Lawinenunglück in Italien Bergung von Hundewelpen gibt Rettern neue Hoffnung

Penne · Italienische Rettungsteams haben am Montag drei Hundewelpen aus dem von einer Lawine verschütteten Berghotel in den Abruzzen geborgen. Dass die wenige Wochen alten Hirtenhunde noch lebten, gab auch ihrer Suche nach 23 noch vermissten Hotelinsassen wieder Auftrieb.

 Die drei Hundewelpen wurden aus dem verschütteten Hotel gerettet.

Die drei Hundewelpen wurden aus dem verschütteten Hotel gerettet.

Foto: AP

Unterdessen stellt sich mehr und mehr die Frage, ob sich die Tragödie hätte verhindern lassen. Die Lawine war am späten Mittwochnachmittag nach einer Serie von Erdbeben auf das in 1200 Metern Höhe gelegene Berghotel "Rigopiano" niedergegangen. Seit Freitag wurden neun Insassen des Hotels gerettet, darunter drei Kinder, und sechs Leichen entdeckt. Zwei Männer hatten das Unglück überlebt, weil sie sich außerhalb des Hotels aufhielten, als die Lawine niederging.

In der Hoffnung, in weitere Räume des zerstörten Hotels vorzudringen, bahnten sich die Rettungsteams seit Sonntagabend unter großen Gefahren einen neuen Weg durch die Schnee- und Schuttmassen. Zwar ließ die Gefahr neuer Lawinen inzwischen nach, doch setzten sie sich verstärkt dem Risiko aus, von den aufgetürmten Schneemassen selbst verschüttet zu werden.

"Wir kämpfen gegen die Zeit, wir wissen, dass wir uns beeilen müssen", sagte Feuerwehrsprecher Luca Cari im Fernsehen. Die Umstände seien wenig günstig, fügte er hinzu. Von den Vermissten fehlte seit langem jedes Lebenszeichen.

Unterdessen nimmt die Kritik an den Behörden weiter zu. Neben der Frage, warum ein vom Hotel angeforderter Schneepflug nie ankam, stellte sich auch die Frage, ob die Behörden die Lage im Vorfeld unterschätzt haben. Die Medien veröffentlichten am Montag eine E-Mail des Hoteldirektors, in der er schon Stunden vor dem Unglück Hilfe angefordert hatte. Darin warnte er, die Situation sei "besorgniserregend".

Offenbar rechnete aber niemand mit der Lawine. "In den vergangenen 70 Jahren wurde noch nie eine Lawine in Betracht gezogen", sagte der ehemalige Bürgermeister von Farindola, Massimiliano Giancaterino, dessen Bruder in dem Hotel umkam. Nach Angaben des Vorsitzenden des italienischen Geologen-Rats, Francesco Peduto, galt die Gegend bislang als wenig lawinengefährdet. Erst der heftige Schneefall in den Tagen davor und die Erdbebenserie am Mittwoch habe zu der Tragödie geführt.

Die Staatsanwaltschaft der nahegelegenen Stadt Pescara hatte bereits am vergangenen Donnerstag ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung eingeleitet. Die Ermittlungen stünden aber erst am Anfang, sagte Staatsanwältin Christina Tedeschini am Montag. Sie drehten sich um die Eröffnung und den Betrieb des Hotels, die Warnung der Zufahrtswege und die Organisation der Rettungsmaßnahmen. Sie räumte ein, dass es am Tag der Katastrophe einen "Mangel an Effizienz" und Kommunikationsprobleme gegeben habe.

Das "Rigopiano" wurde 1972 an der Stelle einer einfachen Schutzhütte eröffnet und vor zehn Jahren zu einem eleganten Vier-Sterne-Hotel mit beheiztem Außenpool und Sauna ausgebaut. Medienberichten zufolge soll das abgelegene Anwesen auch bei Stars wie etwa George Clooney beliebt gewesen sein.

Ermittler waren längere Zeit dem Verdacht nachgegangen, dass Gemeindevertreter bestochen wurden, um beim Ausbau des Hotels alle Augen zuzudrücken. Im November aber wurden die Ermittlungen eingestellt.

Regierungschef Paolo Gentiloni rief am Sonntagabend im Fernsehen dazu auf, nicht nach "Sündenböcken" zu jagen: "Die Wahrheit soll helfen, dass die Dinge künftig besser funktionieren und nicht, um alte Rechnungen zu begleichen", sagte er.

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