Landrat Stephan Pusch aus dem Kreis Heinsberg hält Wutrede „Jeder Landwirt hätte besser verhandelt“

Am Bürgertelefon im Kreis Heinsberg melden sich bitter weinende Menschen, weil es nicht genug Impfstoff gibt. Dem Landrat ist jetzt auf Facebook der Kragen geplatzt. Seine Kollegen im Bund und in Europa hätten viel zu schlecht verhandelt.

 Landrat Stephan Pusch wettert in seinem Video über Politiker, die Impfstoffverteilung organisieren.

Landrat Stephan Pusch wettert in seinem Video über Politiker, die Impfstoffverteilung organisieren.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Mit einer zwölfminütigen Wutrede hat der prominente Heinsberger Landrat Stephan Pusch (CDU) seinem Ärger über den schleppenden Impfstart und geschlossene Schulen Luft gemacht. „Das hätte jeder Landwirt im Kreis Heinsberg besser verhandelt“, sagte Pusch in einer Videobotschaft zur Impfstoff-Beschaffung der Europäischen Union und den Lieferengpässen. Offenbar sei man sehr naiv an die Verhandlungen herangegangen.

Auch die Probleme bei der Terminvergabe für Corona-Impfungen für Menschen ab 80 Jahre kritisierte der CDU-Politiker und Träger des Bundesverdienstkreuzes massiv. Bei seinem Bürgertelefon riefen die Leute „bitter weinend“ an und beklagten sich, keinen Termin zu bekommen oder gar nicht erst durchzukommen.

Es sei „ein reines Ablenkungsmanöver“, wenn Regierungsstellen sagten, es sei doch „alles optimal gelaufen“, sagte Pusch. „Da habt ihr alle mal euer Ohr nicht an der Basis und wisst nicht, was bei den Bürgern los ist.“

Es gehe hier doch nicht „um die Vergabe von Theaterkarten“, sondern um Menschen, die Angst hätten keinen Impftermin zu bekommen und um ihr Leben fürchteten. „Dann muss ich sagen, ist das sehr, sehr bescheiden, was da aufgesetzt worden ist“, sagte Pusch. „Da läuft irgendwas falsch, da könnt ihr mir erzählen, was ihr wollt. Das muss jetzt einfach mal raus.“

Pusch, selbst dreifacher Vater, forderte auch die Öffnung der Schulen ab Mitte Februar. „In zwei Wochen, das ist ein dringender Appell, müssen die Schulen wieder öffnen.“ Und eine Woche vorher müssten die Schulen wissen, wo es langgeht. Kinder müssten zumindest wieder teilweise in die Schule gehen dürfen. „Sonst gehen Familien kaputt, sonst gehen Eltern kaputt.“

Nach einer Karnevalssitzung im Februar hatte sich Puschs Kreis Heinsberg bei Aachen zu einem der ersten deutschen Corona-Hotspots entwickelt. Pusch musste als Krisenmanager agieren und wandte sich in Videobotschaften an die Bevölkerung. Bei der Kommunalwahl im September wurde er mit fast 80 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.

(dpa)
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