Bilanz der vergangenen Jahre Wie beliebt ist das Haus der Geschichte in Bonn?

Bonn · Nach der Sanierung und dem Umbau der Dauerausstellung im Jahr 2017 gab es nur einen "Notbetrieb". Nun hat das Bonner Stiftung Haus der Geschichte eindrucksvollen Sammlungsbericht vorgelegt.

 Wrack der Lufthansa-Maschine „Landshut“ in Friedrichshafen.

Wrack der Lufthansa-Maschine „Landshut“ in Friedrichshafen.

Foto: picture alliance/dpa

Das Jahr 2017 war mit der Dachsanierung, dem Umbau der Dauerausstellung und dem „Notbetrieb“ mit Depotführungen kein einfaches Jahr für die Bonner Stiftung Haus der Geschichte. Und trotzdem gab es im Zeitraum 2017 bis 2018 Rekorde, wie der gerade veröffentlichte Bericht über diesen Zeitraum verkündet. So zählte die Bonner Wechselausstellung „Geliebt. Gebraucht. Gehasst“ über „Die Deutschen und ihre Autos“ (März 2017 bis Januar 2018) mit mehr als 200 000 Besuchern zu den Allzeit-Rennern der Stiftung. Im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig punktete „Alles nach Plan“ zum Design in der DDR. Der „Tränenpalast“ in Berlin fuhr mit 300.000 Besuchern 2018 einen Rekord ein,

Natürlich hinterließ das Renovierungsjahr 2017 mit einer dreivierteljährlichen Schließung der Dauerausstellung, so der Bericht, eine Delle in der Besucherstatistik. 2018 war man wieder auf der gewohnten Höhe: 650.000 Besucher kamen ins Bonner Haus der Geschichte zu den Ausstellungen, fast 428 000 allein in die neu sortierte Dauerausstellung, fast 23.800 Menschen besuchten die vom Haus der Geschichte betreuten Historischen Orte Kanzlerbungalow und Bundesrat (eine Steigerung gegenüber 2017). Gestiegen sind auch die Zahlen der „Begleitungen“, wie in der Stiftung Führungen genannt werden: 6108 waren es 2018.

Das Leipziger Standbein verzeichnete 207.000 Ausstellungsbesucher 2017, das folgende Jahr war das Zeitgeschichtliche Forum fast vollständig wegen Neuordnung geschlossen. Die Berliner Standbeine der Stiftung – Tränenpalast und Kulturbrauerei – Steigerten ihre gemeinsamen Besucherzahlen von 394.000 im Jahr 2017 auf 440.000 im Jahr 2018. Die Stiftung lockte 2017 insgesamt 972.000 Geschichtsfans in ihre Ausstellungen, 2018 waren es 1,29 Millionen.

Der Haushalt kletterte von 26,2 auf 28,9 Millionen Euro, was insbesondere mit den Investitionen unter anderem für die Sammlungen (ein Plus von rund zwei Millionen Euro) zusammenhängt.

Der sehr informative, schön aufgemachte und aufwändig bebilderte Bericht 2017/2018 liefert eine Fülle weiterer Zahlen, lässt ansonsten die die vielen Aktivitäten, Lesungen, Konzerte, Buchvorstellungen, Diskussionen Ausstellungseröffnungen und dergleichen Revue passieren. Projekte wie das Zeitzeugenportal, die digitalen Dienste und die interaktiven Angebote werden vorgestellt. Der Leser erfährt hier unter anderem, was er alles verpasst hat.

Eindrucksvoll ist der Bericht der Sammlung mit ihren 70 Sammlungsbereichen. Die Sammlung wächst und wächst. Und braucht Platz. Das Kuratorium der Stiftung hat für Bonn einen Depotneubau mit etwa 10.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche befürwortet, die Bundeskulturministerin Monika Grütters und das Finanzministerium haben grünes Licht gegeben. Die Planungen laufen.

Müller-Westernhagens Echo-Trophäe im Depot

Mit Spannung liest man, was so alles ins Haus kommt: Etwa ein Opel Movano mit dem Kennzeichen BG-WP-6542, in dem 19 syrische und afghanische Flüchtlinge 2015 eingeschleust werden sollten, was die Bundespolizei vereitelte; oder das DFB-Trikot, das Jerome Boateng bei der WM 2014 während des Halbfinalspiels gegen Brasilien trug; oder Peggy Meinfelders Kunstprojekt „100 Westmark“ das Alltagsgegenstände versammelt, die ostdeutsche Bürger für ihre ersten 100 DM kauften – von der Barbiepuppe über einen Trauring bis zu Winkelschleifern; oder schließlich einer der „Echos“, die Marius Müller-Westernhagen nach dem Skandal um die Rapper Farid Bang und Kollegah an den Bundesverband der Musikindustrie zurückgab (auch das Typoskript von Campinos Statement gegen die antisemitischen Töne der Rapper befindet sich im Haus der Geschichte).

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