International Telekom Beethoven Competition Bonn Wo die Teilnehmer des Wettbewerbs in Bonn wohnen

Bonn · Clemens Knothe war selbst häufig Gastgeber für Teilnehmer der „International Telekom Beethoven Competition Bonn“. Heute koordiniert er die Unterbringung der jungen Pianisten bei Privatfamilien. Ein spielbares Klavier ist Voraussetzung.

 Koodiniert die Gastfamilien: Clemens Konthe.

Koodiniert die Gastfamilien: Clemens Konthe.

Foto: Kuron

Rheinländern wird generell gerne eine gewisse Herzlichkeit und unkomplizierte Gastfreundlichkeit nachgesagt. Da liegt es nahe, die Teilnehmer der International Telekom Beethoven Competition in Privathaushalten unterzubringen. Wie funktioniert das?  Vor Beginn der Telekom Beethoven Competition mussten 23 Pianistinnen und Pianisten eine Unterkunft bei entsprechend vielen Gastfamilien finden. Dass dies seit 2009 wird so gehandhabt, geht auf die Initiative des künstlerischen Leiters und Jury-Präsidenten Professor Pavel Gililov zurück. Die Gründe dafür: Gesellschaft und Unterstützung für die Teilnehmer in einer Phase, in der sie die abseits der Competition sonst kaum hätten, und die Möglichkeit, zu üben.

„Klar, ein Instrument zum Üben muss jeder Haushalt haben, um als Gasthaushalt in Frage zu kommen“ erklärt Clemens Knothe, der seit 2013 in die Unterbringung der Teilnehmer involviert ist – erst als Gastgeber, dann als Koordinator, oder Mentor für Gastfamilien, wie man seine ehrenamtliche Tätigkeit eigentlich nennt. „Da reicht kein 20.000 Euro teures E-Piano und auch kein 150 Jahre altes Instrument, das vor 25 Jahren das letzte Mal gespielt wurde. Das muss ein Instrument sein, auf dem man angemessen üben kann.“

Es versteht sich von selbst, dass jedem Gasthaushalt eine kostenlose Klavierstimmung zukommt. Schließlich besteht die „freie“ Zeit der Teilnehmer in ihren Gastunterkünften hauptsächlich aus Stunden des Übens. „Zwischendurch mal rausgehen, und sei es nur an den einen Kilometer entfernten Rhein, das wird mit den meisten Teilnehmern nicht passieren. In jeder freien Minute wird geübt, für Sightseeing bleibt da keine Zeit“, weiß Knothe aus eigener Erfahrung als Gastgeber zu berichten. 2015 hatte er den letztendlichen Gewinner der Competition, Filippo Gorini aus Italien, beherbergt.

Inzwischen koordiniert Knothe die komplette Kommunikation mit den Gastgebern, wählt sie aus und macht sie bereit für die Rolle. Ein harter Kern ist bereits seit Jahren regelmäßig Gastgeber. Er wird vor jeder Competition zuerst angefragt, kennt bereits die Abläufe und erfüllt die Bedingungen. Neben einem Klavier oder Flügel im Haushalt sind das insbesondere ein eigenes Zimmer und eine gute Verkehrsanbindung, dazu obligatorisch jeden Morgen ein Frühstück für den Teilnehmer und bestenfalls die Möglichkeit, auch während der Ruhezeiten zu üben. Individuell werden zudem Fremdsprachenkenntnisse bei der Verteilung der Teilnehmer berücksichtigt und jüngere, weniger im Business verankerte Pianisten regelmäßigen Gastfamilien zugeteilt.

Die Planungen und damit der Kontakt zu den Gasthaushalten beginnen bereits im Sommer. Einiges an Organisationsaufwand also auch für die Gastfamilien, ebenso aufwändig die Unterbringung eines Gastes über Tage oder Wochen. Lohnt sich die ganze Sache für die Familien überhaupt? „Es gibt natürlich ein paar Goodies, die kostenlose Klavierstimmung und Eintrittskarten zu allen Auftritten, die nicht kostenlos sind“, zählt Knothe auf. „Aber im Endeffekt geht es darum nicht. Das Durchschnittsalter unserer Gastfamilien liegt bei Mitte 60, viele sind also Rentner, die meisten von ihnen sind oder waren selbst musikalisch tätig. Die freuen sich, wenn in der Vorweihnachtszeit nochmal richtig was passiert, fiebern mit ‚ihrem‘ Pianisten mit.“

Zu Problemen kommt es während der Unterbringung nahezu nie. Die „problematischste“ Situation, die Knothe nach einigem Überlegen einfällt, war der plötzliche Sinneswandel einer Gastfamilie hinsichtlich der Einhaltung der Ruhezeiten. Doch in praktisch allen Fällen verläuft die Unterbringung reibungslos, mit guten und im Verlauf der Veranstaltung zunehmend intensiven und vertrauensvollen Verhältnissen von Familien und Pianisten. Einige Gastfamilien haben auch nach der Competition noch teils jahrelangen Kontakt zum ihnen zugeteilten Teilnehmer. Knothe greift im Gespräch zum Smartphone und zeigt seinen regen WhatsApp-Austausch mit Gorini: „Inzwischen war er mindestens zehnmal bei uns zu Besuch, wir waren bei ihm und seiner Familie in Italien. Das ist eine wirklich gute und langfristige Freundschaft geworden!“

Der Autor ist Teilnehmer eines Praxis-Seminars für Musikkritik, das die Kölner Universität in Zusammenarbeit mit der Telekom, dem General-Anzeiger der Deutschen Welle und dem WDR Köln anbietet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Held ohne Heldenpose
“One Life“ mit Anthony Hopkins Held ohne Heldenpose
Aus dem Ressort