Nerviges Urgetier Die Minnegesänge der Laubheuschrecke
BONN · Megalosaurus und Lexovisaurus hätten es sich richtig gut gehen lassen können. In der Mittleren Jura herrschte ein weitgehend warmes Klima. Dichte Wälder beherrschten die Erde, was besonders dem Lexovisaurus gefiel.
Das mächtige sechs Meter lange Tier mit den ausladenden Knochenplatten auf dem Rücken liebte den Wald, wo es jede Menge Möglichkeiten gab, seine Eier vor Feinden zu verstecken. Mit einer Gesamtlänge von neun Metern, einer Höhe von drei Metern und einem geschätzten Lebendgewicht von fast einer Tonne gehörte der Megalosaurus zu den Feinden des Lexovisaurus. Das Raubtier lief auf den Hinterbeinen und liebte es, im Rudel zu jagen. Anders war diesen plattenbehängten Sauriern ja nicht beizukommen.
Im Grunde also ideale Voraussetzungen für beide Saurierarten. Und dennoch gab es damals vor etwa 165 Millionen Jahren Dinge, die einem gehörig auf die Nerven gehen konnten: die Minnegesänge der Laubheuschrecke Archaboilus musicus. Chinesische, englische und US-Forscher haben ihren Klang jetzt rekonstruiert.
Professor Jes Rust vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn ist begeistert. "Die gleichförmigen Staccatos, die die Männchen durch Reiben ihrer Flügel erzeugten, sind wohl kaum dazu geeignet, einen Pop-Hit zu landen. Doch waren die monotonen Beats offensichtlich anziehend genug, Weibchen zu betören - sonst wären die Laubheuschrecken wohl längst ausgestorben", meint er.
Im Prinzip klingt es wie ein gleichförmiges Quietschen einer schlecht geölten Schaukel oder Schranktür. Und diese Assoziation bekommt man beim Zuhören auch gleich - als wollte einen ein kleiner Bengel durch Hin- und Herschwingen der alten Schranktür ärgern. Bis Dienstagabend wollten sich jedenfalls allein auf YouTube schon 12.826 Interessierte das Geräusch aus den Urwäldern der Mitteljura anhören.
