Kölner Festival „Acht Brücken“ Enno Poppe ist Porträtkünstler
Köln · 88 Töne sind ihm nicht genug: Der Komponist Enno Poppe experimentiert mit Mikrotönen. Das Kölner Festival porträtiert ihn im Mai mit zahlreichen Konzerten.
Ein ordentlich gestimmtes Klavier verfügt über insgesamt 88 Töne. Für den Komponisten Enno Poppe, der, wie er sagt, als Komponist vom Klavier her kommt, sind das eindeutig zu wenig. „Irgendwann begann ich mich zu langweilen“, erläuterte er am Freitag im Foyer der Kölner Philharmonie im Gespräch mit Intendant Louwrens Langevoort seine Hinwendung zur Mikrotonalität. Der vor 54 Jahren im sauerländischen Hemer zur Welt gekommene Musiker ist Porträtkomponist beim kommenden Kölner Acht-Brücken-Festival, das in diesem Jahr unter dem Motto „Feine Unterschiede“ vom 4. bis zum 12. Mai in der Philharmonie und anderen Veranstaltungsorten im Stadtgebiet über die Bühne geht.
„Einmal für François-Xavier Roth komponieren.“
Bei dieser Gelegenheit kommt auch die Erfüllung eines persönlichen Wunsches zu einem Abschluss: „Einmal für François-Xavier Roth komponieren.“ Für das Gürzenich-Orchester und Kölns Generalmusikdirektor hat Poppe das ungewöhnliche Orchesterwerk „Strom“ geschrieben. Gehört habe er das ebenfalls mikrotonal komponierte Stück noch nicht, aber er sei „sehr neugierig“, was ihn bei der Uraufführung erwarte (12. Mai, 11 Uhr). Sicher ist: Es wird ganz anders klingen als alle anderen Werke aus seiner Feder davor. Poppe: „Ich bin daran interessiert, dass jedes sich von dem vorigen Stück unterscheidet, es ist wirklich langweilig, immer das Gleiche zu machen.“ Von Poppe erklingen im Verlauf des Festivals noch zahlreiche weitere Werke. Darunter nicht nur live gespielte Kompositionen, sondern auch die audiovisuelle Installation zu „Wald“ für vier Streichquartette (2010), bei der in der Kölner Zentralbibliothek jeder der 16 Instrumentalisten sowie der Dirigent auf jeweils einer Videoleinwand zu sehen sind. Die Besucher können durch sie wie durch einen Wald spazieren.
Große Orchester, kleine Ensembles
Die 14. Ausgabe des Festivals bietet von den traditionellen Freihafen-Veranstaltungen am 4. Mai bis zum Abschlusskonzert mit dem WDR Sinfonierorchester am 12. Mai insgesamt 30 Konzerte mit 18 Uraufführungen. Das Festivalthema Mikrotonalität beinhaltet auch den Blick über die zentraleuropäische Ebene hinaus, beschäftigt sich unter anderem mit Musik des östlichen Mittelmeerraumes und Indien. Unter den Spielstätten finden sich erstmals auch St. Maria im Kapitol, St. Ursula sowie die Wolkenburg. Neben den beiden großen Kölner Orchestern gastieren zahlreiche weitere Künstler und Ensembles beim Festival, die sich wie das Ensemble Musikfabrik, das Ensemble Recherche oder das Ensemblekollektiv Berlin der Neuen Musik verschrieben haben. Aber auch Ausflüge in den Jazz und die Weltmusik wird es geben.
Neu ist die Preisgestaltung: Das Publikum entscheidet, wie viel es für jedes Konzert bezahlen kann. Das reicht vom „Schnupperpreis“ für Sparfüchse bis zu Kartenpreisen im Sinne einer Sponsorenzuweisung.
Infos und Karten hier.