Deutscher Top-Florist will Weltmeister werden

Berlin · Blumen haben viele Deutschen vor allem dann in der Hand, wenn es etwas zu feiern gibt. Bei Jürgen Herold ist das anders: Für ihn bedeuten Gerbera, Kallas & Co harte Arbeit - und im Moment auch Nervenkitzel.

 Jürgen Herold lässt Blumen sprechen. Foto: Stephanie Pilick

Jürgen Herold lässt Blumen sprechen. Foto: Stephanie Pilick

Foto: DPA

Der Top-Florist tritt in dieser Woche als Vertreter Deutschlands bei der internationalen Floristen-Weltmeisterschaft (11. bis 13. Juni) in Berlin an. Ob er sich gegen die Konkurrenz aus 25 anderen Nationen durchsetzen kann?

"Ich vermeide es immer, mich mit meinen Kontrahenten zu beschäftigen", sagt der 32-Jährige, der selbstständig in einem Studio im Stadtteil Neukölln arbeitet. Blumenschmuck sei immer auch eine kulturelle Angelegenheit. Wie seine Kreationen bei der sechsköpfigen Jury ankommen, hat also durchaus auch mit deren Herkunft tun. Die Juroren gehen allerdings nach einem einheitlichen Bewertungssystem vor. Zuletzt holte ein Norweger den Titel.

Aber was macht einen guten Blumenstrauß überhaupt aus? Neben Farbauswahl und Technik schaut die Jury nach Angaben der Veranstalter auch auf die Gesamtkomposition und die Kreativität der Teilnehmer.

Wer die duftenden Pflänzchen verschenken will, dem rät Herold Folgendes: "Am besten kommt ein Blumenstrauß an, wenn man damit zeigt, dass man jemanden kennt." Das könne etwa dadurch sein, dass die Farben zur Wohnungseinrichtung passten. Oder man bestimmte Vorlieben und Abneigungen des Beschenkten berücksichtige.

Ob er seiner Liebsten schon mal Blumen geschenkt hat, weil er etwas ausgefressen hat? Herold überlegt kurz und lacht. "Nein", sagt er dann. Dass er auf der Hochzeit mit seiner Verlobten die Blumenarrangements bestimmt, kann sich der Familienvater hingehen sehr gut vorstellen. Generell ist sein Credo: "Blumen gehen immer."

Auf die WM bereitet sich der Florist, der sich selbst eher als Handwerker denn als Künstler sieht, nach eigenen Worten seit März vor - und probt Kreationen in seinem Studio. Der Wettbewerb wird nach 33 Jahren erstmals wieder in Deutschland ausgetragen. Ein Heimvorteil für den Wahlberliner? "Ich kann von hier aus hinlaufen, dass ist schon ein gewaltiger Vorteil", sagt der 32-Jährige. "Ich muss keine Übersee-Container mitnehmen. Darum werde ich schon beneidet."

Beim Wettkampf selbst darf er drei vorbereitete Arbeiten präsentieren. Es folgen Überraschungsaufgaben. Besonders am Herzen liegt Herold eine gänzlich organische Kreation mit Blumen - deren Bestandteile irgendwann komplett verrotten. Rund 400 selbstgemachte kleine Wachsvasen sollen daran befestigt und mit Blumen bestückt werden, erzählt er. Warum ihm die Öko-Kreation so wichtig ist? "Weil es das Beste ist, was ich je gemacht habe."

Und gemacht hat der Wahlberliner schon einiges: Mit 16 Jahren begann er die Ausbildung zum Floristen. "Weil ich keine Stelle als Goldschmied gefunden habe." Sein Schaden war das nicht: 2012 wurde er deutscher Meister. Inzwischen ist er für seine Aufträge international unterwegs - war beruflich in Polen, Russland und Belgien. Einen klassischen Blumenladen betreibt Herold nicht, er arbeitet für verschiedene Auftraggeber. Auch die Dekoration vom Spiegelsaal beim Semperopernball hat er schon übernommen, wie er erzählt.

Ob das reicht, um nach dem deutschen auch den internationalen Meistertitel zu holen? "Alles, was unter den ersten fünf Plätzen liegt, wäre okay", sagt Herold. "Alles, was danach kommt, ist nur noch Sahnehaube."

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