Affäre um angebliche Tochter holt Belgiens Ex-König ein

Brüssel · Vater und Tochter in Badesachen am Meer, Vater und Tochter beim Spaziergang im Grünen - die altmodischen Familienfotos bergen Sprengstoff.

 Belgiens ehemaliger König Albert II. schweigt sich aus. Foto: Julien Warand

Belgiens ehemaliger König Albert II. schweigt sich aus. Foto: Julien Warand

Foto: DPA

Die Schnappschüsse aus den 1970er Jahren sollen den späteren belgischen König Albert II. mit seiner angeblichen unehelichen Tochter Delphine zeigen. Die Fotos stammen aus dem Familienalbum der Baronin Sybille de Selys Longchamps, die diese nach Jahrzehnten des Schweigens nun an die Öffentlichkeit gegeben hat. Die Adlige unterstützt ihre Tochter, die vor Gericht um einen DNA-Test und die Anerkennung als Tochter des inzwischen abgedankten Königs kämpft.

In einer Dokumentation mit dem provokanten Titel "Unsere Tochter heißt Delphine", die in diesen Tagen im belgischen Privatfernsehen ausgestrahlt werden soll, erzählt die 72-Jährige de Selys Longchamps ihre Version der Geschichte. Darin enthüllt die Baronin, dass sie 18 Jahre lang eine heiße Affäre mit dem damaligen Prinzen von Lüttich und späteren König Albert hatte, zunächst noch als verheiratete Frau.

Das Ergebnis ihrer Liebe sei ihre Tochter Delphine gewesen, die 1968 geboren wurde. "Normalerweise ist eine Geburt ja ein freudiges Ereignis. Für mich war es eine Katastrophe", sagte Sybille de Selys Longchamps in einem Gespräch mit der Illustrierten "Paris Match". Prinz Albert sei direkt nach der Geburt zu ihr gekommen, es gebe ein Foto, wie er das Baby im Arm halte. Über Jahre hinweg habe er sie und seine Tochter häufig besucht. "Er war immer sehr nett zu ihr [seiner Tochter] und hat sich um sie bekümmert", sagt die Adlige.

Tochter Delphine wusste zunächst nichts über ihre Herkunft. Sie sagte in dem ersten Interview, das Mutter und Tochter jemals gemeinsam gaben: "Ich wusste nicht, dass er ein Prinz ist." Der "große Freund meiner Mutter" sei der Mann für sie gewesen, der immer wieder Zeit mit ihr verbrachte.

Dass die Ehe des Prinzen mit seiner Frau Paola Ruffo di Calabria, einer italienischen Adligen, damals zerrüttet war, ist ein offenes Geheimnis. Die schöne Paola galt in den 1960er Jahren als unzähmbare Party-Prinzessin und Schrecken des belgischen Hofes. Auch Prinz Albert, Porschefahrer und Liebhaber schöner Frauen, ging eigene Wege.

Albert und Paola hätten 1976 kurz vor der Scheidung gestanden, so die Baronin. Laut "Paris Match" zeigt die Dokumentation ein von Prinz Albert unterschriebenes Dokument, in dem er um die Scheidung von Paola bittet. Doch im letzten Moment habe der Prinz anders entschieden, der Druck des Palastes sei einfach zu groß gewesen, zumal seine drei offiziellen Kinder Philippe, Astrid und Laurent bei der Mutter geblieben wären.

Die Geschichte ist nicht neu. Schon 1999 enthüllte eine Biografie über Königin Paola, dass Albert eine uneheliche Tochter namens Delphine habe. Dementiert wurde das vom Königshaus nicht, eher im Gegenteil. In seiner traditionellen Weihnachtsansprache erklärte Albert, der bereits König war, damals, seine Ehe habe "glückliche Phasen, vor mehr als dreißig Jahren aber auch die Krise" gekannt. Viele verstanden das als stillschweigendes Eingeständnis der Affäre.

Delphine Boël, die heute als Künstlerin arbeitet und selbst zwei Kinder hat, hatte bereits im Juni eine Vaterschaftsklage eingereicht. In Kunstwerken und Interviews hat sie immer wieder erklärt, wie sehr sie das Schweigen ihres angeblichen Vaters verletzt. Was wohl ihre Motive sind? Auf den Prinzessinnen-Titel kann Boël nicht hoffen, dieser ist ehelich geborenen Kindern vorbehalten. Sie wolle einfach Gewissheit über ihre Herkunft: "Das Wichtigste ist für mich, anerkannt zu werden", sagte sie "Paris Match".

Ihre Aussichten auf Erfolg sind gestiegen. Seit seiner Abdankung Ende Juli ist Ex-König Albert nicht mehr von der Verfassung als "unverletzlich" geschützt. Es ist nicht auszuschließen, dass der 79-Jährige selbst eine DNA-Probe abgeben muss. Dies wäre allerdings ein unerhörter Vorgang in der Geschichte der Monarchie. So steigt der Druck auf den Königshof, die Sache zu klären. Die flämische Zeitung "Dag Allemaal" spekuliert gar mit Bezug auf eine Quelle am belgischen Hof, König Philippe wolle die Affäre seines Vaters endlich regeln und bereite die "Anerkennung Delphine Boëls als seine Halbschwester" vor.

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