Preisverleihung im Kammermusiksaal Wie die Welt der Kunst nach Siegen kam

Bonn · Bei der Maecenas-Ehrung an die in Bonn lebende Kulturförderin Barbara Lambrecht-Schadeberg im Beethoven-Haus hält Florian Illies die Laudatio.

Eines sei in der Laudatio von Florian Illies nicht zur Sprache gekommen, war Barbara Lambrecht-Schadeberg im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses aufgefallen, wo ihr am Montagabend die angesehene Maecenas-Ehrung des Arbeitskreises selbstständiger Kultur-Institute (AsKI) verliehen wurde: „Das ist das eigentliche egoistische Moment meiner Motivation.“ Musik, Kunst, Malerei auch das Engagement für Schulen, listete die Mäzenin auf: „Das macht doch alles Spaß! Ich habe dabei Freunde gefunden und mit hochinteressanten Menschen zusammengearbeitet.“

Man wird lange suchen müssen, um Mäzene zu finden, die ihr Leben so umfänglich der Kultur und dem sozialen Engagement widmen wie die nach Jahren in der Schweiz nun in Bonn lebende Lambrecht-Schadeberg. Als leidenschaftliche Liebhaberin der Künste rief sie 1997 die Peter-Paul-Rubens-Stiftung in Siegen ins Leben, die wiederum die Gründung des Museums für Gegenwartskunst, ebenfalls in Siegen, ermöglichte. Die Sammlung des Museums wird mit ihrer Unterstützung kontinuierlich bereichert durch die Kunstwerke der Preisträger des Rubenspreises der Stadt Siegen, der seit 1955 vergeben wird. Die Sammlung des Museums wird kontinuierlich bereichert durch die Sammlung von Kunst der Preisträger des Rubenspreises der Stadt Siegen. Auf diesem Wege haben Werke bedeutender Vertreter der Gegenwartskunst wie Francis Bacon, Cy Twombly, Lucian Freud, Maria Lassnig, Sigmar Polke oder Bridget Riley ihren Weg in die siegerländische Provinz gefunden.

Die finanzielle Basis dafür liefert der heute 82-Jährigen die Krombacher Brauerei im Siegerland, deren Mitgesellschafterin sie seit 1961 ist. Ihr Vater, Bernhard Schadeberg, hatte das 1803 gegründete Traditionsbrauhaus 1922 übernommen. Seither wird es als Familienunternehmen geführt. Im vergangenen Jahr belief sich der Bierausstoß der Brauerei auf mehr als fünfeinhalb Millionen Hektoliter.

„Es war noch nie der Fall, dass ich mit solcher Freude über die Motivation und die Auswirkung einer der großen, stillen Hintergrundfiguren der kulturellen Bundesrepublik gesprochen habe wie heute“, versicherte Florian Illies („Generation Golf“, „1913: Der Sommer des Jahrhunderts“) in seiner Laudatio sehr glaubhaft. Es solle aber nicht um Bier gehen („Das habe ich mehrfach versprochen“), sondern um die Kunst, um die vermeintliche Provinz, um den Glauben und um die Liebe – und um die Frage, „warum das alles bei dieser besonderen Dame aufs Unauflösliche miteinander verbunden ist“. Als gläubige Christin empfinde Lambrecht-Schadeberg den Ort, wo sie lebe, als einen Auftrag, sagte Illies. „Das Apollo Theater in Siegen und die Philharmonie Südwestfalen blühen dank ihr“, sagte er. Illies hob die Rolle der Geehrten als erste Vorsitzende der „Barbara-Schadeberg-Stiftung zur Förderung evangelischer Schulen“ hervor und bezeichnete ihre vielfältige Tätigkeit als „segensreich“. Ihr Herz aber gehöre der Malerei, die sie nicht als Luxus verstehe, sondern als Lebenselixier für den Menschen.

AsKI-Vorsitzender Wolfgang Trautwein, der Lambrecht-Schadeberg als sichtbares Zeichen der Ehrung die Bronze-Skulptur „Nike“ des Bildhauers Manfred Sihle-Wissel überreichte, hatte anfangs die Bedeutung bürgerlichen Engagements für die Kultur hervorgehoben. Die Reihe früherer Maecenas-Preisträger liefert da beredte Beispiele: vom ersten Preisträger Arend Oetker (1989) über Alfred C. Toepfer (1991), Henri Nannen (1995) und Paul Sacher (1997) bis hin zu Anne-Sophie Mutter, die 2010 ebenfalls in Bonn ausgezeichnet wurde.

Das musikalische Programm übernahmen an diesem Abend ein Streichquartett aus Mitgliedern der von Lambrecht-Schadeberg unterstützten Philharmonie Südwestfalen sowie der Pianist und Preisträger der Beethoven-Competition des Jahres 2009, Hinrich Alpers, mit Werken von Bach, Beethoven und Schostakowitsch. Im Anschluss hatte die AsKI noch zu einem Empfang ins Collegium Leoninum eingeladen. Es gehört übrigens zu den fünf Häusern der „Nova Vita Seniorenresidenzen“, an deren konzeptioneller Entwicklung, Bau und Betrieb die Geehrte ebenfalls beteiligt ist.

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