Theater Volksbühne: Dercon und Kéré wollen anfangen

Berlin · An der Berliner Volksbühne kehrt keine Ruhe ein: Intendant Chris Dercon und Architekt Francis Kéré stellen eine neue Spielstätte vor, doch die Gegner lassen nicht locker.

 Volksbühnen-Intendant Chris Dercon auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhof.

Volksbühnen-Intendant Chris Dercon auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhof.

Foto: Paul Zinken

Architekt Francis Kéré und Volksbühnen-Intendant Chris Dercon haben am Montag einen ersten Teil ihres geplanten Satelliten-Theaters vorgestellt. Im Hangar 5 des stillgelegten Flughafens Berlin-Tempelhof ließ Kéré eine Tribüne für 400 Zuschauer errichten, die mit Holz verkleidet und mit Stoff verhüllt werden wird.

"Wir stehen auf einer Baustelle, aber es ist doch ein guter Beginn", sagte Kéré, der aus Burkina Faso stammt und seit mehr als 20 Jahren in Berlin lebt. Zu Kérés bekanntesten Projekten gehört das Operndorf des 2010 gestorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief in Burkina Faso.

Als "flexibel und radikal einfach" bezeichnete Dercon die Arbeit Kérés für die Volksbühne, die sich mit der Satelliten-Spielstätte in die Stadt öffnen soll. Die Volksbühne würde nach den Worten von Dercon gerne jedes Jahr im Herbst und vielleicht auch im Sommer in dem mobilen Theater in Tempelhof spielen. Derzeit fehlt jedoch noch das Geld für die Fertigstellung des kompletten Satelliten-Theaters. Mit der gegenwärtigen Basisförderung der Volksbühne sei das im Moment finanziell nicht zu leisten, sagte Dercon.

Premiere feiert der neue Theaterraum im Hangar 5 dennoch bereits am 14. September bei der Uraufführung des Tanzstücks "A Dancer's Day" des Choreographen Boris Charmatz. Der Franzose eröffnet am 10. September mit dem zehnstündigen Tanzspektakel "Fous de Danse" auf dem Tempelhofer Feld auch offiziell die erste Spielzeit unter der Intendanz von Dercon.

Der Belgier ist Nachfolger des langjährigen Volksbühnen-Intendanten Frank Castorf. "Wir können endlich anfangen", meinte der Kunst- und Museumsexperte Dercon mit Blick auf die immense Skepsis, die ihm seit seiner Berufung aus großen Teilen der Kulturszene entgegenschlägt.

Dercons Gegner geben auch nach Castorfs Abschied nicht auf: Rund 40 000 Menschen haben sich bisher mit ihrer Unterschrift für einen Erhalt der Berliner Volksbühne als Repertoire- und Ensembletheater ausgesprochen. Die Initiatoren übergaben einen Zwischenstand der Petition am Montag an Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und den verantwortlichen Ausschuss im Abgeordnetenhaus.

Der Stellenplan des neuen Theater-Intendanten Dercon sehe vor, alle Regie- und Dramaturgiestellen abzubauen und das Ensemble zu halbieren, hieß es in einer Mitteilung. Auch der Spielplan zeige, dass Dercon das traditionsreiche, sozial engagierte Theater zu einem Gastspielhaus machen wolle. In der Petition wird von Lederer eine Stellungnahme gefordert.

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