Corona-Krise D wie Drosten, Q wie Querdenken: Das ABC zum Krisenjahr

Berlin · Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Geprägt war es vor allem durch die Corona-Pandemie. Es gab aber auch einen Kurzzeit-Ministerpräsidenten, Demonstrationen und Ärger um Kassenzettel. Zeit, auf wichtige Begriffe aus dem Krisenjahr zurückzublicken.

Selten gab es ein Jahr, das so stark von einem Thema geprägt wurde wie 2020: Spätestens seit dem Frühjahr drehte sich fast alles um das Coronavirus.

Selten gab es ein Jahr, das so stark von einem Thema geprägt wurde wie 2020: Spätestens seit dem Frühjahr drehte sich fast alles um das Coronavirus.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Selten gab es ein Jahr, das so stark von einem einzelnen Thema geprägt wurde wie das Jahr 2020: Spätestens seit dem Frühjahr drehte sich fast alles um das Coronavirus Sars-Cov-2. Das spiegelt sich auch in unserem ABC der wichtigsten Begriffe des Jahres wider.

A wie App

Seit Mitte Juni können sich Bürger die Corona-Warn-App des Bundes auf ihre Smartphones laden. Das Ziel: Corona-Infektionsketten besser erkennen. Kritiker stellen aber immer wieder die Wirksamkeit in Frage. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) etwa bezeichnete sie als „zahnlosen Tiger“.

 Die Corona-Warn-App mit der Seite zur Risiko-Ermittlung ist im Display eines Smartphone zu sehen.

Die Corona-Warn-App mit der Seite zur Risiko-Ermittlung ist im Display eines Smartphone zu sehen.

Foto: dpa/Oliver Berg

B wie Black Lives Matter

Nach der brutalen Tötung des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in den USA gehen im Juni auch in deutschen Städten Zehntausende auf die Straße. Der Protest richtet sich gegen Rassismus und Polizeigewalt. Es folgen Debatten über Rechtsextremismus in der Polizei.

 Dresden: Teilnehmer einer Demonstration gegen Rassismus gehen mit einem Transparent mit der Aufschrift «Black Lives Matter» über den Neumarkt.

Dresden: Teilnehmer einer Demonstration gegen Rassismus gehen mit einem Transparent mit der Aufschrift «Black Lives Matter» über den Neumarkt.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

B wie Bonpflicht

Vor allem vor Ausbruch der Corona-Pandemie sorgt die Bonpflicht für Aufsehen, die Händler mit elektronischen Kassensystemen verpflichtet, Kunden bei jedem Kauf unaufgefordert einen Beleg zu geben. Das soll Steuerbetrug verhindern. Handel und Handwerk kritisieren die Vorschrift als bürokratisch und überflüssig.

Handel und Handwerk kritisieren die Bonpflicht als bürokratisch und überflüssig.

Handel und Handwerk kritisieren die Bonpflicht als bürokratisch und überflüssig.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

C wie CDU-Vorsitz

Nach der Ankündigung von Annegret Kramp-Karrenbauer, den CDU-Vorsitz - und damit auch die Kanzlerkandidatur - abzugeben, kündigen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Außenpolitiker Norbert Röttgen und Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz ihre Kandidatur an. Als ein Parteitag verschoben wird, wirft Merz Teilen des „Partei-Establishments“ vor, ihn verhindern zu wollen.

 Die drei Kandidaten für den Bundesvorsitz der CDU, Armin Laschet (r-l), Friedrich Merz und Norbert Röttgen stellen sich den Fragen der Jungen Union (JU) -Mitglieder bei einem Online-Talk.

Die drei Kandidaten für den Bundesvorsitz der CDU, Armin Laschet (r-l), Friedrich Merz und Norbert Röttgen stellen sich den Fragen der Jungen Union (JU) -Mitglieder bei einem Online-Talk.

Foto: dpa/Michael Kappeler

D wie Drosten

Wie kein anderer steht Christian Drosten für die Virologen, Epidemiologen und Ärzte, die zuvor nur Fachkreise kannten, auf die während der Corona-Krise aber das ganze Land blickt. Plötzlich kennen auch Wissenschaftslaien etwa die Virologen Hendrik Streeck und Alexander Kekulé oder RKI-Chef Lothar Wieler.

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité, steht auf einem Flur des Instituts, in dem Untersuchungen zum Coronavirus laufen.

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité, steht auf einem Flur des Instituts, in dem Untersuchungen zum Coronavirus laufen.

Foto: dpa/Christophe Gateau

H wie Hanau

Im Februar erschießt ein 43 Jahre alter Deutscher aus rassistischen Motiven neun Menschen mit ausländischen Wurzeln. Später tötet er seine Mutter und schließlich sich selbst. Die Tat lässt Rassismus-, Muslimfeindlichkeits- und Antisemitismus-Debatten neu aufflammen und bewegt viele dazu, die Namen der Opfer zu teilen - um nicht wie oft bei Anschlägen dem Täter Öffentlichkeit zu geben. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gedenkt ihrer: Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Said Nesar Hashemi, Vili-Viorel Păun, Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Fatih Saraçoğlu, Kaloyan Velkov.

 Hanau: Mehrere hundert Menschen halten bei der offiziellen Gedenkveranstaltung zu den rassistisch motivierten Anschlägen in Hanau Schilder mit den Fotos von Opfern in den Händen.

Hanau: Mehrere hundert Menschen halten bei der offiziellen Gedenkveranstaltung zu den rassistisch motivierten Anschlägen in Hanau Schilder mit den Fotos von Opfern in den Händen.

Foto: dpa/Boris Roessler

H wie Heinsberg-Studie

Im Frühjahr während der ersten strengen Corona-Beschränkungen ist die sogenannte Heinsberg-Studie in aller Munde, für die ein Forscherteam um den Virologen Hendrik Streeck Untersuchungen in Gangelt im NRW-Kreis Heinsberg anstellt, einem frühen Epizentrum der Pandemie. Die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Auftrag gegebene Studie sorgt für Aufsehen, aber auch Kritik an der Methodik und der Begleitung durch eine PR-Agentur.

Der Landkreis Heinsberg war eine der am schlimmsten von der Corona-Krise betroffenen Regionen in Deutschland.

Der Landkreis Heinsberg war eine der am schlimmsten von der Corona-Krise betroffenen Regionen in Deutschland.

Foto: dpa/Jonas Güttler

K wie Kemmerich

Im Februar wird der FDP-Politiker Thomas Kemmerich völlig überraschend mit den Stimmen der AfD-Abgeordneten zum Regierungschef in Thüringen gewählt, nimmt die Wahl an und löst damit ein politisches Erdbeben aus. Wenig später tritt er zurück, am Ende wird Bodo Ramelow (Linke) wieder Ministerpräsident.

 Thomas Kemmerich, Thüringens neu gewählter Ministerpräsident, gibt ein Statement im Landtag.

Thomas Kemmerich, Thüringens neu gewählter Ministerpräsident, gibt ein Statement im Landtag.

Foto: dpa/Martin Schutt

M wie Ministerpräsidentenkonferenz

Während sie vor der Pandemie selten im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, kommt der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) plötzlich große Bedeutung zu, wenn es bei der Abstimmung von Bund und Ländern um neue Maßnahmen geht. Teils finden die Gespräche mit Kanzlerin Merkel im Wochentakt statt.

Hamburg: Die Flaggen der deutschen Bundesländer sind vor Beginn einer Sitzung der Ministerpräsidentenkonferenz im Rathaus zu sehen.

Hamburg: Die Flaggen der deutschen Bundesländer sind vor Beginn einer Sitzung der Ministerpräsidentenkonferenz im Rathaus zu sehen.

Foto: dpa/Christian Charisius

P wie Parlament

In der MPK sind die Regierungen vertreten, Bundestag und Landesparlamente bleiben außen vor. Auch um die Frage, wie viel Mitspracherecht die Parlamente etwa bei Corona-Maßnahmen haben sollen, entbrennt eine Debatte. Vorerst einigt man sich mit der Reform des Infektionsschutzgesetzes im November, das „Leitplanken“ für die Regierungen vorsieht und etwa festhält, dass für Verordnungen unter anderem eine Pflicht zur öffentlichen Begründung kommt.

 Wie viel Mitspracherecht sollen die Parlamente bei Corona-Maßnahmen haben? Eine Debatte im Krisenjahr.

Wie viel Mitspracherecht sollen die Parlamente bei Corona-Maßnahmen haben? Eine Debatte im Krisenjahr.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

P wie Pflegekräfte

Auf die Pflegekräfte kommt es in der Pandemie entscheidend an. Im Frühjahr während der Ausgangsbeschränkungen drücken manche per Klatschen auf dem Balkon ihre Anerkennung aus, die Krise macht aber auch auf ihre Bezahlung aufmerksam. Es folgt ein Tarifvertrag mit etwas höheren Gehältern, außerdem gibt es Corona-Prämien.

Q wie Querdenken

Im April demonstriert in Stuttgart erstmals die Initiative „Querdenken“ gegen aus ihrer Sicht eingeschränkte Grundrechte. Wenig später protestieren Tausende, nicht mehr nur im Südwesten und nicht mehr nur bei „Querdenken“. Die Demonstrationen prägen die Corona-Zeit mit. Teils setzt sich der Begriff „Corona-Leugner“ durch - auch wenn nicht alle die Existenz und Gefährlichkeit des Virus bezweifeln. Verschwörungsmythen sind aber weit verbreitet. Auf die Straße geht eine Mischung aus Menschen, die teilweise zum ersten Mal auf Demos gehen: von Esoterikern, Friedensbewegten bis hin zu Reichsbürgern und offen Rechtsextremen. Etwa der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, warnt: „Das Selbstbild als verfolgtes Opfer ist und war ein zentrales Element antisemitischer Einstellungen.“

 Teilnehmer einer Kundgebung der Initiative «Querdenken» gegen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie stehen auf dem Alexanderplatz.

Teilnehmer einer Kundgebung der Initiative «Querdenken» gegen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie stehen auf dem Alexanderplatz.

Foto: dpa/Christoph Soeder

R wie Reichsflaggen

Ende Oktober überrennen 300 bis 400 Protestler bei einer großen Demo in Berlin die Absperrgitter am Reichstagsgebäude. Auf den Treppen vor dem Parlament werden schwarz-weiß-rote Reichsflaggen geschwenkt, ein Symbol der Rechtsextremen.

 Teilnehmer einer Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen stehen vor dem Reichstag, ein Teilnehmer hält eine Reichsflagge.

Teilnehmer einer Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen stehen vor dem Reichstag, ein Teilnehmer hält eine Reichsflagge.

Foto: dpa/Fabian Sommer

R wie Rundfunkbeitrag

Vordergründig geht es um ganze 86 Cent, als sich ab Ende November die Kenia-Koalition in Sachsen-Anhalt übel über die geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags verkracht. Tatsächlich stellt sich der CDU eine Gretchenfrage: „Wie hältst du's mit der AfD?“ Beide Parteien wollen das Beitragsplus verhindern und hätten zusammen eine Mehrheit, was der CDU den Vorwurf einbringt, sich zu sehr mit der Rechtsaußen-Oppositionspartei einzulassen. Die Koalition mit SPD und Grünen wackelt. Weil Innenminister Holger Stahlknecht eine Minderheitsregierung seiner Partei ins Spiel bringt, wird er von Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) entlassen. Der zieht schließlich den Gesetzentwurf zurück und erspart allen eine mögliche gemeinsame Abstimmung von CDU und AfD. Die Koalition hält. Der Staatsvertrag aber ist weiter blockiert. Kurz vor Weihnachten weist das Bundesverfassungsgericht Eilanträge von ARD, ZDF und Deutschlandradio gegen die Blockade ab. Damit kann der monatliche Beitrag nicht wie geplant zum Jahreswechsel steigen.

 Ein Anschreiben und Überweisungsträger für die Rundfunkgebühren.

Ein Anschreiben und Überweisungsträger für die Rundfunkgebühren.

Foto: dpa/Nicolas Armer

V wie Verfassungsschutz

Der von AfD-Politikern gegründete rechtsnationale „Flügel“ um den Wortführer Björn Höcke ist, wie im März bekannt wird, ein Beobachtungsfall für den Verfassungsschutz. Wie im Dezember bekannt wird, steht auch eine bundesweite Einstufung der gesamten AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall im Raum. Und der baden-württembergische Verfassungsschutz beobachtet ab Dezember mehrere maßgebliche Akteure der dortigen „Querdenken“-Bewegung.

(dpa)
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