Forstamt warnt Darum brechen derzeit im Wald die Äste ab

Bonn · Besorgte Waldspaziergänger melden den Forstämtern im Ruhrgebiet in diesen Wochen immer mehr abgebrochene, belaubte Äste. Auch im Rheinland beobachten Experten dieses Phänomen. Ist der fehlende Regen die Ursache?

Vermutlich wegen Trockenheit brechen in Ruhrgebietswäldern immer mehr belaubte Äste ab und stürzen plötzlich zu Boden. Der Leiter des Regionalforstamts Ruhrgebiet, Reinhart Hassel, wies am Mittwoch auf die Gefahr sogenannter Grünastabbrüche hin. Dabei könnten grüne Äste einfach so ohne Vorwarnung und ohne Wind- oder Sturmeinwirkung abbrechen und zur tödlichen Gefahr werden, sagte Hassel der Deutschen Presse-Agentur. Auch im Rheinland seien solche Abbrüche bekannt, aber kein Grund zur Sorge oder den Wald gänzlich zu meiden.

Die Äste brächen laut Hassel häufig in den Abendstunden, aber auch tagsüber ab. Sie seien mitunter 30 Zentimeter dick. "Wer unter einen solchen Ast gerät, hat kaum eine Chance. Das macht sie gefährlich." Den Forstämtern im Ruhrgebiet lägen in diesem Sommer bereits mehr als 20 Meldungen solcher Abbrüche vor. Verletzt worden sei aber bislang niemand. Der Förster rief die Bevölkerung zur Aufmerksamkeit auf. Beim Spaziergang unter Bäumen solle man auf Knackgeräusche achten.

Kein Grund zur Panik

Stephan Schütte vom Landesbetrieb Wald und Forst NRW sieht die Sache etwas entspannter und mahnt, keine "Naturpanikmache" zu betreiben. Bei längeren Trockenperioden sei es ein bekanntes Phänomen, dass eigentlich stabil wirkende Äste abbrächen. Schwachstellen durch Trockenheit würden jedoch nicht bei Windstille, sondern eben vor allem bei Gewittern zum Durchbrechen bewegt werden.

Schütte selbst hätte so etwas erst zwei Mal erlebt, auch gebe es in der Region keine derartigen Meldungen von Spaziergängern. Er empfiehlt ebenfalls, die Ohren nach verräterischem Knacken offen zu halten. Letztendlich sei ein Waldbesuch zum Zweck der Erholung immer auf eigene Gefahr. Und Schütte appelliert an den gesunden Menschenverstand: "Wer bei Gewitter in den Wald geht, bringt sich selbst in Gefahr."

Bekanntes Phänomen bei langer Trockenheit

Hassel aus dem Ruhrgebiet betonte, dass es noch keine eindeutige Erklärung für das Phänomen gebe, das hauptsächlich an Laubbäumen auftrete. Er glaubt jedoch, dass die langanhaltende Trockenheit die Ursache ist. Normalerweise werde in den Bäumen Wasser von den Kronen aus dem Boden gesaugt und mit Hilfe halbdurchlässiger Zellen zu den Blättern transportiert.

"Ist kein Wasser oder nicht genügend Feuchtigkeit vorhanden, wird Luft angesaugt", sagte er. Dies sei fatal für betroffene Bäume. "Der Druck in den Zellen fällt ab, es entsteht eine Luftembolie, die Zellen verlieren ihre Spannung und können das Gewicht der Äste nicht mehr tragen." Diese könnten schließlich abbrechen. "Meistens passiert es dann, wenn wir eine längere Trockenheit haben." (mit Material von dpa)

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