Zahlen für 2019 92 Geldautomaten-Sprengungen in NRW

Düsseldorf. · Bereits 92 mal haben Kriminelle in diesem Jahr in NRW versucht, einen Geldautomaten zu sprengen. Auch in Bonn schlugen sie zu. Viele Versuche der Täter sind allerdings gescheitert.

 Tatortarbeit: Hier sucht ein Kriminaltechniker im thüringischen Nesse-Apfelstädt nach sachdienlichen Hinweisen auf die Automatensprenger.

Tatortarbeit: Hier sucht ein Kriminaltechniker im thüringischen Nesse-Apfelstädt nach sachdienlichen Hinweisen auf die Automatensprenger.

Foto: dpa/Michael Reichel

Der Alarm in einem Dürener Discounter wird um 3.35 Uhr ausgelöst. Sofort fahren mehrere Streifenwagen dorthin. Den Polizisten bietet sich ein Bild der Verwüstung, als sie eintreffen. Der Geldautomat im Eingangsbereich ist durch eine Sprengung völlig zerstört worden. Von den Tätern fehlt jede Spur. Zwar können zwei junge Männer vorläufig festgenommen werden; schnell stellt sich aber heraus, dass sie mit der Tat nichts zu tun haben.

Die Sprengung des Apparats in Düren in der Nacht zu Montag ist die vorläufig letzte in diesem Jahr in NRW gewesen. 92 Sprengungen hat es 2019 damit landesweit bereits gegeben, wie aus einer Auswertung (Stand 2. Dezember 2019) des Landeskriminalamtes NRW hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach wird jeden dritten bis vierten Tag irgendwo im Land ein Geldautomat gesprengt. Damit hat es in diesem Jahr schon genauso viele Sprengungen wie 2017 gegeben. Und es ist zu befürchten, dass die Zahl in diesem Jahr noch weiter steigen wird. Ob es wieder 108 Fälle geben wird wie im vergangenen Jahr, bleibt aber abzuwarten. Die meisten solcher Taten hatte es in NRW bislang 2016 mit 136 Sprengungen gegeben.

Besonders auffällig in diesem Jahr: In 50 der 92 Fälle ist es bei Versuchen geblieben; die Täter mussten also ohne Beute flüchten. Die Ermittler führen das unter anderem darauf zurück, dass die Banken ihre Automaten mittlerweile deutlich besser sichern. So verhinderte eine Nebel­anlage in einer Bank im Kreis Kleve eine erfolgreiche Sprengung. Nachdem die Täter die Zugangstür zur Filiale aufgehebelt und die Sprengung mit Gasflaschen bereits vorbereitet hatten, löste ein Alarm die Nebelanlage aus. Innerhalb kürzester Zeit konnte man die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Die Täter tasteten sich ins Freie und flüchteten ohne Geld. Zudem sind viele Geräte mittlerweile mit modernsten Videoüberwachungs- und Alarmanlagen ausgestattet. Mit 29 Fällen schlugen die Täter in diesem Jahr bei der Commerzbank am häufigsten zu. Es folgen Sparkasse (26), Volksbank (17) und die Deutsche Bank (13). Bis auf die Sprengung der Notenausgabe in Düren am 2. Dezember wurden ausnahmslos Automaten von Banken gesprengt. In Düren war es ein Gerät von Euronet Worldwide. Die Kriminellen schlugen fast überall im Land zu – sowohl in Großstädten wie Bochum, Bielefeld, Bonn, Krefeld, Köln, Aachen, Wuppertal und Düsseldorf wie auch in ländlicheren Gegenden wie Emsdetten, Werdohl, Simmerath, Herzogenrath und Borken. Insgesamt fünfmal und damit am häufigsten mussten Kräfte der Polizeibehörde Aachen ausrücken; gefolgt von den Polizeibehörden Köln und Essen (je vier Einsätze) und Dortmund und Bochum (mit je drei).

Das Landeskriminalamt arbeitet eng mit den Banken zusammen. So wurde unter anderem eine Analyse von besonders gefährdeten Bankautomaten erstellt. Demnach sind Apparate, die an sogenannten Drittstandorten außerhalb von Gebäuden wie an Tankstellen oder Bahnsteigen aufgestellt sind, „leichteste Beute“ für die Kriminellen. Aber auch Geräte, die in Pavillons und Containern in Wänden montiert sind, sind gefährdet.

Am sichersten sind Automaten immer dort, wo 24 Stunden am Tag in irgendeiner Form Betrieb ist. Grundsätzlich suchen die Täter Standorte aus, von denen man mit dem Auto schnell flüchten kann. Häufig befinden sie sich nahe Autobahnauffahrten oder anderen großen Ausfallstraßen. Außerdem suchen manche Täter bevorzugt Geldautomaten in der Grenzregion zu Belgien und den Niederlanden aus. Dafür spricht auch, dass die Polizeibehörde Aachen in diesem Jahr die meisten Fälle zu bearbeiten hatte.

Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (VdS) hat gemeinsam mit der Polizei ein 40-seitiges Sicherheitskonzept erstellt. Darin steht, wie gefährlich die Sprengung eines Automaten ist. „Wenn sich zum Zeitpunkt der Explosion Personen in der Nähe des Automaten befänden, würden diese mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überleben.“ Und weiter heißt es: „Selbst Personen, die sich beabsichtigt oder zufällig im Umfeld des Explosionsherds befinden, sind extrem gefährdet, da die Bruchstücke durch die Explosion zu Geschossen werden.“

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