Steinkohlebergwerk 13 Tote nach Grubenunglück in Tschechien

Karvina · Während Deutschlands letzte Zeche schließt, geht die Steinkohle-Förderung in Tschechien weiter. Nun sind dort kurz vor Weihnachten 13 Bergleute ums Leben gekommen. Die meisten stammten aus Polen. Warschau ordnete für Sonntag Staatstrauer an.

 Rettungskräfte sind nach dem schweren Grubenunglück im Steinkohlebergwerk in Karvina im Einsatz.

Rettungskräfte sind nach dem schweren Grubenunglück im Steinkohlebergwerk in Karvina im Einsatz.

Foto: Jaroslav Ožana/CTK

Bei einer verheerenden Explosion in einem Steinkohlebergwerk im Osten Tschechiens sind 13 Arbeiter getötet worden. Das teilte ein Sprecher des Unternehmens OKD mit.

Zwei Männer werden mit schwersten Verbrennungen im Krankenhaus behandelt, wie die Agentur CTK berichtete. Acht weitere wurden leicht verletzt. Es ist das schlimmste Grubenunglück in Tschechien seit 1990. Die Zeche liegt rund 300 Kilometer östlich von Prag.

In einer Tiefe von rund 880 Metern hatte sich am Donnerstagabend aus noch ungeklärter Ursache ein Luft-Methangas-Gemisch entzündet. Es brach ein Grubenfeuer aus. Retter suchten die ganze Nacht über verzweifelt nach Überlebenden. Wegen der enormen Hitzeentwicklung und auströmender giftiger Gase konnten sie den am schwersten verwüsteten Bereich bislang nicht betreten. Die Toten können voraussichtlich erst im neuen Jahr geborgen werden.

Unter den Opfern sind laut der Förderfirma zwölf Polen und ein Tscheche im Alter zwischen 25 und 53 Jahren. Der Sonntag wurde in Polen zum nationalen Trauertag erklärt. Neben dem tschechischen Regierungschef Andrej Babis eilte auch sein polnischer Kollege Mateusz Morawiecki an die Unglücksstelle. Es gebe keine Chance, weitere Überlebende zu finden, sagte Morawiecki dort dem Sender CT. Er sprach von einer dramatischen Lage und bot Hilfe an. Unter Tage drohten demnach weitere Explosionen.

"Die Tragödie im Bergwerk CSM hat uns mitten in der Adventszeit alle erschüttert", teilte der tschechische Präsident Milos Zeman mit. Das Parlament in Prag hielt eine Schweigeminute ab. Der Bürgermeister der betroffenen Bergwerksgemeinde Stonava rief die Einwohner auf, Weihnachten in stiller Kontemplation zu begehen und Silvester ohne Feuerwerk zu feiern.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach seinen Amtskollegen in Polen und Tschechien sein Beileid aus. "Meine Gedanken sind bei den Hinterbliebenen und den Angehörigen der Verstorbenen. Den verletzten Bergleuten wünsche ich von ganzem Herzen baldige Genesung. Ich wünsche ihnen allen Kraft für die vor ihnen liegende schwere Zeit", hieß es in dem Kondolenzschreiben.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker würdigte den täglichen Mut und Einsatz aller Bergarbeiter. "In diesen schwierigen Zeiten können Tschechien und Polen auf die Unterstützung und die Solidarität der EU-Kommission zählen", betonte der Luxemburger.

Die Grube bei der Stadt Karvina ist seit 1968 in Betrieb. Sie wurde vor einigen Jahren modernisiert. In Deutschland stellte am Freitag die letzte Steinkohle-Zeche ihren Betrieb ein, in Tschechien hingegen könnte die Steinkohle-Förderung nach Einschätzung der Regierung noch bis ins Jahr 2030 rentabel sein.

Der Staat hatte den Kohleförderer OKD im April für umgerechnet rund drei Millionen Euro gekauft und damit aus der Insolvenz gerettet. Das Unternehmen beschäftigt im strukturschwachen Mährisch-Schlesischen Revier rund 9500 Menschen. In diesem Jahr wurden etwa fünf Millionen Tonnen Steinkohle gefördert.

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