Prozess in Düsseldorf Ex-Fußballnationalspieler Christoph Metzelder steht vor Gericht

Düsseldorf · Ex-Fußballnationalspieler Christoph Metzelder muss sich ab Donnerstag vor dem Düsseldorfer Amtsgericht verantworten – unter anderem weil er kinder- und jugendpornografische Schriften besessen haben soll.

 Christoph Metzelder, ehemaliger Fußball-Nationalspieler, muss sich in Düsseldorf vor Gericht verantworten.

Christoph Metzelder, ehemaliger Fußball-Nationalspieler, muss sich in Düsseldorf vor Gericht verantworten.

Foto: dpa/Oliver Killig

Die Nachricht aus Hamburg verbreitete sich Anfang September 2019 schnell in ganz Deutschland: Der ehemalige Fußballnationalspieler Christoph Metzelder tauchte im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen kinderpornografischer Bilder auf. Die Hamburger Polizei hatte einen Hinweis bekommen, wonach eine Frau kinderpornografische Bilder von Metzelder zugeschickt bekommen habe. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Hamburg damals mit.

Der Fall wühlte die Öffentlichkeit vor allem deshalb auf, weil Metzelder nach dem Ende seiner Profikarriere unter anderem dafür bekannt war, sich für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche und die Integration junger Migranten einzusetzen, seit dem Jahr 2006 sogar mit einer eigenen Stiftung. Schon vorher hatte er sich als „Schutzengel“ in einem Verein gegen Kinderprostitution und sexuelle Gewalt an Kindern engagiert. In der ARD war der 40-Jährige regelmäßig als Fußballexperte zu sehen – seit Bekanntwerden der Vorwürfe ruht die Zusammenarbeit.

In Düsseldorf startet der Prozess gegen Christoph Metzelder

Eineinhalb Jahre später muss sich Metzelder nun vor Gericht verantworten. Am Donnerstag startet der Prozess gegen ihn vor dem Düsseldorfer Amtsgericht. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren nach Düsseldorf abgegeben, wo Metzelder lebt. Die Ermittler werfen ihm den Besitz kinder- und jugendpornografischer Schriften vor. Er soll es zudem unternommen haben, einer Person Besitz an kinderpornografischen Schriften verschafft zu haben, wie das Amtsgericht Düsseldorf mitteilte. „Der Angeklagte tritt den Vorwürfen entgegen“, heißt es in der Mitteilung.

Seit Bekanntwerden der Vorwürfe sorgt der Fall für viel Wirbel – auch weil Metzelders Anwälte immer wieder verhindern wollten, dass über ihren Mandanten berichtet wird. Die Juristen sahen Metzelders Persönlichkeitsrechte verletzt und wehrten sich gegen die Veröffentlichung einer Pressemitteilung des Düsseldorfer Amtsgerichts, weil dort ihrer Auffassung nach zu viele Details der Anklage standen. Sie beantragten, die Mitteilung löschen zu lassen, scheiterten aber vor dem Verwaltungsgericht. Metzelder ging in die nächste Instanz und erzielte vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster einen Teilerfolg. Das Amtsgericht musste die Mitteilung von der Website nehmen. Allerdings sah das OVG kein Problem darin, dass der Name des Ex-Nationalspielers in der Mitteilung genannt war. Auch das hatte er nachträglich verhindern wollen.

Im August 2020 stand der Name Metzelder auf der Tagesordnung einer Sitzung im NRW-Landtag. Der Rechtsausschuss wollte über den Stand der Ermittlungen diskutieren – auch dagegen wehrte sich Metzelder juristisch. Sein Name wurde von der Tagesordnung genommen, die Abgeordneten debattierten in nicht öffentlicher Sitzung über den Fall. Jeder Versuch der Anwälte, einen Imageschaden für ihren Mandanten abzuwenden, zog allerdings nur eine erneute Berichterstattung über die jüngsten Entwicklungen im Fall Metzelder nach sich.

Als Hauptbelastungszeugin im Prozess gilt eine 42 Jahre alte Frau aus Hamburg, die eine Affäre mit Metzelder gehabt haben soll und behauptet, er habe ihr Bilder geschickt, die den sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen. Weil sie Interesse gezeigt und sich um den Erhalt der Bilder bemüht hatte, so der Vorwurf, wird sich die Frau ebenfalls in einem Verfahren verantworten müssen, wie ein Sprecher des Hamburger Amtsgerichts auf Anfrage mitteilte. Das Gericht hatte einen Strafbefehl in Höhe von 1000 Euro gegen die Frau erlassen, den sie aber nicht akzeptiert und Einspruch eingelegt hatte. Da das Verfahren gegen die Frau noch nicht abgeschlossen ist, kann sie sich im Düsseldorfer Prozess auf ein Aussageverweigerungsrecht berufen.

Anwalt sagt, Christoph Metzelder sei „natürlich nicht pädophil“

Metzelders Kölner Anwalt Ulrich Sommer hat sich auf mehrfache Anfrage unserer Redaktion nicht zurückgemeldet. Dem Fernsehsender „RTL“ sagte er kürzlich, Metzelder sei „natürlich nicht pädophil“ und „über sich selbst erschrocken, als das alles aufgetaucht ist“. Metzelder wisse, was er gemacht habe, und dass er sich seiner Verantwortung stellen müsse. Die Frau aus Hamburg nennt er eine „Provokateurin“, weil sie Metzelder dazu animiert habe, ihr die Bilder zu schicken. Im Hinblick auf den Prozess und eine mögliche Einlassung Metzelders zu den Vorwürfen sagte der Anwalt: „Wir wissen, dass sich ein Verfahren in alle möglichen Richtungen entwickeln kann, und sind natürlich auch auf alle möglichen Richtungen vorbereitet.“

Bei einer Verurteilung droht dem Ex-Nationalspieler eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren. Das Düsseldorfer Amtsgericht hat für den Prozess drei Verhandlungstage angesetzt. Christoph Metzelder selbst hat sich seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe nicht dazu geäußert.

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