Glosse zu Twitter Wenn die Kiefer zwitschert

Meinung · In der brandenburgischen Schorfheide zwitschert es bald nicht nur aus der Kiefer, nein: Der Baum zwitschert selber. Also, er twittert vielmehr.

 Was will Kiefer der Netzwelt mitteilen?

Was will Kiefer der Netzwelt mitteilen?

Foto: dpa

Experten des Thünen-Instituts für Waldökosysteme kündigten an, eine Kiefer im Rahmen des europäischen Projekts „TwitteringTrees“ mit Sensoren auszustatten, die ihre „Vitalwerte“ über den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter in die Netzwelt übermitteln. Die zwitschernde @Schorfheide-Kiefer sei damit der erst Twitter-Baum Deutschlands.

„Jeder Neugierige“ könne sich künftig in Echtzeit über ihr Wohlbefinden, etwa über Wasserfluss und Verdunstung, informieren. Außerdem bilde sie zusammen mit sechs twitternden Bäumen in Belgien und einem in den Niederlanden den Grundstock für ein europaweites Frühwarnsystem .

Gut, dass in den 80er Jahren noch nur die Vögel zwitscherten. Die Waldsterben-Hysterie hätte einen verheerenden Twitter-Sturm ausgelöst.

Naturverliebte Waldschrate umarmten damals ihren „Freund den Baum“, statt sein schnöder „Follower“ im Netz zu werden. Das war auch deutlich kostengünstiger als die 10 000 Euro, die das Eberswalder Institut pro Twitter-Baum veranschlagt. Dafür könnten zumindest ein kleines, nicht-digitalisiertes Kiefernwäldchen angepflanzt werden.

Abzuwarten bleibt, was die Kiefer der Netzwelt mitteilen wird: Hilfe, an mir hackte in #Specht? Was wollen die Männer mit der #Kreissäge? Warum muss gerade ich in der #Schorfheide aufwachsen? Kann mal jemand die blöden #Sensoren aus meinem Ast entfernen? Vielleicht schickt die Kiefer ihre wirklich privaten Daten künftig auch lieber per WhatsApp, das ist jetzt wenigstens veschlüsselt.

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