Kosten, Nutzen, Sinn 13 Fragen und Antworten zur Corona-Warn-App

Berlin · Die Corona-Warn-App ist am Dienstag scharf gestellt worden. Die Bundesregierung hatte sich mit der Entwicklung viel Zeit gelassen. Datenschutz und Energieeffizienz sollen gewährleistet sein. In anderen europäischen Ländern ist sie schon im Einsatz –allerdings in anderen Ausführungen.

Kosten, Nutzen, Sinn: 13 Fragen und Antworten zur Corona-Warn-App
Foto: dpa/Kay Nietfeld

Wann wird man die Corona-App nutzen können?

Die App ist zeitgleich mit ihrer öffentlichen Vorstellung auch für die Bürger verfügbar. Die Bundesregierung hat die App am Dienstag vorgestellt.Sie ist ab sofort nutzbar.

Wird man die App auf jedes Smartphone laden können?

Apple und Google haben bereits im Mai die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die App  auf iPhones und Android-Geräte geladen werden kann. Beim iPhone ist Voraussetzung, dass die aktuelle iOS 13.5 heruntergeladen werden kann. Bei einem älteren iphone 5, 5s oder 6 wird das nicht funktionieren. Bei Android-Geräten ist eine 6er Version Voraussetzung für das Laden der App. Zudem müssen Google Play Services auf den Geräten laufen, was bei den neuesten Huawei-Modellen nicht der Fall ist.

Gibt es eine Alternative zum Smartphone?

Theoretisch ja. Beispielsweise könnte man Schlüsselanhänger nur mit einer Technologie für die Corona-Warnfunktionen ausstatten. Eine solche Alternative ist von der Bundesregierung für die Warn-App bisher nicht vorgesehen. Es ist aber gut möglich, dass solche alternative Möglichkeiten zu einem späteren Zeitpunkt nutzbar werden.

Wird die App angesichts ihrer langen Entwicklungsdauer auch besser sein als andere?

Das wird die Praxis zeigen. Positiv hervorzuheben ist, dass die Bundesregierung gemeinsam mit den für die Entwicklung beauftragten Unternehmen SAP und Telekom die Programmierungsdaten vorab veröffentlicht hat, um auch Fachleuten und interessierten Laien die Chance auf Prüfung zu geben, die der Bundesregierung nicht nahe stehen. Bislang gingen nach Angaben der Bundesregierung 285 Verbesserungsvorschläge ein. Dieses offene Verfahren hat dazu geführt, dass die Kritiker eingebunden wurden und ihre Bedenken zur Verbesserung des Produkts beigetragen haben.

Wie funktioniert die App?

Sobald sich zwei Nutzer in einem Abstand von etwa zwei Metern nahe kommen und in dieser Distanz 15 Minuten oder länger verharren, tauschen die Apps über Bluetooth Daten aus. Sollte einer der beiden aufgrund von Symptomen oder aufgrund anderer Hinweise einen Corona-Test machen und dieser fällt positiv aus, dann hat er die Möglichkeit, das Test-Ergebnis in seine Warn-App einzuspeisen. Diese informiert dann anonym alle gespeicherten Kontakte. Sowohl das Laden der App wie auch der verantwortungsvolle Umgang mit dem eigenen Testergebnis und das Einspeisen der Daten sind freiwillig. Die App wird nicht automatisch auf die Handys geladen. Die Gesundheitsämter haben keinerlei Zugriff auf die Daten.

Was mache ich, wenn ich eine Warnung von meiner App bekomme?

Man sollte sich sofort darum kümmern, einen Corona-Test machen zu lassen. Dafür wendet man sich entweder an den Hausarzt, an die Ärzte-Hotline 116117 oder ans zuständige Gesundheitsamt. Mit der Warnung besteht nicht automatisch eine Quarantäne. Es wäre aber sinnvoll, sich nach Möglichkeit zu isolieren, bis das Testergebnis da ist. Eine offizielle Quarantäne kann nur das Gesundheitsamt verhängen.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Die Entscheidung, die von der  App gesammelten Daten dezentral, also nur auf den Daten der Smartphone-Besitzer, zu speichern, war ein wichtiger Schritt, um die Daten der Nutzer zu schützen. Zudem bleibt die Entscheidungshoheit über die Daten bei den Betroffenen. Wer positiv auf Corona getestet wurde, muss sein Ergebnis selbst in die App eingeben, damit die eigenen Kontaktpersonen davon erfahren. Kein Server, kein Gesundheitsamt und keine Ordnungsbehörde erfahren davon.

Was sagen Datenschützer?

Eine grundsätzlich Kritik gibt es von Seiten der Datenschützer nicht. Einige Änderungswünsche hatte der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Ulrich Kelber, bereits in die Entwicklung einfließen lassen. „Mir ist besonders wichtig, dass die relevanten Dokumente zum Datenschutz, insbesondere die Datenschutzfolgeabschätzung, zum Start der App fertig sind“, sagte er vergangene Woche. Sie sollten ab dem ersten Tag öffentlich sein, um in der Bevölkerung Vertrauen und Akzeptanz zu schaffen. Eine Datenschutzfolgeabschätzung müssen die Hersteller anfertigen und den Behörden vorlegen, wenn sie in der Datenverarbeitung Risiken sehen. „Ich bin zuversichtlich, dass die beteiligten Unternehmen und Behörden unsere Hinweise schnellstmöglich umsetzen“, sagte Kelber. Was man bis jetzt an Dokumentation und rechtlichen Texten habe, mache insgesamt einen soliden Eindruck.

Kann es Manipulation geben?

IT-Experten sehen trotz jüngster Nachbesserungen ein mögliches Einfallstor für Missbrauch bei der Nutzung einer bestimmten Hotline. Die Hotline ist nötig, weil noch nicht alle Corona-Testlabore einen digitalen Anschluss zur App haben. Lässt sich eine Person, die die App nutzt, in so einem Labor testen und fällt der Test positiv aus, kann das Labor das Ergebnis nicht automatisch und anonymisiert in die App einspeisen, so dass der Nutzer andere Personen warnen kann. Die infizierte Person muss eine Hotline anrufen und Prüffragen von Callcenter-Mitarbeitern beantworten, die sicherstellen sollen, dass die Person tatsächlich positiv getestet wurde. Die Fragen und Antworten dürfen keinen Rückschluss auf die Person zulassen. Weil das so ist, könnten die Fragen aber auch von einer anderen Person beantwortet werden, die dann eine falsche Warnmeldung in der App auslösen könnte. Wer die Hotline anruft, läuft zudem Gefahr, dabei die eigene Telefonnummer preiszugeben.

Wie viele müssen mitmachen, damit die App wirklich nutzt?

Nach Expertenschätzungen sollten sich 60 Prozent der Bevölkerung beteiligen. Gesundheitsminister Spahn sieht das pragmatisch und sagt, jeder helfe, der sich die App herunterlade. Für die ersten Wochen hofft er auf mehrere Millionen Beteiligte.

Was kostet die App?

Die Entwicklung der App hat etwa 20 Millionen Euro gekostet. Der Betrieb wird mit monatlich zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Euro zu Buche schlagen. Ein Großteil der Betriebskosten entfallen auf die Hotline, die nicht nur positive Testergebnisse für das Hochladen in der App freigibt, sondern auch für alle anderen Fragen beratend zur Verfügung steht.

Nutzt mir die App auch im Ausland?

Bislang nur in den Fällen, in denen sich zum Beispiel in Ferien-Hochburgen Bürger aus Deutschland begegnen, die die Corona-Warn-App nutzen. Die App ist mit anderen europäischen Entwicklungen bislang nicht kompatibel. Daran wird aber gearbeitet.

Was mache ich, wenn ich zwei Mobil-Telefone besitze?

Sinnvoll wäre es, die App auf das Gerät zu laden, das man immer mit sich trägt. Es gibt keine Möglichkeit, die Kontakte von zwei Smartphones im Fall eines positiven Corona-Tests zu verknüpfen.

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