Ägyptologe Seidlmayer fürchtet um Kulturgüter

Düsseldorf · Der Ägyptologe und diesjährige Preisträger des Gerda Henkel Preises, Stephan Seidlmayer, hat vor der Zerstörung von Kulturgütern in politisch unsicheren Ländern gewarnt.

 Der Preisträger Stephan Seidlmayer. Foto: Marius Becker

Der Preisträger Stephan Seidlmayer. Foto: Marius Becker

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Gerade in Ägypten sei es in der Umbruchphase nach dem Arabischen Frühling oft schwierig, Ausgrabungsorte ausreichend zu schützen, sagte der Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Kairo am Montag in Düsseldorf. Im ägyptisch-libyschen Grenzgebiet sowie auf der Sinai-Halbinsel dürfe sein Team aus Sicherheitsgründen zurzeit nicht weiter arbeiten. Immer wieder gebe es Terrorwarnungen.

"Das zählt alles zum Off-Limits-Gebiet - betreten verboten", berichtete Seidlmayer (56). Umso wichtiger sei es, die Gesellschaft über die Kulturschätze aufzuklären, sie demokratisch miteinzubeziehen und Verantwortung zu übertragen.

Die Unruhen in Ägypten hatten nach ihrem Beginn 2011 viele Kunsträuber auf den Plan gerufen. Museen wurden geplündert, Ausgrabungsstätten im Niltal wurden schließlich von Bürgerwehren überwacht. Aus Angst vor Plünderern habe er selbst einmal zur "Waffe" gegriffen - allerdings zu Hause. "Das einzige, was ich fand, war ein Staubsaugerrohr. Das kam aber gar nicht erst zum Einsatz", sagte Seidlmayer in Düsseldorf. Der gebürtige Würzburger leitet in Ägypten unter anderem Grabungen auf der Nilinsel Elephantine. Schon als Student arbeitete er 1978 als Ausgrabungshelfer im Nildelta.

Die mit 100 000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre für herausragende Forschungsleistungen im Bereich der Historischen Geisteswissenschaften verliehen. Seidlmayer fördere den "kulturhistorischen Dialog zwischen Deutschland und Ägypten", lautete die Begründung der Jury. Knapp 200 Nominierungen aus 40 Ländern waren bei der Stiftung eingegangen.

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