Zulassung in den USA Impfen ab fünf Jahren - wann es in NRW losgehen könnte

Düsseldorf · In den USA gibt es grünes Licht für die Corona-Impfung für Kinder. Wie sieht es in Deutschland aus? Welche Stiko-Empfehlung ist zu erwarten? Und wie gefährlich ist Corona für Jüngere? Fragen und Antworten zu Impfungen für Kinder.

 Diskutiert wird derzeit über eine Corona-Impfung für Kinder.

Diskutiert wird derzeit über eine Corona-Impfung für Kinder.

Foto: dpa/Christopher Neundorf

Darauf haben viele Familien gewartet: Die US-Gesundheitsbehörde CDC gibt grünes Licht für die Corona-Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Die CDC erteile die endgültige Zustimmung, erklärte nun die Behörde. Zuvor hatte schon die Arznei-Behörde FDA zugestimmt. Die USA haben in Erwartung der Entscheidung bereits Millionen Dosen an Praxen und Apotheken geschickt. Eltern in Deutschland fragen sich, wann es hier losgeht.

Wann kann es in Deutschland grünes Licht für eine Corona-Impfung für Kinder geben?

In Europa hat Biontech die Zulassung bei der Europäischen Arzneibehörde (Ema) im Oktober beantragt. Die Zulassungsstudie zeige, dass der Corona-Impfstoff gut verträglich sei und eine starke Immunantwort der Kinder hervorrufe, so der Hersteller. Knapp 2300 Kinder hatten an der Studie teilgenommen. Eine Zulassung der Ema könnte es bereits im November geben. Dennoch werden sich viele Familien gedulden müssen. Denn die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), nach der sich viele Kinderärzte richten, wird erst für 2022 erwartet: „Wir gehen davon aus, dass eine entsprechende Stiko-Empfehlung erst im nächsten Jahr erfolgen wird“, sagte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein.

Was sagt die Stiko?

„Die Daten aus der Zulassungsstudie, die bei der Ema eingereicht wurden, stehen auch dem RKI und der Stiko zur Verfügung und müssen ausgewertet werden“, hatte Stiko-Chef Thomas Mertens unlängst gesagt. Er äußert sich zurückhaltend: „Für eine abwägende Entscheidung zu einer Empfehlung müssen erwartbare positive Effekte (klinisch, psychosozial) für die Kinder und mögliche Restrisiken bei im Wachstum befindlichen Kindern möglichst einigermaßen quantitativ fassbar sein. Je geringer die Krankheitslast in einer Gruppe, umso sicherer muss die Impfung sein.“

Wie sieht es in den USA aus?

Die Stiko verweist auf die Unterschiede zu den USA. Dort gibt es 28 Millionen Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Kinder in den USA seien stärker von der Pandemie betroffen als bei uns, so der Stiko-Chef. „Die Covid-19 Krankheitslast bei Kindern in den USA ist offenbar höher als in Deutschland.“ Das kann am höheren Anteil von Kindern mit Risikofaktoren wie Diabetes und Übergewicht oder am (schlechteren) US-Gesundheitssystem liegen.Präsident Joe Biden sprach nun von einem „Wendepunkt" im Kampf gegen die Pandemie.

Wie gefährlich ist Corona für Kinder ab fünf?

Seit Beginn der Pandemie wurden in den USA 1,9 Millionen Corona-Infektionen bei Fünf- bis Elfjährigen registriert, mehr als 8300 Kinder wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Mehr als hundert Kinder starben. Zudem gab es mehr als 2300 Fälle des Multisystem-Entzündungssyndroms bei Kindern (MIS-C), einer seltenen, aber sehr ernsten Corona-Nachwirkung. Diese ist mittlerweile auch in Deutschland zu beobachten.

Auch in der Uniklinik Düsseldorf (UKD) werden solche Kinder bereits behandelt: „Schwere akute Covid-Verläufe sehen wir in der Kinderklinik des UKD zurzeit selten. Im UKD werden jedoch immer wieder Kinder behandelt, die unter dem MIS-C-Syndrom leiden – eine Komplikation nach einer bereits durchgemachten Infektion“, sagte der Sprecher der Uniklinik Düsseldorf unserer Redaktion. Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIS-C) ist eine Überreaktion des körpereigenen Immunsystems auf eine Corona-Infektion. Sie kann sich als Entzündung in Organen wie Haut, Herz, Magen-Darm-Trakt, Schleimhäute, Lunge, Leber und anderer innerer Organe zeigen.

Welche Stiko-Empfehlung ist zu erwarten?

Der Apothekerverband Nordrhein erwartet, dass die Stiko die Impfung nur für Kinder mit Vorerkrankungen empfehlen wird. „Ich gehe nicht von einer generellen Impfempfehlung der Stiko und auch nicht der Politik aus“, sagte Verbandschef Thomas Preis. Gegen Masern, Mumps und Röteln werde aus gutem Grund jedes Kind geimpft, doch: „Coronavirus-Infektionen verursachen bei kleinen Kindern nicht so schwerwiegende Komplikationen, wie wir es von den typischen Kinderkrankheiten kennen.“ Für vorerkrankte Kinder aber ist das anders: „Die Zulassung wird für Kinder sehr wichtig sein, die bei einer Coronavirus-Infektion sehr schwere gesundheitliche Schäden zu erwarten haben. Das wird im Einzelfall der Kinderarzt mit den Eltern besprechen“, so Preis.

Dürfen Ärzte schon jüngere Kinder impfen?

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte berichtet von einzelnen Fällen des „Off-label-use“. So nennt man es, wenn Ärzte ein Mittel auch ohne Zulassung für eine Altersgruppe einsetzen. Das ist erlaubt, aber ein Risiko für den Arzt. „Grundsätzlich wäre ein Off-label-use eine individuelle Therapie-Entscheidung des behandelnden Arztes, der für diese dann auch die persönliche Verantwortung übernähme“, erklärte der KV-Sprecher.

Welche Dosis soll es geben?

Kinder ab zwölf erhalten die gleiche Dosis Biontech wie Erwachsene. Bei Kindern unter zwölf soll es hingegen eine geringere Dosis gegeben werden. In den USA erhalten die Kinder unter zwölf ein Drittel der Menge, die Erwachsenen und Kindern ab zwölf verabreicht wird. Aber auch die Kleinen sollen zwei Dosen erhalten. In der Zulassungsstudie erfolgten diese im Abstand von drei Wochen.

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