Wallfahrt 50.000 Ministranten aus Deutschland und Österreich treffen Papst

ROM · Einst fielen die Westgoten in Rom ein, später auch Vandalen, Sarazenen, Langobarden und Normannen. Jetzt sind die "Minis" da. So bezeichnen sich die etwa 50.000 Ministranten aus Deutschland und Österreich, die seit Montag zur Wallfahrt nach Rom gekommen sind.

Als Höhepunkt der fünftägigen Wallfahrt galt die Audienz bei Papst Franziskus am Dienstagabend. Der Pontifex verfehlte seine Wirkung bei den Jugendlichen nicht, die ihn mit "Papst-Franziskus"-Rufen vor dem Petersdom begrüßten. Zuvor hatten nicht nur viele Ministranten auf dem Petersplatz "Selfies" geschossen und sogleich in den sozialen Netzwerken gepostet.

Zur allgemeinen Überraschung las der Papst aus Argentinien ein Gebet auf Deutsch vor. Vier ausgewählte Ministranten durften dem von Erzbischof Georg Gänswein flankierten Franziskus dann vorbereitete Fragen stellen. Sie wollten zum Beispiel wissen, wie sie mit dem Spott ihrer Altersgenossen über den Dienst an der Kirche umgehen sollen.

Der Papst - auf Italienisch ein vorbereitetes Skript ablesend - antwortete darauf nur indirekt, indem er vorschlug, die Ministranten sollten ihren "Altersgenossen von Jesus erzählen". Als junge Gläubige könnten sie diejenigen leichter erreichen, "die sich vom Herrn entfernt haben".

Organisatorische Probleme bei der Vereinbarung zwischen Freizeit und Messdienst ließ Franziskus nicht gelten: "Ihr seid Deutsche, ihr schafft das!", sagte er. Schließlich mahnte der 77 Jahre alte Papst, die Zeit sinnvoll zu verbringen, und warnte vor Dingen wie "chatten im Internet oder mit dem Handy oder auch Fernsehserien" zu gucken.

Franziskus' Kirche der Armen ist offenbar nicht auch gleichzeitig eine Kirche der modernen Kommunikation. Die meisten Messdiener reagierten dennoch enthusiastisch. "Die Knie haben mir gezittert", sagte einer anschließend und: "Toll, dass Franziskus Deutsch gesprochen hat." "Einfach nur geil", lautete der Kommentar eines anderen.

Messdiener aus dem Erzbistum Köln nicht dabei

Noch bis Freitag sind rund 50 000 Messdiener aus Deutschland und Österreich auf Wallfahrt in Rom. Darunter befinden sich allerdings keine Ministranten aus dem Erzbistum Köln. Wie ein Sprecher des Erzbistums mitteilte, fahren die Messdiener aus Deutschlands größter Diözese immer versetzt zum Rest des Landes in die italienische Hauptstadt.

Die letzte "Mini"-Wallfahrt aus dem Rheinland nach Rom hatte Ende Oktober 2013 stattgefunden. Etwa 2200 Jugendliche hatten daran teilgenommen. Nach Angaben des Erzbistums steht die nächste Kölner Romwallfahrt vom 4. bis 10. Oktober 2015 an. Die bundesweite Rom-Wallfahrt findet alle vier bis fünf Jahre statt.

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Benjamin Lassiwe, Potsdam,



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