Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung Deutsche nach Überschwemmung in Frankreich festgenommen

MARSEILLE · Nach Überschwemmungen auf einem Campingplatz in Südfrankreich wird ein 66-jähriger Deutscher vermisst. Rund 160 Menschen mussten mit Hubschraubern und Tauchern gerettet werden. Zwei deutsche Verantwortliche wurden festgenommen.

Nach der Überschwemmung eines deutschen Ferienlagers in Südfrankreich hat die Polizei zwei deutsche Verantwortliche festgenommen. Gegen den Vorsitzenden und den stellvertretenden Vorsitzenden der Jugendförderung St. Antonius in Leverkusen bei Köln werde unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung und Betreibens eines Campingplatzes ohne behördliche Genehmigung ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft Nîmes der Nachrichtenagentur AFP am Freitag mit.

Zudem wird den beiden Männern nach Angaben von Staatsanwalt Eric Maurel zur Last gelegt, "das Leben anderer in Gefahr gebracht zu haben". Ein Betreuer des Ferienlagers wird vermisst, seit der Campingplatz in Saint-Julien-de-Peyrolas am Donnerstag nach heftigen Regenfällen überschwemmt wurde. Die Gemeinde wirft den deutschen Betreibern vor, ihren Zeltplatz zu nah an den Fluss Ardèche gebaut zu haben, der sich in ein reißendes Gewässer verwandelte. Die Behörden erklärten, sie hätten die Deutschen 48 Stunden vor dem Drama vor der möglichen Überschwemmung gewarnt.

Wie die südfranzösische Polizei mitteilte, wurde der Wohnwagen des 66-jährigen Betreuers von den Wassermassen weggerissen und später zerstört am Ufer der Ardèche aufgefunden. Von dem Mann fehle jede Spur, hieß es.

Er gehört nach Angaben der Behörden offenbar zu den Betreuern einer Gruppe deutscher Kinder und Jugendlicher aus dem Raum Leverkusen, die vor den Überschwemmungen gerettet werden mussten. Insgesamt wurden rund 160 Menschen von drei Zeltplätzen nach Angaben der Einsatzkräfte mit Hilfe von Hubschraubern und Tauchern in Sicherheit gebracht.

Vier Menschen wurden in Krankenhäusern behandelt, darunter auch ein Kind, das an Unterkühlung litt. Fast 270 Feuerwehrleute sowie vier Helikopter waren im Einsatz. Die Ardèche ist ein beliebtes Urlaubsziel unter anderem für Kanufahrer und Wanderer.

Auf den betroffenen Campingplätzen richteten die Wassermassen schwere Zerstörungen an: Zahlreiche Zelte wurden weggerissen, der Boden verwandelte sich in Schlamm. Die 37-jährige Touristin Gudrun Weissmeyer aus München sagte, sie brauche mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern nun dringend eine Notunterkunft. Sie hätten nicht mit solchen Unwettern gerechnet und müssten nun in Sandalen durch den Schlamm waten.

Auch die Präfektur des Départements Gard sprach von "außergewöhnlich" starken Regenfällen. Wegen möglicher Überschwemmungen waren zuletzt noch acht Verwaltungsbezirke im Süden und Osten Frankreichs in Alarmbereitschaft.

In der Touristenregion um die Flüsse Dordogne und Lot fiel in tausenden Haushalten der Strom aus. Auch in Lothringen und an der Mosel nahe der deutschen Grenze waren zahlreiche Menschen betroffen. In der Umgebung des Ortes Forbach nahe Saarbrücken rückte die Feuerwehr zu mehreren Noteinsätzen aus. In Straßburg und Metz blieben Parks und städtische Friedhöfe sicherheitshalber geschlossen.

Nach einer wochenlangen Hitzewelle hatte der Wetterdienst Météo France ähnlich wie im Westen und Südwesten Deutschlands vor heftigen Regenfällen und Gewittern gewarnt.

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