagen: Die bissige Satire "Der Tod Stalins" kommt nicht in die russischen Kinos.

 Das Plakat des umstrittenen Films "Der Tod Stalins"

Das Plakat des umstrittenen Films "Der Tod Stalins"

Foto: privat

Die russische Zeitung "Komsomolskaja Prawda" schickte ihren Kriegsberichterstatter Dmitri Setschin los, der sonst aus den Schützengräben Syriens oder der Ostukraine berichtet. Diesmal ging es in den Kinosaal des russischen Kultusministeriums, um eine britisch-französische Filmkomödie auszuspähen: „Der Tod Stalins“. Am Donnerstag hätte der Film in die russischen Kinos kommen sollen. Daraus wurde nichts.

Das Urteil des „Gesellschaftsrates beim Kulturministerium“, die das Lustspiel mit eisigen Schweigen verfolgten, fiel so vernichtend aus, wie das der Massenzeitung Komsomolskaja Prawda: „Diese Komödie hätte auch Hitler drehen können.“ Oder wie es in einem Schreiben der Kulturschaffenden an Minister Wladimir Medinski heißt: „Bösartig, völlig fehl am Platz, das Gedenken an jene unserer Bürger beschmutzend, die den Faschismus besiegt haben.“

Der Minister reagierte schnell. „Bei uns gibt es keine Zensur“, versicherte er. „Aber es gibt eine sittliche Grenze zwischen der kritischen Analyse der Geschichte und ihrer Verhöhnung.“ Medinski strich die Kinolizenz für „Der Tod Stalins“. Bei Stalin hört der Humor der Russen auf. Laut Meinungsumfragen halten 38 Prozent der Bevölkerung den „Woschd“ (Führer) für die überragendste Gestalt der Weltgeschichte, knapp gefolgt von Putin mit 34 Prozent.

Stalin, sein Gefolge und seinen Massenterror mit schwarzem Humor durch den Kakao zu ziehen, ist in ihrem Russland mehr als nur ein Skandal: es ist undenkbar. Oder wie der kommunistische Präsidentschaftskandidat Pawel Grudinin es formuliert: „Eine Filmschwank mit dem Titel ,Die Kreuzigung Jesu Christi’, ist das normal?“

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