Corona-Mutation in Indien Warum das Virus den Evolutionsturbo gezündet hat

Analyse | Indien · Die meisten Corona-Varianten sind harmlos und schwächen das Virus selbst. Doch die Wissenschaft schaut genau auf die Entwicklungen bei den Mutationen, die auch immer wieder Anlass zu Sorge geben, etwa in Indien.

 Versorgt mit dem Nötigsten: Eine Inderin wartet vor einem Krankenhaus auf einen freien Platz zur Behandlung.

Versorgt mit dem Nötigsten: Eine Inderin wartet vor einem Krankenhaus auf einen freien Platz zur Behandlung.

Foto: AP/Ajit Solanki

Selten ist die Realität der „Theorie“ so dicht auf den Fersen wie bei der aktuellen Plage der Menschheit. Früh hatten Virologen von Mutationen und Epidemiologen von exponentiellen Kurven und Wellen gesprochen. Auch die mathematischen Modelle zur Sars-CoV-2-Pandemie erreichten eine bemerkenswerte Vorhersagegüte. Bald folgte die Wirklichkeit – wie ein Schatten – der Prognose. Doch manche wurde von Politik und Gesellschaft eher wie das „Wetter von morgen“ betrachtet; kann sein, kann auch nicht sein. Fast immer kam es so, wie grob vorhergesagt. Nur wo wann welcher – folgenreiche – Erbgut-Kopierfehler bei der Virus-Vermehrung passiert sein: Da muss die Wissenschaft passen; aber dass etwas passiert, ist quasi ein virologisches Naturgesetz. Bis Ende 2020 registrierten die Virengenom-Jäger mehr als 300.000 Mutationen. Die meisten sind in der Sequenz-Datenbank Gisaid abgelegt, um lückenlos die Stammbäume auf dem Zeitstrahl zurückverfolgen zu können. Das weltweit entstandene Wissen wird nicht national gehortet, sondern global geteilt.