"Designer of Dreams" Ausstellung in London zeigt Diors Träume in Stoff

London · Das Londoner Victoria & Albert Museum zeigt mit der Ausstellung "Christian Dior: Designer of Dreams", welche Magie Mode entfalten kann. Und welche Geschichte sie hat.

 Von schwelgerischer Schönheit sind die Entwürfe von Christian Dior. Märchenhaft gewandet präsentierte sich etwa Prinzessin Margaret an ihrem 21. Geburtstag.

Von schwelgerischer Schönheit sind die Entwürfe von Christian Dior. Märchenhaft gewandet präsentierte sich etwa Prinzessin Margaret an ihrem 21. Geburtstag.

Foto: ga

Der Traum beginnt gleich im ersten Raum. Fast schüchtern und bescheiden präsentiert, wirkt das ikonenhafte „Bar“-Kostüm in der Vitrine im Victoria & Albert Museum zunächst keineswegs wie das Symbol einer Revolution. Nichts weniger aber löste Christian Dior aus im Februar 1947, zu einer Zeit, als Europa noch unter dem Schmerz des Zweiten Weltkrieges litt und das Gefühl vergessen zu haben schien, in Schönheit zu denken, sich nach Eleganz zu sehnen, ob in Frankreich oder in Großbritannien.

In diese graue Nachkriegszeit wirft der Designer eine Silhouette, die frech, unerhört und zugleich wunderschön feminin ist. Dior sollte nichts weniger als der Frau ihre weibliche Form zurückgeben. „Lieber Christian! Ihre Kleider kreieren einen richtigen New Look!“, schrieb Carmel Snow, die einflussreiche Chefredakteurin des Magazins „Harper's Bazaar“, nach Diors erster Modenschau in Paris und gab der legendären Blütenkelchlinie damit einen Namen, der sich schnell in der Welt verbreiten sollte. Von diesem Samstag an würdigt das Londoner Victoria & Albert Museum mit „Christian Dior: Designer of Dreams“ den Beitrag des Modehauses zur Designgeschichte.

Das „Bar“-Ensemble, die cremefarbene Seidenjacke mit ihrer engen Taille und der weit schwingende schwarze Rock, der die Hüften umschmeichelt, löste bei seiner Vorstellung damals nicht nur Bewunderung aus. So rief etwa die britische Regierung die Moderedakteure des Königreichs zusammen und appellierte an deren Patriotismus. Sie sollten die Dior-Kollektion schlecht bewerten oder – besser – ganz ignorieren. Zu unpassend schien der Politik die Üppigkeit der Röcke, die verschwenderisch viel Stoff verbrauchten, während die Bevölkerung unter einem strengen Sparzwang mit rationierten Lebensmitteln sowie Kleidern ächzte. Diors extravagante Rocklängen würden sich niemals durchsetzen, schrieb damals der Kunsthistoriker James Laver, da sie die Knöchel und die Füße betonten – „keines von beidem eine Stärke britischer Frauen“.

Vision einer elegant-femininen Frau

Wie falsch er doch lag, zeigt die Ausstellung, die bis zum 14. Juli läuft. Denn Diors Vision von einer unbeschwerten, elegant-femininen Frau und seine Kreationen, die in feinen Stoffen schwelgen, mit farbenfrohen Blumenmotiven spielen sowie weibliche Rundungen hervorheben, waren Balsam für die Damen, die genug von Funktionalität und Zurückhaltung hatten. „Frauen wünschten sich Veränderung, und seine Mode war eine hoffnungsvolle Annäherung an die Zukunft“, sagt Oriole Cullen, Kuratorin der Ausstellung.

Ein Triumph der Weiblichkeit? „Ich betrachte meine Arbeit als vergängliche Architektur, gewidmet der Schönheit des weiblichen Körpers“, schmeichelte Dior. Tatsächlich ist es beim Gang durch die Schau, als schwebe man durch einen magischen Traum. So kunstvoll sind die elf Ausstellungsräume eingerichtet und dekoriert, so atemberaubend glitzern und schimmern und strahlen die mehr als 200 Haute-Couture-Roben.

"Eine wahre Märchenprinzessin"

Es wird etwa das märchenhafte Kleid gezeigt, das Prinzessin Margaret zu ihrem 21. Geburtstag trug und in dem sie für das berühmte Porträt 1951 von Cecil Beaton abgelichtet wurde. Sie sei „eine wahre Märchenprinzessin“ gewesen, zart, anmutig, außerordentlich, schrieb Dior über die junge Margaret, die 2002 verstorbene Schwester von Königin Elizabeth II. „Er liebte die Idee von Aristokratie und hatte eine romantische Sicht auf die Vergangenheit“, sagt Kuratorin Cullen.

Und die Royals liebten ihn zurück, weshalb es den anglophilen Designer auch immer wieder über den Kanal zog, wie jener Teil der Ausstellung erklärt, der sich Diors Beziehung zu Großbritannien widmet. „Es gibt kein anderes Land auf dieser Welt, außer mein eigenes, dessen Lebensart ich so gerne mag. Ich liebe die englischen Traditionen, die englische Höflichkeit, die englische Architektur. Ich liebe sogar die englische Küche“, erklärte Dior einmal.

"Die göttlichsten Kreationen"

„Er hatte einen gefärbten Blick auf englische Frauen in ihren Tweed-Blazern und Ballkleidern, er fand das wundervoll“, betont Cullen. Hinzu komme, dass er im nordfranzösischen Granville an der Küste der Normandie aufgewachsen ist – und damit nicht weit entfernt von der Insel, wo er von der britischen Gesellschaft schnell aufgenommen wurde.

Ebenfalls very British war seine Bewunderung für Gärten, die er von seiner Mutter hatte. Nach Frauen seien Blumen „die göttlichsten Kreationen“, so der homosexuelle Dior. Selbst nach dem Tod des Modezars, der 1957 an den Folgen eines Herzinfarktes in Italien starb, blieb der Garten ein Motiv, das die nachfolgenden Designer des Hauses Dior gerne benutzten.

Es sind natürlich ebenso Entwürfe des Ateliers, Parfüms, Accessoires, Fotografien von berühmten Kundinnen, Illustrationen, Kampagnenbilder, Magazin-Cover sowie Videosequenzen zu sehen. In erster Linie aber geht es um die ganz besondere Mode des Hauses Dior. Maßgeschneidert. Fantasievoll. Wie Kunstwerke zieht sie die Blicke auf sich.

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