Kurt Jeschke: "Der Wettbewerb ist intensiver geworden"

Im Interview erläutert der neue Rektor an der Fachhochschule Bad Honnef seine Strategie für die Zukunft.

 Kurt Jeschke ist neuer Rektor an der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef/Bonn.

Kurt Jeschke ist neuer Rektor an der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef/Bonn.

Foto: Holger Handt

Bad Honnef. Professor Kurt Jeschke ist neuer Rektor der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef/Bonn, deren Schwerpunkt im Dienstleistungsmanagement von Tourismus bis Luftverkehr liegt. Mit dem 50-Jährigen sprach Annette Claus.

General-Anzeiger: Sind Tourimus und Hotellerie noch eine zukunftsträchtige Branche, die man jungen Menschen zur Berufsausbildung empfehlen kann?

Kurt Jeschke: Ganz klar: Ja. Wenn man die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre betrachtet, auch die Veränderungen im Freizeit- und Reiseverhalten, dann zeigt sich, dass das eine sehr stabile und zukunftsträchtige Industrie ist. Die Themen Freizeit, Erholung und Gesundheit spielen bei den Kunden eine zunehmend wichtige Rolle.

GA: Obwohl der Tourismus schon unter der Krise gelitten hat.

Jeschke: Vor allem haben die Hotels und Reiseveranstalter gelitten, die sehr stark preisorientiert sind, wo sich also die starke Preissensibilität der Kunden besonders niederschlägt. Im Qualitätssegment ist dieser Effekt deutlich schwächer ausgefallen.

GA: Das Qualitätssegment ist ja auch Ihr Segment als Fachhochschule.

Jeschke: Wir legen in der Ausbildung grundsätzlich Wert auf Qualität, haben Grundprinzipien wie Serviceorientierung, Internationalität und Praxisorientierung.

GA: Ihre Absolventen arbeiten denn auch tendenziell in qualitativ hochwertigen Sparten des Tourismus?

Jeschke: Man kann durchaus feststellen, dass unsere Absolventen bei Firmen mit führender Marktstellung sehr präsent sind. Aber auch die mittelständische Industrie spielt eine Rolle.

GA: Ich meine aber auch das Produkt: also ein Leading Hotel of the World im Unterschied zu einem Zwei-Sterne-Hotel auf Mallorca. Da geht die Reise für Ihre Graduierten doch eher zu einer Stelle im führenden Hotel, nehme ich an.

Jeschke: Das ist absolut richtig.

GA: Sie sind eine private Hochschule mit Studiengebühren. Das wirkt sich vermutlich auch auf Ihre Klientel aus.

Jeschke: Das liegt in der Natur der Sache. Wer bei uns studiert, ist bereit, in seine Ausbildung zu investieren. Durch diesen Fokus haben wir ein klares Zielgruppenprofil. Viele Studenten kommen aus Familien, die in der Branche verankert sind oder einfach die finanziellen Mittel haben, eine solche Ausbildung zu gewähren.

Als staatlich anerkannte Hochschule haben wir darüber hinaus die Pflicht, allen Interessierten den Zugang an die private Hochschule zu ermöglichen. Das passiert über BAföG, Stipendien und innovative Angebote wie den Honnefbildungsfonds, wo den Studenten die Möglichkeit gegeben wird, die Gebühren nach dem Studium über ihr Einkommen sukzessive zu bezahlen.

Das Vermögen der Familien ist also kein ausschlaggebendes Kriterium. Wir wünschen uns zum Beispiel mehr Studenten, die Stipendien der Bonner Ließem-Stiftung nutzen. Von fünf möglichen Vollstipendien werden nur zwei von den aktuellen Studienanfängern genutzt. Wenn jemand Engagement für ein Studium bei uns mitbringt, scheitert es nicht an den finanziellen Voraussetzungen.

GA: Was zeichnet die Honnefer Fachhochschule aus?

Jeschke: Wir sind sehr an der Sicherstellung und Entwicklung unserer Position als Kompetenz-Center für die internationale Service-Industrie interessiert. Alle Studiengänge sind akkreditiert, letztes Jahr haben wir vom Wissenschaftsrat und dem Land NRW die institutionelle Reakkreditierung erhalten. Ein besseres Qualitätsurteil für eine private Hochschule gibt es nicht.

GA: Und das für zehn Jahre.

Jeschke: Das ist die maximale Auszeichnung, die man bekommen kann, und das mit keinerlei Auflagen verbunden. Das 20-köpfige Gremium hat in allen Prüfpunkten - von Hochschulorganisation und Campus Services über Studienprogramme bis zu Praktika und Jobeinstieg - alles 100-prozentig erfüllt vorgefunden.

Das ist eine sehr wichtige Bestätigung, aber auch ein Auftrag. Das macht die Einzigartigkeit unserer Hochschule im Bildungsraum Bonn und Nordrhein-Westfalen aus. Als private Hochschule sind wir eine der erfolgreichsten Hochschulen im deutschsprachigen Raum.

GA: Welche Impulse wollen Sie als Rektor geben?

Jeschke: Das neu zusammengesetzte Rektorat will noch stärker in die Internationalisierung der Hochschule investieren. Seit Juni sind wir Mitglied der United Nations World Tourism Organization. In diesem Netzwerk sind weltweit 60 Hochschulen und Universitäten organisiert. Wir sind die einzige deutsche Hochschule, die Mitglied ist in der Vereinigung Leading Hotel Schools of the World.

Wir wollen auch die Programme an der Hochschule weiterentwickeln, sie zum Beispiel ergänzen um Angebote, die innovative Antworten auf aktuelle Entwicklungen im Markt geben. Neben dem noch jungen Standort Bad Reichenhall wollen wir auch den Standort Bad Honnef stärken, denn der Wettbewerb ist intensiver geworden in den letzten Jahren im Vergleich zur Zeit vor zehn Jahren, als die Fachhochschule ihren Lehrbetrieb aufgenommen hat.

GA: Wie beurteilen Sie Ihre Vernetzung mit Bad Honnef?

Jeschke: Darauf können wir stolz sein: Wir haben eine sehr gute Beziehung zur Stadt - in die Politik, in die Verwaltung - auch zu Initiativen, Verbänden und Interessengruppen. Das hat sich die letzten Jahre sehr positiv entwickelt. Inzwischen haben wir jedes Jahr zwei, drei Veranstaltungen mit der Stadt oder Verbänden aus dem lokalen Umfeld.

Angefangen bei unserem Campusfest, in dem wir uns kürzlich zusammen mit Gewerbetreibenden mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt haben. Wir hatten Anfang der Woche Franz Müntefering auf dem Campus, Veranstalter war die Honnefer SPD. Es gibt da sehr viele Aktivitäten, und das führt dazu, dass wir mittlerweile fest integriert sind in die regionale Struktur.

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