Freizeit DLRG: Immer mehr Menschen sterben beim Baden

Bad Nenndorf · Mindestens 425 Menschen sind seit Januar in deutschen Gewässern ertrunken. Leichtsinn und Selbstüberschätzung führen oft zu den Unglücken. Eine besondere Risikogruppe stellen Flüchtlinge dar.

 Ein Rettungsschwimmer beobachtet am Strand von Bansin auf Usedom einen Schwimmer.

Ein Rettungsschwimmer beobachtet am Strand von Bansin auf Usedom einen Schwimmer.

Foto: Tilo Wallrodt/Archiv

Die Zahl der Badetoten steigt: Seit Jahresbeginn sind in Deutschland mindestens 425 Menschen ertrunken, 46 mehr als in den ersten acht Monaten 2015.

Das sei die höchste Zahl an Badetoten in diesem Zeitraum seit acht Jahren, teilte die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bad Nenndorf mit.

Weil aktuell vielerorts wieder bestes Badewetter herrscht, rechnet die DLRG für das gesamte Jahr 2016 mit einem noch deutlicheren Anstieg der Todesfälle.

Die Unfälle passierten meist in unbewachten Binnengewässern: 187 Menschen ertranken in Flüssen, 140 in Seen und Teichen und 22 in Kanälen. Demgegenüber sind die Küsten von Nord- und Ostsee laut DLRG relativ sicher, weil die Badestellen von Mitte Mai bis Mitte September von Rettungsschwimmern bewacht werden. Im Meer starben bis Ende August 17 Menschen.

Als besondere Risikogruppe sehen die Lebensretter Flüchtlinge. Seit Januar ertranken 56 Asylsuchende, mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2015. Die DLRG habe bereits reagiert, sagte Präsident Hans-Hubert Hatje: "In diesem Sommer haben wir kurzfristig Baderegeln als Piktogramme erstellt und den Kommunen wie Städten kostenlos zur Verfügung gestellt."

Vermutlich, weil die Monate Juni bis August diesmal nicht so heiß waren wie 2015, sank in dieser Zeit die Zahl der Todesfälle im Vergleich zum vorigen Sommer. "Der durchwachsene August hat verhindert, dass noch mehr Menschen ertranken", sagte Hatje.

Die Zahl der tödlichen Unfälle in Schwimmbädern stieg um 7 auf nun 17 Fälle. In Hafenbecken, Gräben und sonstigen Orten kamen 42 Menschen ums Leben. In privaten Swimmingpools gab es laut DLRG keine Todesfälle.

Bei der Geschlechterverteilung zeigte sich ein bekanntes Bild: 76 Prozent der Opfer waren männlich. Bei ihnen seien häufig Selbstüberschätzung, Leichtsinn und oft auch Alkohol die Gründe für das Ertrinken, hieß es.

Erstmals seit Jahren kamen wieder mehr Vorschulkinder ums Leben. In dieser Altersgruppe starben 15 Jungen und Mädchen, sechs mehr als im Vorjahr. Bei den Grundschulkindern stieg die Zahl der Opfer um 4 auf 12. In der Gruppe der 11- bis 14-Jährigen ertranken neun Jugendliche mehr als im Vorjahreszeitraum. DLRG-Präsident Hatje kritisierte: "Diese Zahlen sind das Ergebnis der Bäderschließungen und damit verbundenen Ausfällen von Schwimmunterricht an den Schulen."

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