Exotische Würgeschlange Anakonda in Meerbuscher See entdeckt

Meerbusch · Angler haben am Latumer See in Meerbusch eine Anakonda gesehen. Allerdings verschwand die Würgeschlange wieder - deshalb wurde das Gewässer vorsichtshalber gesperrt.

Die Angler, die am Donnerstagvormittag am Latumer See wie immer ihre Fische fangen wollten, trauten ihren Augen nicht: Da schwamm doch tatsächlich eine Schlange durch das Wasser. Sie guckten mehrfach hin und riefen dann das Ordnungsamt. Das bat direkt die Feuerwehr um Mithilfe. Gemeinsam suchten wenig später gleich mehrere Personen das Tier. Mitarbeiter des Ordnungsamtes entdeckten die Würgeschlange dann, wie selbige sich auf einem Ast sonnte. Wenig später glitt sie wieder ins trübe Wasser des Latumer Sees und wurde nicht mehr gesichtet.

Im Laufe der nächsten Stunden holte sich das Ordnungsamts-Team um Arnd Römmler und Bettina Scholten viele Expertenmeinungen ein. Fazit: Diese Art von Schlange ist nicht gefährlich für Menschen, sie kann aber kleine Tiere wie Katze oder Hase würgen. Dass sie sich ein kleines Kind als Beute aussucht, gilt als unwahrscheinlich. „Hier lässt ja auch niemand sein kleines Kind alleine am See“, so Scholten und Römmler.

Inzwischen sind die Wege um den See abgesperrt.

Trotzdem wurde der See, der ein beliebtes Ziel für Wanderer und Spaziergänger, aber keine Badesee ist, am Nachmittag an allen Eingängen gesperrt. „Zugang zum See gesperrt. Eine Schlange der Gattung Gelbe Anakonda befindet sich im Gewässer beziehungsweise am Uferbereich“ steht darauf. Der Bauhof half mit, an all den verschiedenen Eingängen Sperrgitter aufzustellen. Wie lange diese Sperrung aufrecht erhalten bleibt, stand auch am späten Abend noch nicht fest.

„Wer die Schlange entdeckt, sollte unbedingt im Rathaus anrufen“, so Römmler. Er sei erreichbar unter 02132 916159. Dann würde man sofort die Experten aus Düsseldorf hinzuziehen. Denn das Ordnungsamt Meerbusch hatte schon die Feuerwehr Düsseldorf um Unterstützung gebeten. Sie hat eine speziell ausgebildete Einheit für Reptilienrettung. „Es gab eine Anfrage, ob wir im Ernstfall helfen können, das Tier wieder einzufangen“, sagte ein Feuerwehrsprecher unserer Redaktion. „Nach Rücksprache mit dem Düsseldorfer Aquazoo konnten wir bestätigen: Es handelt sich um eine Anakonda, sie ist etwa zwei Meter lang.“ Die Fachleute hatten das anhand der Farbe und des typischen Musters bestimmt.

Sollte das Tier wieder auftauchen, stehen die Düsseldorfer Einsatzkräfte bereit: „Wir haben dafür eine besondere Ausstattung, unter anderem einen Schlangenhaken und eine Box“, so Reptilienexperte Sebastian Schreiner. Solange sich das Tier im Wasser aufhält, wird das aber schwer: „Wahrscheinlich wird man sie nur finden können, wenn sie sich am Ufer oder auf einem Baumstamm aufwärmt“, erklärt Schreiner. „Anakondas sind wechselwarme Tiere, wenn sie unterkühlen, kommen sie aus ihren Verstecken raus, meisten legen sie sich morgens oder vormittags irgendwo in die Sonne.“ Ob sie nur solange im Latumer See überlebt, solange das Wasser so warm ist wie zurzeit, ist unklar. Ebenso unklar ist, wo die Schlange herkommt. Wer kann der Besitzer sein? Hat er sie in einem Terrarium gehalten? Ist sie ausgerissen? Oder hat er sie ausgesetzt? Wie lange schwimmt sie schon im Latumer See? „Das können wir alles zurzeit nicht beantworten“, so Arnd Römmler. „Wir können nur spekulieren.“ Er vermutet, dass die Würgeschlange ausgesetzt worden ist und sie sich nicht erst seit gestern dort aufhält. Vermutlich ernährt sie sich von Ratten und Mäusen und den Fischen im See.

Anakondas sind Riesenschlangen aus dem Amazonasgebiet, die ihre Beute erwürgen. Sie werden in der Regel vier bis viereinhalb Meter lang. Die Schlange im Latumer See schätzen die Aquazoo-Mitarbeiter anhand der Fotos und Videos auf etwa zwei Meter. „In dieser Größe ist sie für Menschen relativ ungefährlich, sie kann niemanden überwältigen“, sagt Schreiner. Wer die Schlange anfasst, könnte gebissen werden. Giftig sind Gelbe Anakondas jedoch nicht. Trotzdem raten die Meerbuscher Experten, respektvollen Abstand zur Schlange zu halten.

Die Feuerwehr Düsseldorf arbeitet mit einer Auffangstation für Reptilien in Brüggen zusammen – dort könnte, sofern sich kein Besitzer meldet, auch die Meerbuscher Anakonda hingebracht werden – wenn sie denn gefunden wird.

Dieser Text ist zuerst auf RP Online erschienen.

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