Literaturnobelpreis für Mo Yan Diesmal gibt es viel Lob vom Staat

Chinesische Intellektuelle und Mikroblogger reagieren unterschiedlich auf Chinas Literaturnobelpreisträger Mo Yan.

 Der 57-jährige Mo Yan ist nicht der erste chinesische Staatsbürger, der den renommierten Literaturnobelpreis erhält. Die Aufnahme zeigt ihn im August 2011 in einem Theater in Peking.

Der 57-jährige Mo Yan ist nicht der erste chinesische Staatsbürger, der den renommierten Literaturnobelpreis erhält. Die Aufnahme zeigt ihn im August 2011 in einem Theater in Peking.

Foto: ap

Auf dem chinesischen Kurznachrichtendienst Sina-Weibo schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. Nur wenige Minuten, nachdem die Jury in Stockholm am Donnerstag pünktlich um 13 Uhr bekannt gab, dass der chinesische Schriftsteller Mo Yan dieses Jahr den Literaturnobelpreis verliehen bekommt, ratterte es nur so an Einträgen über den auch in China bekannten Schriftsteller.

Einer der ersten Einträge mit dieser Nachricht hatte nach nur wenigen Minuten bereits über 460.000 Abrufe, kommentiert wurde er von Zehntausenden. Und sämtliche Einträge waren auch Stunden später ohne weiteres abrufbar.

Anders als vor zwei Jahren bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo, schritt die chinesische Internetpolizei bei Einträgen zu Mo nicht ein. "Wir sind alle sehr stolz auf Mo", freute sich ein Mikroblogger auf Weibo. "Endlich ist China auch als Kulturnation wieder zurück auf der Weltbühne."

Dass in diesem Jahr der Literaturnobelpreis an Mo Yan geht, sorgt auch bei Chinas Führung für sehr große Freude. Die autoritär regierende Kommunistische Partei sieht in dem 57-jährigen Autoren einen von ihnen. Obwohl Mo in seinen Bücher immer wieder soziale Missstände kritisiert, verehrt ihn das Regime als einen seiner bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart.

Umso größer war die Begeisterung der chinesischen Staatsmedien auch über die Begründung des Nobelpreiskomitees in Stockholm: Mo Yan verbinde "mit halluzinatorischem Realismus Volksmärchen, Geschichte und Zeitgenössisches". Mit einer Mischung aus Fantasie und Realität habe der Autor des Werkes "Das rote Kornfeld" eine Welt geschaffen, "die in ihrer Komplexität an die in den Werken von William Faulkner und Gabriel García Márquez erinnert", erklärte die Schwedische Akademie der Wissenschaften.

In diesem Jahr ist der Nobel-Preis, der am 10. Dezember überreicht werden soll, mit fast 930.000 Euro dotiert. Aus Sicht von Chinas Führung ist es das erste Mal, dass ein chinesischer Staatsbürger diesen renommierten Literaturpreis erhält.

Im Jahr 2000 war der im französischen Exil lebende chinesische Schriftsteller Gao Xingjian der Preisträger. Die Volksrepublik erkennt den Dissidenten aber nicht als den ihren an. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an den im Gefängnis sitzenden Schriftstellers Liu Xiaobo vor zwei Jahren verschwieg die Führung sogar komplett. Seine Werke gibt es in China an offiziellen Ladentischen nicht zu kaufen.

Mos Werke sind hingegen im ganzen Land bekannt. Er hat nicht nur Dutzende Romane, sondern auch zahlreiche Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. Mit seinen Geschichten aus seinem Heimatdorf in der Provinz Shandong thematisiert er vor allem das harte Leben in Chinas ländlichen Provinzen.

Es gibt jedoch auch jede Menge kritische Stimmen: Als Literat sei Mo doch eher zweitklassig, schreibt ein Mikroblogger auf Weibo. Vor allem aber sei er unpolitisch. "Wie kann jemand über Chinas Armut auf dem Land schreiben, ohne einen Bezug zur Kommunistischen Partei zu schaffen", kritisiert er. Scharfe Kritik kommt auch von regimekritischen Schriftstellern. "Ich denke, der Nobelpreis sollte an niemanden verliehen werden, der Mao Zedong lobt, egal wie populär sein Werk ist", schreibt etwa der Exilautor Yu Jie auf der Webseite des internationalen Pen-Clubs.

Yu Jie verweist darauf, dass Mo Yan bei der Frankfurter Buchmesse 2009 mit der offiziellen chinesischen Delegation den Saal verlassen hatte, als regimekritische Autoren an einem Forum teilnehmen wollten. "Das hat gezeigt, dass seine Rolle nicht die eines unabhängigen Schriftstellers ist, sondern die eines Schreibers der Kommunistischen Partei."

Wichtige Werke von Mo Yan:
Der chinesische Schriftsteller Mo Yan wurde im Westen mit seinem Buch "Das rote Kornfeld" (deutsch 1993) bekannt. Weitere wichtige Titel: Die Knoblauchrevolte (deutsch 1997); Trockener Fluß und andere Geschichten (deutsch 1997); Die Schnapsstadt (deutsch 2002); Die Sandelholzstrafe (deutsch 2009); Der Überdruss (deutsch 2009); Große Brüste und breite Hüften (englisch 2004); Der kristallene Rettich (französisch 1993); Wa (Frösche)(erscheint nach Angaben des Hanser Verlags 2013 in Deutsch). (dpa)

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