Die GA-Tatort-Kolumne Cluedo-Krimi zum Fest

Bonn · Welch Graus für jeden Krimi-Puristen: Die Tatort-Kommissare Leitmayr und Batic ermitteln in einer Spielewelt. Das ist natürlich vollkommen lächerlich, sehenswert aber auch. Unsere Kolumne zum aktuellen Tatort.

 Batic (r.) und Leitmayr (l.) im England der frühen 1920er.  Foto: dpa

Batic (r.) und Leitmayr (l.) im England der frühen 1920er. Foto: dpa

Foto: dpa/Hendrik Heiden

Wer auch immer diese Idee hatte: Sie ist gut. Dem Tatort-Puristen muten die Macher der neuesten Münchner Folge arg viel zu. Die beiden Tatort-Opas Leitmayr und Batic ermitteln an Kallis Partytisch. Leitmayr und Batic machen gleich zu Beginn des Films klar: Ihnen steht der Sinn so gar nicht nach Spielen. Und damit dürften sie mindestens der Hälfte der Zuschauer am Zweiten Weihnachtstag aus der Seele sprechen. Denn mal ehrlich: Wer mag schon Spieleabende?

Gut, hilft nix. Die beiden Ermittler haben ganz privat zugesagt. Den Kalli will man halt nicht hängen lassen. Auch dann nicht, wenn die Stimmung zwischen Batic und Leitmayr ganz schön frostig ist. Das spiegelt sich wider. Im Spiel ist Leitmayr plötzlich ganz oben auf der Karriereleiter angekommen, Chief Inspector. Batic ist Constable. Warum auch immer. Das sorgt im Spiel für wunderbare Reibereien, die nicht nur die aktuelle Lage zwischen den beiden Ermittlern aufgreift, sondern auch die in den vergangenen Jahren immer wieder aufkommenden Reibereien zwischen den Urgesteinen. Und Reibung sorgt für Halt. Physik. So einfach kann’s sein.

Bitte nicht, Batic

Unvorstellbar, dass sich Batic tatsächlich mit den Gedanken trägt, seinen Job an den Nagel zu hängen. Dabei betont er: Er hat sich erst mal nur informiert über den Ruhestand. „Noch bin ich ja da“, sagt er. Das mag seinen Mehr-als-Kollegen nicht vollends beruhigen, den Zuschauer aber beruhigt es ungemein. Abschied von den beiden Münchner Kommissaren? Wäre das nicht auch ein Abschied vom Tatort? Vom Sonntagskrimi. Noch ist er ja da, danke, Batic.

Wir verzeihen euch

Das Schöne an den beiden Bayern ist ja, dass man ihnen nach so vielen Jahren auch einen Ausflug in die Lächerlichkeit verzeiht, einerseits, weil sie schon so viele großartige Tatort-Folgen gemacht haben, andererseits, weil sie selbst einen Cluedo-Krimi sehenswert machen. Man muss sich nur drauf einlassen. Und die Schauspieler machen lassen. Die hatten nämlich ganz offensichtlich viel Spaß dabei, ins England der frühen 1920er Jahre zu reisen, ihre Figuren arg zu überzeichnen und doch immer die Kurve zu kriegen.

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