Verdacht auf Brandstiftung Auto von AfD-Chef Chrupalla geht in Flammen auf

Gablenz/Berlin · In Sachsen löst eine wohl politisch motivierte Gewalttat Besorgnis aus. Betroffen ist AfD-Bundeschef Tino Chrupalla. Die AfD - häufig selbst in der Kritik wegen krasser Rhetorik - klagt über „Stimmungsmache“.

 Tino Chrupalla. (Archivfoto)

Tino Chrupalla. (Archivfoto)

Foto: dpa/Frank Molter

Ein mutmaßlicher Brandanschlag auf das Auto von AfD-Chef Tino Chrupalla ist in Sachsen parteiübergreifend verurteilt worden. „Die zunehmende Verrohung macht uns Sorge. Es gibt überhaupt keine Toleranz gegenüber Gewalt gegen Sachen und Personen“, sagte der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Man arbeite intensiv an der Aufklärung: „Wir wollen diese Täter dingfest machen und verurteilen.“

„Wer zu solchen Methoden greift, spaltet die Gesellschaft, sorgt für neue Aggression. Eine Tat folgt der nächsten. Wir müssen diesen Kreislauf der Gewalt durchbrechen“, betonte Kretschmer. Bei Gewalt gehe es aber nicht nur um physische Gewalt, sondern auch um das, „was in Worten und Reden gesagt wird“: „Dazu hat die AfD in den vergangenen Monaten und Jahren einen großen Beitrag geleistet.“ Trotzdem rechtfertige nichts diesen Angriff auf das Fahrzeug.

Chrupallas Wagen war in der Nacht zu Montag ausgebrannt, die Polizei ermittelt wegen Verdachts auf Brandstiftung. Nach Angaben Chrupallas hatte sein Wagen auf dem abgeschlossenen Grundstück seines Hauses gestanden. Er wohnt im nordostsächsischen Gablenz (Landkreis Görlitz). Laut Polizei konnte die Feuerwehr eine Ausbreitung der Flammen verhindern, das Auto aber nicht mehr retten.

Chrupalla hatte nach eigenen Löschversuchen über Atembeschwerden geklagt und war vorsorglich ins Krankenhaus gebracht worden. Wie er mitteilte, ließ er sich am Montagvormittag aus dem Krankenhaus entlassen. Der „Bild“-Zeitung sagte der AfD-Politiker: „Bei aller Schärfe in der politischen Auseinandersetzung, aber das ist ein direkter Angriff auf meine Familie. Das überschreitet alle nur denkbaren Grenzen. Diese Eskalation muss aufhören.“

Der AfD-Co-Vorsitzende Jörg Meuthen erklärte: „Erneut zeigt sich, wohin die unverantwortliche Stimmungsmache der anderen Parteien führt.“ Politiker und Journalisten sollten sich in ihrer Kritik an der AfD mäßigen, „denn Extremisten verstehen diese als Aufforderungen zu schlimmsten Straftaten“. Ähnlich äußerte sich der sächsische Parteichef Jörg Urban: „Die linke Gewalt eskaliert.“

Vertreter anderer Parteien verurteilten den mutmaßlichen Brandanschlag deutlich. „Gewalt gegen Politikerinnen und Politiker ist inakzeptabel. Das ist keine Form der politischen Auseinandersetzung. Ich verurteile das aufs Schärfste“, schrieb Landes-SPD-Chef Martin Dulig auf Twitter. „Egal wen es trifft: Gewalt verbietet sich, auch gegen politische Wegbereiter von Gewalt“, erklärte Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt.

Chrupalla hatte am Samstag auf dem Parteitag der Sachsen-AfD vor einer Verrohung in der Gesellschaft gewarnt und dabei auch seinen eigenen Leuten ins Gewissen geredet. Der 44-Jährige ist seit 2017 Mitglied des Bundestages. Damals hatte er dem heutigen sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer das Direktmandat in Görlitz abgenommen. Im Dezember 2019 wurde Chrupalla zum Nachfolger von Alexander Gauland an die Spitze der AfD gewählt.

(dpa)
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