GA-Krimi-Kolumne Tatort Franken: Beim Nachbarn

Der Tatort aus Franken erzählt eine ganz persönliche Voss-Geschichte. Die ist weder kreativ noch gut erzählt. Einzig die Bilder und die Schauspieler reißen den Krimi raus, findet GA-Krimi-Kolumnist Daniel Schauff.

 Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Eva Hentschel (Sina Martens) gehen in einer Szene aus dem Tatort „Hochamt für Toni“ in Deckung .

Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Eva Hentschel (Sina Martens) gehen in einer Szene aus dem Tatort „Hochamt für Toni“ in Deckung .

Foto: dpa/Hendrik Heiden

Man fragt sich halt irgendwann bei Minute 50, warum man nicht einfach das Radio eingeschaltet hat. Wobei: Im Radio hätte man womöglich weniger Musik abbekommen als in diesem Franken-Tatort (verantwortlich dafür: Ina Meredi Arakelian), der, ganz im Sinne des Urlaub-zu-Hause-Trends, in der Oberpfalz spielt. Dem Nicht-Bayern wird es egal sein. Es geht um Zuständigkeiten. So viel ist klar.

So viel ist auch nicht neu. Auch nicht, dass der eigentlich zuständige Ermittler ganz offensichtlich ziemlich schlampig ermittelt und viel lieber seine Ruhe haben will, als sich – wie die Franken-Superheldenschaft – so richtig tief in den Fall einzuarbeiten. Kein Wunder also, dass das Team Franken einen Tatort abbekommen hat. Bei den oberpfälzischen Kollegen wären die Sonntagsabendkrimis wohl nach 30 Minuten um. Fall geklärt. Ende.

Allgemeine Regelverletzung

Nun ist es in aller Regel ja so, dass die ständigen Regelüberschreitungen der Tatort-Kommissare vor allem einem Zweck dienen: den Zuschauer zu nerven. Der aber ist schon ausreichend genervt von den Rückblenden und eingangs erwähnter Musik. Klares Ablenkungsmanöver, da fällt nicht auf, dass Kommissar Voss (Felix Hinrichs) auch dann nicht hätte ermitteln dürfen, wenn die Hütte, in der Toni (Sina Martens) vermeintlich verbrannt ist, in Franken liegt. Befangenheit. Aber auch die dient dem Tatort ja gern mal als Basis für den abendfüllenden Krimi.

So, und wenn Voss schon Regeln verletzt, dann bitte auch Kollegin Ringelhahn (Dagmar Manzel). Irgendwas muss sie schließlich in diesem Persönlichkeits-Tatort auch zu tun haben. Und wenn es nur die Sorge um den Kollegen ist. Schön, wenn sich zwei Kollegen so nah sind (oder?).

Jetzt liest sich das alles wie ein Verriss, der es gar nicht sein soll. Voss und Manzel könnten Brot mit Butter spielen und wären immer noch großartig. Dass dieser grandios gespielte und ebenso atemberaubend gefilmte (Kamera: Jakob Wiessner) Tatort nicht ganz so mitreißt, wie es die Ausführenden verdient hätten, liegt daran, dass sich die Geschichte (Drehbuch: Bernd Lange) so vieler bekannter Motive bedient, dass es die alte „Die-Tote-ist-gar-nicht-tot“-Keule braucht, um doch noch einen, wenn auch schwachen, Überraschungsmoment in den Sonntagabend zu bringen.

Gut nur, dass Voss sich dann entscheidet, nicht auf Toni zu warten und seiner Kollegin – ein bisschen wie Hündchen dem Herrchen – gen fränkische Heimat zu folgen. Dann können Brot und Butter demnächst wieder auf frischen Belag hoffen.

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