NRW-Städte verschärfen Maßnahmen Köln führt Maskenpflicht in Fußgängerzonen ein

Köln/Düsseldorf · Die Corona-Zahlen steigen vor allem in den großen Städten in NRW immer weiter. Köln, Essen und Düsseldorf verschärfen die Auflagen. In Köln dürfen sich künftig höchstens noch fünf Personen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen.

 Aufnahme der Kölner Schildergasse aus diesem April.

Aufnahme der Kölner Schildergasse aus diesem April.

Foto: dpa/Marius Becker

Mit schärferen Auflagen kämpfen Nordrhein-Westfalens Großstädte gegen die immer höher steigenden Corona-Infektionszahlen. In der größten NRW-Stadt Köln dürfen sich künftig höchstens noch fünf Personen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen, wie Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) am Freitag sagte. Bisher waren es zehn. Im öffentlichen Raum gilt zudem ab 22 Uhr ein Alkoholverbot, an den Wochenenden darf an Hotspots kein Alkohol mehr verkauft werden. Köln führt in Fußgängerzonen eine Maskenpflicht ein. Verschärfungen planen auch Essen und die Landeshauptstadt Düsseldorf.

An der Entwicklung in den Ballungsräumen zeige sich, „ob wir die Pandemie in Deutschland unter Kontrolle halten können oder ob uns die Kontrolle entgleitet“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag in Berlin nach einer Videokonferenz mit Spitzenvertretern der elf größten deutschen Städte - darunter Köln, Düsseldorf, Dortmund und Essen aus NRW. Die Kanzlerin drang auf schärfere Maßnahmen und bot den Städten Hilfe durch Kräfte der Bundeswehr und des Robert Koch-Instituts (RKI) an.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) forderte die Kommunen zu verstärkten Kontrollen der Corona-Regeln auch bei privaten Veranstaltungen auf. Laumann ließ sich am Freitag in einer Schalte mit den Krisenstäben des Landes über die Corona-Lage in den Kommunen informieren. Er habe dabei die Wichtigkeit der Einhaltung der Coronaschutzverordnung betont, teilte das Ministerium mit. Den Menschen müsse klar sein, dass Verstöße Konsequenzen nach sich ziehen.

In Essen kündigte Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) nach der Videokonferenz an, Hilfen durch Bundeswehrangehörige zu prüfen. Sobald der kritische Corona-Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten werde, würden in Essen nur noch Feiern mit maximal 25 (bisher 50) Personen erlaubt. Bereits ab elf Teilnehmern müssten sie angemeldet werden. In Essen soll es dann eine Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden wie Schulen geben.

Die Ruhrgebietsstadt lag am Freitag mit 48,2 noch knapp unter dem Schwellenwert, könnte die Grenze aber schon am Wochenende erreichen, sagte Kufen. Für Köln hatte das Landeszentrum Gesundheit (LZG) den Wert am Freitag mit 49,8 angegeben.

Düsseldorf ordnete am Freitag eine sofortige Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden, Schulen und Kitas an. Die Neuinfektionen hatten mit 42,7 pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen den Warnschwellenwert von 35 überschritten. In zwölf hoch frequentierten Bereichen - darunter die Altstadt bis zum Hauptbahnhof - wird das Tragen einer Maske empfohlen. Feiern außer Haus dürfen nur noch mit maximal 50 Gäste stattfinden, es sei denn, die Behörde lässt auf Grundlage eines Hygienekonzepts Ausnahmen zu. Ab einem Inzidenzwert von 50 greift die zweite Stufe. Dann dürfen an Festen außer Haus nur noch 25 Personen teilnehmen.

Einen massiven Corona-Anstieg gab es in Herne: Die Ruhrgebietsstadt kam auf einen Wert von 56,2 (plus 22,4 im Vergleich zum Vortag) und gilt damit jetzt als Risikogebiet. Solingen erreichte am Freitag einen Schwellenwert von 50,9. Das Infektionsgeschehen sei „diffus“, so die Stadt, es gebe keine Hotspots. „Die Menschen stecken sich unter anderem in den Familien, bei privaten Feiern, in Sportvereinen an.“ Einen starken Anstieg auf die Schwellenzahl von 47 verzeichnete auch Gelsenkirchen. „Der Skatabend, die Familienfeier zu Hause, der Partykeller - da liegen die Probleme“, sagte ein Gelsenkirchener Stadtsprecher.

In Hamm, der Stadt mit der höchsten Corona-Inzidenzzahl in NRW (74,5), müssen deshalb Feiern auch in privaten Räumen angemeldet werden. „Am letzten Wochenende wurden 80 Veranstaltungen bei uns angemeldet und genehmigt. Eine Handvoll mussten wir ablehnen“, sagt ein Stadtsprecher. Jede Veranstaltung mit mehr als 100 Menschen sei kontrolliert worden, bei den anderen habe es Stichproben gegeben. Die Stadt hatte nach einem Corona-Ausbruch nach einer Hochzeitsfeier die Regeln verschärft. Anders als landesweit gelten diese auch für Privaträume.

In ganz NRW steckten sich den LZG-Zahlen vom Freitag zufolge 28,6 Menschen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen mit dem Coronavirus an, ein Plus von 1,6 im Vergleich zum Vortag. NRW hat seit Tagen die höchsten Ansteckungsraten aller deutschen Flächenländer.

Entscheidend für Beschränkungen des öffentlichen Lebens ist aber nicht die landesweite Entwicklung, sondern die Lage vor Ort. Über der wichtigen 50er Grenze bei den Neuansteckungen lagen den LZG-Zahlen zufolge am Freitag neben Herne noch Hamm (74,5) und Remscheid (50,3). Hagen, Wuppertal und Unna lagen knapp unter dem wichtigen Warnwert.

Die NRW-Corona-Schutzverordnung schreibt vor, dass Kreise und kreisfreie Städte bei Überschreiten der 50er-Schwelle zwingend Einschränkungen für das öffentliche Leben erlassen müssen. So bestimmt die Landesregierung unter anderem, dass Feiern außer Haus dann nur noch aus besonderem Anlass und mit höchsten 25 Teilnehmern erlaubt sind.

Mehrere Städte und Kreise hatten bei Überschreiten der 50er-Marke außerdem die Maskenpflicht im Schulunterricht wieder eingeführt, die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen begrenzt oder bestimmt, dass sich in der Öffentlichkeit nur noch Gruppen aus maximal fünf Menschen treffen dürfen. Die Stadt Siegburg schickte beispielsweise alle Schüler vorzeitig in die Herbstferien - wegen der vielen neuen Corona-Fälle blieben dort am Freitag alle Schulen geschlossen. Was im Einzelnen vor Ort und ab wann gilt, wird dabei immer mehr zum Flickenteppich.

(dpa)
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