Viel Festa, viel Feuerwerk Valletta feiert sich als Kulturhauptstadt

Valletta · Akrobaten schweben über einen frisch renovierten Brunnen, Feuerwerk knallt, Lichter verwandeln historische Gebäude in Leinwände. Maltas Kapitale Valletta feiert sich als Europäische Kulturhauptstadt. Aber nicht jeder ist zufrieden.

 Artisten proben in Valetta auf Malta vor dem restaurierten Tritonenbrunnen für die Eröffnungsfeier.

Artisten proben in Valetta auf Malta vor dem restaurierten Tritonenbrunnen für die Eröffnungsfeier.

Foto: Stephen Busuttil Fmipp

Mit spektakulären Shows hat Valletta das Jahr als Europas Kulturhauptstadt 2018 eingeläutet. Etwa 110 000 Menschen kamen am Samstagabend zu der Eröffnung in der Hauptstadt Maltas.

Auf den zentralen Plätzen der Unesco-Welterbe-Stadt gab es Musik, Akrobatik, Lichtshows und Feuerwerke zu sehen. Auf der Inselgruppe sind das Jahr über rund 400 Kulturevents geplant, die sich mit der Identität der Mittelmeerinsel und europäischer Integration auseinandersetzen sollen.

Staatspräsidentin Marie Louise Coleiro Preca sprach beim Start in das Kulturhauptstadt-Jahr von "Initiativen höchster Qualität, die die einzigartige Kultur" der Insel unterstrichen und auch die Unterschiedlichkeit jedes Menschen zeigten. Premierminister Joseph Muscat sagte, das Jahr als Kulturhauptstadt sei eine Chance, "um unser Erbe zu zeigen".

Valletta ist mit seinen ungefähr 6000 Einwohnern die kleinste und südlichste Hauptstadt in der EU. Die Stadt liegt in einer Festung und lebt vor allem vom Tourismus. Viele Gebäude und Orte wurden für das Jahr als Kulturhauptstadt renoviert. So zum Beispiel der Tritonenbrunnen. Dort führte die katalanische Theatergruppe Fura dels Baus bei der Eröffnung eine Show auf - mit an Seilen hängenden Akrobaten und einer riesigen leuchtenden marionettenartigen Figur.

Neben Valletta ist das niederländische Leeuwarden in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas. Dort beginnen am 26. Januar die Eröffnungsfeierlichkeiten. Die Hauptstadt der Provinz Friesland ist eine der eigenwilligsten Städte des Landes und stolz darauf. Es ist ein Kontrast zum südlichen Malta, das vor Afrika im Meer liegt.

Das rund 100 000 Einwohner zählende Leeuwarden liegt dagegen im hohen Norden am Wattenmeer. Es ist nicht gerade eine hippe Kulturmetropole wie Amsterdam oder Rotterdam. Aber die Friesen wollen zeigen, wie sie mit Problemen ländlicher Regionen umgehen: Armut, Überalterung, Klimawandel, das Sterben der Dörfer. Leeuwarden will ein Labor sein für Europa, wie man die Zukunft eigensinnig, kreativ und mutig gestalten kann.

Nach der Eröffnung in Valletta lobten Zuschauer in sozialen Netzwerken zwar die Shows und die "Festa". Jedoch beschwerten sich viele über ein Verkehrschaos - der öffentliche Nahverkehr auf der notorisch staugeplagten Insel ließ demnach zu wünschen übrig. Andere beklagten, dass die Ansagen für das Fest einzig auf Maltesisch waren und nicht auf Englisch, wie es sich für eine europäische Veranstaltung gehören würde.

Kunstschaffende hatten zudem im Vorfeld kritisiert, dass es Malta mehr um Feuerwerke und Spektakel für Touristen gehe als um kritische zeitgenössische Kunst. Das Land wurde vergangenen Oktober von einem Mord an einer Journalistin erschüttert, der bisher nicht aufgearbeitet ist. Bei den Feiern zur Kulturhauptstadt spielte der Anschlag auf Daphne Caruana Galizia keine Rolle.

"Das Programm wurde gemacht, um Verbindungen zu schaffen, Ideen auszutauschen, Ideologien zu überwinden und um Freude zu bereiten", sagte der "V18"-Leiter Jason Micallef.

Valletta wurde der Titel vor sechs Jahren verliehen. Die EU fördert mit der Initiative Kulturprojekte und die europäische Integration. In Deutschland trug zum Beispiel Essen mit dem Ruhrgebiet 2010 den Titel.

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