Kunsthalle Berlin Weiter Kritik an Smerlings Berliner Projekt

Bonn · Die Kritik an Walter Smerlings „Kunsthalle Berlin“ reißt nicht ab. Wie funktioniert das System Smerling in Bonn? Die Stadt musste nach seinem Ausstellungsflop „Zeitwenden“ ein Bild von Baselitz verkaufen.

 Stadtdechant Wolfgang Picken (links) mit Walter Smerling neben einer Arbeit von Tony Cragg im Bonner Münster.

Stadtdechant Wolfgang Picken (links) mit Walter Smerling neben einer Arbeit von Tony Cragg im Bonner Münster.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Wirbel um Walter Smerlings Berlin-Abenteuer wächst sich zum Tsunami aus. Keine Woche ohne Kritik und Widerstand. Ziel ist das Projekt „Kunsthalle Berlin“, das der Bonner Kunstmanager mit seinem Verein Stiftung für Kunst und Kultur in Tempelhof präsentiert. Es gab einen Boykottaufruf und einen Protestbrief. Seitdem bekannt wurde, dass Smerlings Privat-Projekt mit bis zu 2,4 Millionen Euro aus dem Etat der armen Hauptstadt bezuschusst wird, wachsen der Unmut der Szene und der Druck auf Kultursenator Klaus Lederer. Da kann Smerling noch so sehr auf seine Initiative und akquirierten Gelder verweisen. Der Vorwurf lautet: Die Berliner Politik habe sich instrumentalisieren lassen.

Wenn die Stadtkasse leer ist

Klamme Kommune auf der einen, potente Gönner auf der anderen Seite. Das kann etwa im klassischen Zusammenspiel zwischen (selbstlosem) Mäzen und einem Museum, am besten im Rahmen einer (echten) Stiftung gut gehen. Aber nicht, wenn der, der das Geld mitbringt, eigentlich nur seine eigene Agenda im Sinn hat und die geförderte Institution als Vehikel für seine eigenen Interessen nutzt.

Genauso tickt das System Smerling, das lange Schatten in die Vergangenheit wirft: Bonn laboriert daran seit den späten 1990er Jahren, als unter dem euphemistischen Begriff „Public Private Partnership“ die chronisch finanzklamme Stadt Bonn Smerling zeitweilig ihr Kunstmuseum als Spielwiese überließ. Der durfte dort eine China-Ausstellung zeigen, der die Kritik vorwarf, er habe nur Staatskünstler eingeladen. Er hob die Schau seines Freundes Bazon Brock, „Macht des Alters“, ins Haus, unter anderem mit Leichen-Objekten von Gunther von Hagens („Körperwelten“), der im Auditorium des Kunstmuseums auch noch Werbung für seine Plastinate machen durfte. 

Stadt musste für Schulden geradestehen

Höhe- und Tiefpunkt war die mit einem protzigen Konklave auf dem Petersberg vorbereitete und zum Millennium im Kunstmuseum organisierte Schau „Zeitwenden“, eine Art rheinische Documenta, die an der Museumskasse so gründlich floppte, dass die Stadt Bonn ein Bild von Georg Baselitz aus dem Kunstmuseum zwecks Schuldenabbau verkaufen musste. Weitere Schulden musste das Kunstmuseum aus seinem Etat abstottern. Mit einer gewissen Berechtigung: Kunstmuseumschef Dieter Ronte hatte seinen Duzfreund Walter schließlich gewähren lassen. Wer meint, Bonn wäre nach dieser beispiellosen Pleite zur verbrannten Erde für den wendigen Kunstmanager geworden, täuscht sich.

Umstrittenes Gastspiel in der Bundeskunsthalle

2012 stand Smerling wieder auf der Matte. Diesmal platzierte er als Gastkurator Werke Anselm Kiefers – ausschließlich aus der Sammlung seines Freundes, des Bauunternehmers Hans Grothe (auch er mit wenig schmeichelhafter, eng mit Smerling verwobener Bonn-Geschichte) – in der Bundeskunsthalle.

Stephan Berg, seit 2008 Intendant des Kunstmuseums Bonn, hatte im Programmrat der Bundeskunsthalle davor gewarnt, Hallenchef Robert Fleck überhörte das. Die Kritik tobte.

Picken öffnet Smerling das Bonner Münster

Der Name Kiefer kam erneut ins Spiel, als Smerling sich das Bonner Münster als neue Spielwiese aussuchte. Stadtdechant Wolfgang Picken öffnete ihm das Gotteshaus. Kiefer war plötzlich kein Thema mehr, dafür andere Smerling-Künstler. 

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