Auswirkungen des Brexits Beethoven stürmt die britischen iTunes-Charts
London · Beethovens 9. Sinfonie hat die britische Hitparade erobert. Das hat allerdings nichts mit dem Jubiläumsjahr in Bonn zu tun, sondern mit dem Brexit.
Es ist nicht die nächste Aktion zum Beethoven-Jubiläumsjahr, sondern ein musikalischer Ausdruck von Wehmut, Trauer und Abschiedsschmerz. Die Rede ist von einer nur auf den ersten Blick verwunderlichen Platzierung in der britischen iTunes-Hitparade – also der Liste der am häufigsten über die Musikplattform des Technologiekonzerns Apple im Vereinigten Königreich heruntergeladenen Lieder.
Dort sind jetzt der Violinist und Orchesterleiter André Rieu und das Johann-Strauß-Orchester an die Spitze gestürmt. Und zwar mit ihrer Version der „Ode an die Freude“, also dem vierten Satz der 9. Sinfonie des Komponisten aus Bonn.
Bei der weltberühmten Komposition handelt es sich bekanntlich um die Hymne der Europäischen Union und des Europarats. Deren Hitparaden-Spitzenplatz im Vereinigten Königreich dürfte ein wenig Balsam auf die Wunden derer sein, die dem Ausscheiden ihres Landes aus der Union mit Trauer und vielleicht mit auch großer Sorge entgegensehen.
Brexit-Song auf Platz drei
Den Brexit-Befürwortern dürften sich bei Rieus Spiel dagegen vermutlich die Nackenhaare sträuben. Allerdings ist ihre musikalische Gegenoffensive bereits angerollt. Das verrät ein weiterer Blick auf die britischen, sehr häufig aktualisierten iTunes-Platzierungen. Da stand am Donnerstag ein Werk des Komikers Dominic Frisby auf Platz drei. Das beißende und derbe Stück mit einem nicht jugendfreien Titel ist wiederum eine Hymne auf den Brexit.
Es bleibt abzuwarten, welches Stück am Freitag um Mitternacht ganz oben steht. Dann erlischt die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens. Das Ringen um den Brexit ist entschieden, die Schlacht mit Noten und Harmonien noch nicht.
