Ein schöner Text? Das allein reicht Ulrike Almut Sandig nicht. Die Lyrikerin und Prosa-Autorin, die in diesem Jahr die Thomas-Kling-Poetikdozentur an der Universität Bonn übernehmen wird, erwartet von guter Literatur mehr als nur reine Ästhetik. Bedeutung zum Beispiel. Einen Impuls, sich mit einem bestimmten Thema neu auseinanderzusetzen. Mit Flüchtlingstragödien, wie in einem Gedicht, das die 41-Jährige den Rettungsschiffen vor der italienischen Küste gewidmet hat; oder mit Missbrauch, Freundschaft und Empathie, so wie in ihrem Romandebüt „Monster wie wir“. „Poesie sollte eine Denkweise ermöglichen, die außerhalb des Textes nicht möglich ist“, erklärt Sandig im GA-Interview.