Die wichtigsten Fragen und Antworten Was sind Antigen-Schnelltests und wie sicher sind sie?

Düsseldorf · Angesichts stark steigender Infektionszahlen warnen Labore vor einer Überlastung beim Auswerten von Corona-Tests. Die Testkapazität sei bundesweit erstmalig zu 100 Prozent ausgereizt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den Antigen-Tests.

 Die sogenannten Antigen-Tests liefern schnelle Ergebnise, ob ein symptomfreier Mensch Covid-Viren in sich trägt – Privatpersonen können die Tests allerdings nicht erwerben.

Die sogenannten Antigen-Tests liefern schnelle Ergebnise, ob ein symptomfreier Mensch Covid-Viren in sich trägt – Privatpersonen können die Tests allerdings nicht erwerben.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Angesichts stark steigender Infektionszahlen warnen Labore vor einer Überlastung beim Auswerten von Corona-Tests. Die Testkapazität sei bundesweit erstmalig zu 100 Prozent ausgereizt, teilte der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin mit. Inzwischen sei „die rote Ampel überfahren“ worden. Bei einer weiteren Überflutung drohe ein Zusammenbruch der Versorgung. Nötig sei, die Testkapazitäten auf besonders dringliche Fälle zu konzentrieren. Ein Überblick, wo derzeit wie getestet wird.

Was sind Antigen-Schnelltests?

Mit Antigen-Tests – auch Point-of-Care-Tests (POCT) genannt – lässt sich per Rachen-Nasen-Abstrich eine Infektion mit dem Coronavirus in 15 Minuten nachweisen. Dabei wird nach Proteinfragmenten der Viren gesucht. Der Test zeigt, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest, in einem Testfeld das Ergebnis an. Der Abstrich muss allerdings durch geschultes Personal erfolgen. So werden etwa in Krankenhäusern, OP-Praxen, Reha-Einrichtungen, Behinderten-, Alten- und Pflegeheimen sowie bei ambulanten Pflegediensten Personen ohne Symptome getestet, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Wann starten Antigen-Tests?

Die Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums, die die Schnelltestung regelt, ist seit Mitte Oktober in Kraft. In NRW wurde nun die Verfügung mit konkreten Umsetzungsvorgaben erlassen. „Nun gehen wir mit Hochdruck daran, unseren Bedarf zu bestimmen und ein Konzept zu erstellen“, sagt Martin Stoof, Chef des Altenstiftes Haus Greefsgarten in Viersen. Dort rechnet man damit, in der nächsten Woche soweit zu sein. Kliniken und Einrichtungen können die Kosten für selbst beschaffte POCT-Antigen-Tests mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) abrechnen.

Kann man die Tests kaufen?

Nein. Die Apotheken in Deutschland dürfen keine Corona-Schnelltests an Privatkunden abgeben. Das Infektionsschutzgesetz erlaubt die Abgabe nur an medizinisch geschultes Personal. Damit soll sichergestellt werden, dass der Test richtig durchgeführt wird.

Wie sicher sind Antigen-Tests?

Die Sensitivität eines Tests gibt an, bei wie vielen Testpersonen eine Infektion tatsächlich erkannt wird. Für die derzeit erhältlichen Tests liegt die Sensitivität zwischen 82,5 und 97,4 Prozent. Damit sind sie deutlich unsicherer als zum Beispiel die PCR-Tests, bei denen eine Schleimprobe im Labor aufbereitet wird, was aber mehrere Stunden dauert. „Die Schnelltests müssen sich in der Versorgung erst noch beweisen“, heißt es seitens des Labor-Verbands. Ein positiver Antigen-Test muss laut Robert-Koch-Institut daher immer auch durch einen positiven PCR-Test bestätigt werden. Dessen Ergebnis liegt frühestens 24 Stunden, manchmal erst Tage später vor.

Wo kann man sich testen lassen?

Einzelpersonen, die symptomfrei sind und sich aus Unsicherheit testen lassen wollen, müssen sich an private Testzentren wenden und die Kosten selbst tragen. Private Testzentren befinden sich etwa an den Flughäfen und Hauptbahnhöfen Düsseldorf und Köln. Die Kosten liegen je nach Anbieter zwischen rund 36 und 60 Euro.

Wer bekommt den Test?

Pflegeeinrichtungen müssen ein Test-Konzept erstellen. Das zuständige Gesundheitsamt prüft das Konzept und legt fest, wie viele Antigen-Tests die jeweilige Einrichtung beschaffen kann. Die Menge richtet sich nach der Zahl der Menschen, die in der Einrichtung behandelt, betreut, gepflegt oder untergebracht werden.

Wen testen die KV-Testzentren?

Diese Zentren testen überwiegend Patienten mit Symptomen auf Überweisung oder Anmeldung des Hausarztes, sagt ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Dabei kommt in der Regel der zuverlässigere, aber langwierige PCR-Tests zum Einsatz. Oft haben Gesundheitsämter in solchen Testzentren eigene Bereiche, in denen Kontaktpersonen auch ohne Symptome getestet werden. Hier können auch Antigen-Schnelltests zum Einsatz kommen.

Wie testen Fluglinien?

Einige Fluglinien testen derzeit auf ausgewählten Flugverbindungen Schnelltests. United Airlines setzt diese auf Flügen von San Francisco nach Hawaii ein, um so Quarantänepflichten am Reiseziel zu umgehen. Auch die Lufthansa erprobt auf Flügen zwischen Wien und Berlin sowie München und Hamburg den Einsatz von Schnelltests. Bis zum 8. November müssen Reiserückkehrer aus Risikogebieten in eine 14-tägige Qurantäne. Sie haben dann einen Anspruch auf eine kostenlose PCR-Testung, die bei einem Arzt oder in einem KV-Testzentrum durchgeführt werden kann.

Was ist mit dem dm-Selbsttest?

Die Drogeriekette bietet im Online-Shop einen Antikörper-Test an. Mit einer selbst entnommenen Blutprobe kann der Kunde herausfinden, ob er sich in der Vergangenheit mit dem Coronavirus infiziert und Antikörper auf den entsprechenden Erreger gebildet hat. Die Probenauswertung erfolgt in einem Labor. Derzeit prüft das baden-württembergische Sozialministerium, ob die Abgabe solcher Tests an Privatpersonen überhaupt zulässig ist. Antikörper-Tests können eine Infektion erst im Nachhinein feststellen und eignen sich nicht zum Nachweis einer akuten Infektion.

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