Wallraf-Richartz-Museum in Köln Von Dürer bis van Gogh

Köln · Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt im September eine spektakuläre Schau. „Von Dürer bis van Gogh – Sammlung Bührle trifft Wallraf“ heißt es vom 23. September bis zum 29. Januar im Museum am Gürzenich.

 Aelbert Cuyps „Gewitter über Dordrecht“ (Sammlung Bührle) wird im Wallraf-Museum neben einem Kölner Pendant gezeigt. FOTO: SIK-ISEA J. P. KUHN

Aelbert Cuyps „Gewitter über Dordrecht“ (Sammlung Bührle) wird im Wallraf-Museum neben einem Kölner Pendant gezeigt. FOTO: SIK-ISEA J. P. KUHN

Foto: ga

Das wird ein Kunstgipfel der Extraklasse: „Von Dürer bis van Gogh – Sammlung Bührle trifft Wallraf“ heißt es vom 23. September bis zum 29. Januar im Museum am Gürzenich. Werke von Gauguin, Monet, Picasso und Degas garantieren eine Augenweide, die das Publikum lieben dürfte. Der Sammler Emil Bührle (1890-1956) freilich taugt nicht unbedingt zum lupenreinen Sympathieträger. Als Leiter, später Inhaber der Schweizer Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon liefert er im Zweiten Weltkrieg Fliegerabwehrgeschütze in die ganze Welt – auch nach Deutschland. „Es ist kein Geheimnis, wie Bührle sein Geld verdient hat, und dass es in die Kunst geflossen ist“, stellt Barbara Schaefer als Kuratorin der Schau klar.

„Wir wollen die Fakten mit größter Transparenz offenlegen“, sagt die Vize-Direktorin des Wallraf. So gibt es in der Schau einen eigenen Doku-Raum zur Problematik, während die einzelnen Provenienzen im Katalog nachvollziehbar sind. Von den im Krieg erworbenen Bührle-Werken wurden 13 nachträglich als Raubkunst deklariert, Bührle hat neun davon ein zweites Mal rechtskräftig gekauft und vier zurückgegeben.

Dennoch gibt es ein „Schwarzbuch Bührle“ (Rotpunktverlag), das die Sammlung kritisch ins Visier nimmt. Allerdings gehen die Schätze als Dauerleihgabe in eine bis 2020 von David Chipperfield gebaute Erweiterung des Kunsthauses Zürich. Es sei Vertragsbestandteil, dass die Herkunft geklärt wird. Dies, so Schaefer, „tut die seit 1960 bestehende Stiftung Bührle heute schon geradezu vorbildlich und öffnet auf Nachfrage auch ihre Archive“. Von den 19 Werken, denen das „Schwarzbuch“ lückenhafte Provenienz vorwirft, treffe dies nur auf drei zu, „wobei Lücken auch noch kein Beweis für unrechtmäßigen Erwerb sind“.

Der damalige Wallraf-Direktor Leopold Reidemeister lernte Bührle 1953 in Zürich kennen, und bis zu dessen Tod stand man in respektvollem Kontakt. „Freilich konkurrierten beide auch auf dem Kunstmarkt, wobei Bührles Möglichkeiten natürlich größer waren.“ Da beide Sammlungen vom Mittelalter über Barock bis zu Impressionismus und Post-Impressionismus reichen, lassen sich Werke kombinieren, „die danach rufen, wieder einmal zusammengeführt zu werden“. So hat Aelbert Cuyp den Hafen von Dordrecht im Mondlicht (Wallraf) und das Gewitter über Dordrecht als Pendants gemalt, „die 1802 auf einer Auktion getrennt wurden“.

Ähnliches gilt für die anmutigen Degas-Tänzerinnen: „Unser Pastell, das von einem Ölgemälde der Bührle-Sammlung abgepaust wurde, wobei das Gemälde dann noch einmal überarbeitet wurde, um ihm eher eine Pastell-Anmutung zu geben.“ Oder eben Alfred Sisleys „Regatta von Hampton Court“ (Bührle) und „Die Brücke von Hampton Court“ (Wallraf), die an einem Tag entstanden sind.

Auch im Mittelalter zeigt man solche Konstellationen, wagt bei chronologischem Parcours aber auch eine Abteilung Alt/Neu: Albrecht Dürer trifft etwa Georges Braque. Bis auf zwei Werke, „die aus restauratorischen Gründen nicht reisen dürfen“, habe sich die Stiftung gegenüber den Kölner Leihanfragen generös gezeigt.

Insgesamt sind rund 70 Werke aus beiden Sammlungen zu sehen, wobei die Kuratorin natürlich Spitzenstücke „ihres“ Hauses herausgesucht hat. So kann man den „sehr hochkarätigen Bührle-Werken“ durchaus etwas entgegensetzen. Barbara Schaefer nimmt Bührle vor dem Vorwurf in Schutz, „er habe mit Kunst lediglich den Ursprung seines Reichtums verbrämt. Er hat sich die Werke oft nach Hause kommen und lange auf sich wirken lassen, dann mit der Familie diskutiert, ob man sie kaufen solle oder nicht“.

Vor vier Jahren hatte Schaefer mit der Schau „1912 – Mission Moderne“ den Rekord von knapp 180 000 Besuchern erreicht. Und diesmal? „100 000 peilen wir mal vorsichtig an.“ Wobei Pressesprecher Stefan Swertz „schon eine Vorab-Kampagne mit City Lights“ plant und meint: „Köln, Bonn und Düsseldorf können wir mit Werbung sehr gut bespielen. Und da man bei den Bildern die Qual der Wahl hat, arbeiten wir nicht nur mit einem Motiv.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Held ohne Heldenpose
“One Life“ mit Anthony Hopkins Held ohne Heldenpose
Zum Thema
Aus dem Ressort