GA Krimi-Kolumne Ein bisschen Butterbrot

Bonn · Falke und Grosz ermitteln wie üblich. Sympathisch und unspektakulär. Besonders hingegen ist die eine oder andere Schauspielleistung in dem neuen Falke-Tatort, findet GA-Krimikolumnist Daniel Schauff.

Die Schauspieler Wotan Wilke Möhring (l), Alois Moyo und Sheri Hagen stehen beim Preview des neuen NDR Tatort "Verborgen" im Kino Astor Grand Cinema.

Die Schauspieler Wotan Wilke Möhring (l), Alois Moyo und Sheri Hagen stehen beim Preview des neuen NDR Tatort "Verborgen" im Kino Astor Grand Cinema.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Falke und und Grosz (Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz) sind so etwas wie das Butterbrot auf dem Tatort-Menü. Geht immer, ist aber in den seltensten Fällen spektakulär.

Mal ist das Brot trocken, mal der Aufstrich, war es nicht Falke, der vor ein paar Jahren zu Ostern als Hasen verkleidete Bösewichte jagen musste? Gut, keine Hasen diesmal. Dafür eine Menge Menschen, die es ganz offiziell gar nicht gibt. Vermisstenanzeige? Ausweis, bitte. Willkommen bei „Der Hauptmann von Köpenick“. Wie viel Wahrheit doch in ihm steckte. Damals wie heute. Preußen hin oder her.

Da ist also der Jon, der seinen Sohn vermisst. Der Tote ist es nicht, Jon sagt aber, er kenne den Toten, damit Falke ihm hilft. Geht. Einfach zu durchschauen, der Herr Kommissar. Wahrscheinlich deshalb wird er im Restaurant auch gleich als Polizist erkannt. Gut, dass Falke Falke ist, sympathisch halt. Da gibt’s ausnahmsweise Antworten. Aber nur wenige. Und siehe da: Es ist vielmehr Jon, der Falke hilft. Schöner Kniff (Drehbuch: Julia Drache und Sophie J. Ayissi).

Ohnehin gibt es eine Menge Nettes in diesem Nord-Tatort. Das bisschen Humor, das sich Falke und Grosz gönnen. Der Witz mit den Kelten ist so doof, dass er glatt wieder gut ist. Schmunzler mittendrin, ohne dass der Krimi Albernheit braucht.

Dafür ist das Thema auch viel zu ernst. Menschen, die quasi nicht existieren, weil sie keine Papiere haben. Menschen aus Afrika, Jon kommt aus Simbabwe. Warum kein Asylantrag, fragt Falke. Es ist kompliziert, sagt Jon. Man kann es sich nur ausmalen.

Jon, gespielt von Alois Moyo, ist atemberaubend gut. Er ist wütend, verzweifelt und traurig zugleich. Er will seine Wut ausleben, den vermeintlichen Steuerberater Wehrmüller (Michael Lott) mit einer Eisenstange erschlagen. Es ist ein kurzer Moment, länger muss er nicht dauern, hätte er länger gedauert, wäre viel dahin gewesen von Jon.

Moyo steht mit seiner grandiosen Leistung nicht allein da, Sheri Hagen, seine Frau Hope, ist lauter, offener, klar, sie kann besser Deutsch. Nicht ganz so vorsichtig wie ihr Mann, dafür wütender. Es ist eine Freude, den beiden zuzusehen.

Falke und Grosz tun derweil das, was sie immer tun. Butterbrote halt. Diesmal allerdings ganz frisch und reich belegt. Sehenswert (Regie: Neelesha Barthel). Und Anlass, noch einmal in „Der Hauptmann von Köpenick“ zu schauen. Und darüber nachzudenken, dass das alles andere als lustig ist. Und nie war.

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